Einleitung.
„Es geht um Alles!"
pgs geht um die Früchte von 1870, um das, was
V^/unsere Väter vor hundert Jahren erkämpften. Es
geht nicht nur um das Deutsche Reich, unter dessen
Schutze wir seit dreiundvierzig Jahren leben, es geht
auch um das alte Preußen, für das der große König
sieben Jahre im Felde stand. Es geht um die ganze
ruhmvolle Vergangenheit bis in die fernsten Tage
unserer Geschichte Es
kann nicht sein, und
es soll nicht sein, daß
soviel Heldenkraft
und Opfermut, so-
viel Wille und Geist,
die der preußischen
und deutschen Ge-
schichte innewohnen,
umsonstaufgewendet
sein sollen. Die Na-
tion muß mit un-
beugsamem Willen,
unerschütterlich und
kühn hinter unserer
Armee stehen. Das
Ziel, das wir errei-
chen müssen, ist dies:
Ein Friede, wert der
ungeheuren Opfer,
die das Vaterland in
dieser Stunde for-
dert."
So schrieb der
frühere Reichskanzler
Fürst Bülow kurz
nach dem Ausbruche
des jetzigen Krieges
in den „Hamburger
Nachrichten", und er
hat mit jedem Worte
recht. Es geht in
Wahrheit um Alles!
Beendigen wir diesen
Krieg siegreich, so sind
wir das erste Volk
der Erde, können den Frieden diktieren, wie es uns
gefällt, und sobald wird sich keiner wieder an uns
wagen. Unterliegen wir, so gibt es kein Deutsches
Reich mehr, und ob es noch eine deutsche Kultur geben
wird, ist sehr die Frage. Nicht um Länder und Pro-
vinzen wird der Krieg geführt, sondern aufteilen
wollen uns unsere Feinde. Es soll kein deutsches
Volk und keinen deutschen Eeist mehr geben, sie
sollen ausgemerzt werden aus der Menschheit. Die
halbe Welt steht wider uns in Waffen und müht
sich, uns zu verderben. Niemals, so lange es eine
deutsche Nation gibt, ist sie in so furchtbarer Gefahr
Kaiser Franz Joseph I. und Erzherzog Friedrich von Österreich, der Oberbefehls-
haber der österr.-ungar. Armee.
Nach einer Originalzeichnung für die Jllustrirte Zeitung von L. Tuszynski. Wien.
gewesen, hat sie vor einer solchen Entscheidung ge-
standen.
Wie ist das gekommen? Wer hat uns vor diese
Entscheidung gestellt? Wer hat diesen Krieg, der zum
Weltkrieg werden mußte und geworden ist, herauf-
beschworen? — Wir Deutsche wissen uns frei von jeder
Schuld. Unser Volk ist trotz seiner hervorragenden
Kriegstüchtigkeit ein
durchaus friedlieben-
des Volk. Wir wollen
unser Schwert nur
ziehen, wenn unsere
Ehre und unsere
Sicherheit es gebiete-
risch verlangen. Wir
befanden uns vor
dem Kriege in einem
gewaltigen wirt-
schaftlichen Empor-
steigen. Wir waren
auf dem Gebiete des
Handels und der
Industrie und vielen
anderen Lebensge-
bieten im Begriffe,
die übrigen Nationen
sämtlich zu über-
flügeln, und unser
nationaler Reichtum
mit jedem
Jahre. Wir bedursten
keiner Unterwerfung
anderer Völker und
keiner Mehrung un-
Besitzes. Hätte
Reichsregie-
eine Kriegs-
und Eroberungspoli-
tik treiben wollen, so
wäre sie auf den
geschlossenen Wider-
stand des ganzen
Volkes gestoßen. Aber
diese Regierung dachte nicht daran, sie war noch fried-
licher als ihr Volk. An unserer Spitze stand seit
26 Jahren der Mann, der einmal ernstlich in Frage
kam für die Verleihung des Friedens-Nobelpreises.
Wilhelm II. schien sich geradezu die Lebensaufgabe
gestellt zu haben, der Welt den Frieden zu erhalten
und wollte als Friedenskaiser fortleben in den An-
nalen der Geschichte. Er hat den Engländern wohl-
wollende Neutralität bewahrt, als sie in Südafrika
mit den Buren rangen, und hat den Russen keine
Ungelegenheiten bereitet, als sie von den Japanern
geschlagen wurden. Er hat auch beide günstige
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