Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Typen der italienischen Flotte. Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von Marinemaler C. Schön. 
i. Panzerkreuzer „Amalfi" (10600t Wasserverdrängung). 2. Panzerkreuzer „San Marco" (10200 t Wasserverdrängung). 3. Dreadnought „Dante 
Alighieri" Flaggschiff des I. Geschwaders (19 500 t Wasserverdrängung). 4. Linienschiff „Emanuele Filiberto" (9800 t Wasserverdrängung). 5. Linien- 
schiff „Roma" (12800 t Wasserverdrängung). 6. Dreadnought „Conte di Cavour" (22500 t Wasserverdrängung). 
Nach diesen Veröffentlichungen fragten sich noch 
mehr ruhige und besonnene Leute in Italien als 
vorher, wozu man denn eigentlich durch das Blut- 
meer eines Krieges waten wollte, wenn man fast 
alle nationalen Forderungen ohne Krieg erfüllt be- 
kommen konnte. So fragte der „Avanti", so fragten 
viele andere Zeitungen. Es schien sich ein Umschwung 
zugunsten des Friedens vorzubereiten, die Stimme 
der Vernunft schien endlich von dem aufgeregten 
Volk gehört zu werden. Der Eindruck verstärkte sich, 
als am 13. Mai das Ministerium Salandra zurück- 
trat. Wäre der König ein Mann gewesen und hätte 
er den festen Willen gehabt, den Frieden zu bewahren, 
so hätte es-jetzt in seiner Hand gelegen, Italien von dem 
Abgrund zurückzureißen. Aber Viktor Emanuel III. 
war kein Mann, hörte auf die Einflüsterungen eines 
ehrgeizigen Weibes, wie Napoleon III. im Jahre 1870, 
und seine Umgebung hatte es verstanden, ihm eine 
ungeheuere Angst vor der Revolution einzuflößen. 
Der Versuch, den König zu stürzen, wäre vielleicht 
wirklich von den Kriegshetzern gemacht worden. Sie 
beHerrichten jetzt die Gasse ganz und gar, veranstalteten 
in allen großen Städten Italiens Tag und Nacht 
lärmende Kundgebungen, steigerten durch Zeitungs- 
artikel und Reden die Aufregung des Volkes bis zur 
Siedehitze. In Rom trat der große d'Annunzio selbst 
als Volkstribun auf und ließ das Volk schwören, 
alle Verräter des Vaterlandes zu züchtigen. Wer 
gegen den Krieg war, wurde angespien und geprügelt, 
besonders wer als friedensfreundlicher Abgeordneter 
bekannt war. Das alles schreckte den Schwächling auf 
dem Thron Italiens, der kurz zuvor noch erklärt hatte, 
Österreich-Ungarn brauche keinen Bruch des Bündnisses 
zu fürchten, er würde ja sonst der erste Fürst aus seinem 
Hause sein, der sein Wort bräche. Obwohl er, nach 
diesen Worten zu schließen, die Empfindung hatte, 
daß die Kriegserklärung gegen den Bundesgenossen 
eine Niedertracht sei, gab er doch den Widerstand 
gegen die Kriegshetzer auf. Er wagte es nicht, Giolitti 
mit der Bildung eines neuen Ministeriums zu be- 
trauen, fragte vielmehr bei zwei anderen an, ob sie 
die Aufgabe übernehmen wollten, und als sie, ge- 
ängstigt durch die Haltung der Gasse, ablehnten, legte 
er am 18. Mai die Macht in die Hände Salandras 
zurück. Damit war der Krieg entschieden, denn 
Salandra und Sonnino waren ebenso wie die meisten 
der führenden Zeitungen von England gekauft und 
hatten sich schon längst heimlich dem Dreiverband ver- 
schworen. Die Ereignisse wickelten sich nun rasch ab. 
Giolitti verließ Rom in aller Stille, um nicht vom 
Volke totgeschlagen zu werden. Hier und da ver- 
suchten die Friedensfreunde, Gegendemonstrationen 
gegen die Kriegshetzer zu veranstalten, aber sie konnten 
nicht aufkommen gegen die rasend gemachte Menge, 
und so gaben allmählich die meisten bisherigen Kriegs- 
gegner den Widerstand gegen den Massen Wahnsinn 
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