Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

gekämpft. Die österreichisch-ungarischen Berichte hoben 
mehrfach hervor, rvelch gewaltiges Artilleriefeuer dabei 
aufgewendet wurde. Der Südländer ist nun einmal 
ein Freund vom Lärmen und Knallen, erreicht wurde 
gar nichts. Vom 17. August an tobte ein erbitterter 
Kampf um den Brückenkopf von Tolmein, aber alle 
Angriffe und Vorstöße der Jta- 
liener scheiterten. Am Nachmittag 
und Abend bis in die Nacht 
hinein setzten die Italiener ihre 
Angriffe gegen den Brückenkopf 
fort. Sechsmal stürmten sie heran, 
aber es war alles vergeblich. Er 
blieb fest in den Händen der Ver- 
teidiger. Zum 22. August mel- 
dete der österreichisch-ungarische 
Generalstab: 
„Auch gestern schlugen unsere Trup- 
pen mehrere Angriffe der Italiener 
gegen die Hochfläche von Doberdo ab. 
Stellenweise kam es wieder bis zum 
Handgemenge. Vielfach versucht sich 
der Feind nunmehr methodisch an 
unsere Verteidigungslinien heranzu- 
arbeiten. Der Brückenkopf Tolmein 
stand nachmittags unter Artillerie- 
schnellfeuer. Hierauf griff die feindliche 
Infanterie bis in die Nacht hineir. 
wiederholt vergeblich an. Sie erlitt 
schwere Verluste. An den übrigen 
Fronten hat sich nichts Wesentliches 
ereignet. Das Feuer der schweren 
Artillerie auf unsere Tiroler Werke 
ließ zeitweise nach. 
Heute ist ein Vierteljahr seit der Kriegserklärung unseres 
einstigen Verbündeten verflossen. Die ungezählten Angriffe 
des italienischen Heeres haben nirgends ihre Ziele erreicht; 
wohl aber kosten sie dem Feinde ungeheuere Opfer. Unsere 
General der Kavallerie Freiherr v. König, 
Führer der deutschen Truppen, die in der Nacht vom 
20. zum 21. Juli die von den Russen als uneinnehmbar 
bezeichnete Außenstellung der Festung Jroangorod 
eroberten. 
Truppen halten nach wie vor ihre Stellungen an oder nahe 
der Grenze." 
Gar nichts war erreicht, nur ein Meer von Blut war 
vergossen und die Schulden des wahrlich nicht reichen 
Landes mächtig angeschwollen. Die österreichisch- 
ungarischen Stellungen waren nicht zu nehmen — 
wunderbar, daß Cadornas Feld- 
Herrnblick das nicht erfaßt hatte! 
Immer von neuem trieb er seine 
Truppen in den aussichtslosen 
Kamps. Am 23., am 24.und 
26. wiederholten sich die Stürme 
im Küstengebiet und in den Ti- 
roler Alpen. Die italienischen 
Regimenter entfalteten eine Tap- 
serkeit, die ihnen niemand zu- 
getraut hatte, aber die Oster- 
reicher und Ungarn hielten alle 
Stürme aus und wiesen sie über- 
all zurück. Doberdo, Tolmein, 
Görz, Lavarone, Folgaria — die 
Namen kehren immer wieder in 
den Berichten der österreichisch- 
ungarischen Heeresleitung, be- 
Zeichneten aber überall nur ita- 
lienische Niederlagen. In den 
letzten Tagen des Monats flaute 
die italienische Angriffslust ab. 
Es wurde nur von ewigem hef- 
tigen Eeschützfeuer und unbedeu- 
tenden Gefechten berichtet. Als der August zu Ende ging, 
standen die kämpfenden Heere noch genau in denselben 
Stellungen, in denen sie am I.August gestanden hatten. 
Der See- und Luftkrieg im August 1915. 
^^as erste Kriegsjahr war für Englands See- und 
^/Luftstreitkräfte ruhmlos verlaufen. In Bezug 
auf die Luftschiffahrt konnte das weiter nicht ver- 
wunderlich erscheinen, denn die deutsche Luftflotte 
war der englischen überlegen, und den Zeppelinen 
hatte England überhaupt nichts Gleichwertiges ent- 
gegenzustellen, Frankreich übrigens ebensowenig, und 
Rußland kam gar nicht in Betracht. Aber auch zur 
See hatte England, abgesehen von einigen mit großer 
Übermacht und fremder Hilfe erfochtenen Triumphen, 
eine Schlappe nach der anderen erlitten, und sein An- 
sehen war gewaltig gesunken. 
Der erste Monat des zweiten Kriegsjahres zeigte 
dasselbe Bild. Er war wiederum nicht reich an 
kriegerischen Ereignissen zur See, aber wo die Gegner 
aufeinander trafen, zog England jedesmal den kürzeren, 
und diesmal wurde auch die russische Seemacht von 
einigen Unglücksfällen heimgesucht. 
Am 8. August wurde der englische Hilfskreuzer 
„Ramsay" südwestlich von den Orkney-Inseln von 
dem deutschen Marine-Hilfsschiff „Meteor" vernichtet. 
Als dann vier englische Kreuzer zu Hilfe kamen, ließ 
der Kommandant des „Meteor", Korvettenkapitän 
von Knorr, sein kleines Schiff versenken, damit es 
nicht in die Hände des Feindes fiel. Wunderbarer- 
weise fingen die Engländer auch die Besatzung des 
„Meteor" nicht, sondern sie gelangte wohlbehalten 
nach Sylt. An demselben Tage versenkte ein deutsches 
Unterseeboot den englischen Hilfskreuzer „Jndia", nörd- 
lich von Bodö, bei seiner Einfahrt in den Vest-Fjord. 
Am 10. August griffen deutsche Schiffe die Insel Utö 
im Aland-Archipel an, zwangen die dort stehenden 
russischen Kriegsschiffe, sich zurückzuziehen imd brachten 
eine Küstenbatterie zum Schweigen. Am 16. versenkte 
ein deutsches Unterseeboot im Eingang zum Finnischen 
Meerbusen einen russischenHilfskreuzer, und ein anderes 
deutsches Unterseeboot erschien an demselben Tage 
in der Irischen See, beschoß die große Benzolfabrik 
bei Harrington und setzte sie mit ihren gewaltigen 
Vorräten in Brand. Diese kühne Tat erregte in ganz 
England Beunruhigung und Wut. Noch kurz vor- 
her hatten die britischen Zeitungen ihren Lesern erzählt, 
welche Vorsichtsmaßregeln ergriffen worden seien, um 
die Irische See vor den deutschen Piraten zu schützen, 
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