Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Teilansicht der Stadt Lublin in Russisch-Polen. (Phot. Dr. ZxmtUx & (£o., Leipzig.) 
denn viele von ihren Kameraden traf ein weit elenderes 
Los. Zu vielen Tausenden, ja zu Zehntausenden 
waren die Russen, die ihr Heil in der Flucht gesucht 
hatten, in die Masurischen Seen und Sümpfe getrieben 
worden und fanden dort einen schrecklichen Tod. Tage- 
und nächtelang erscholl das grauenvolle Heulen und 
Brüllen der Männer und Pferde, die dort langsam in 
zähem Schlamm 
versanken. 
Alles in allem: 
die Narew-Ar- 
mee war nicht 
mehr. Von den 
fast 300000 
Mann retteten 
sich nur Trüm- 
mer, und die 
wurden auf der 
Flucht auch noch 
zum Teil 
rieben, denn 
GmeralvonHin- 
denburg ver- 
stand ebenso zu 
verfolgen, wie er 
zu schlagen ver- 
stand.^ Die eine General der Kavallerie von Rennenkampf 
der beidenTatzen, <Phot, F. Krauskopf, 
die der russische 
Bär auf das deutsche Land gelegt hatte, war ihm 
durch einen furchtbaren Hieb abgehauen worden. 
Was nun allmählich über den Verlauf der riesigen 
Schlacht bekannt wurde, zeigte sie als eine strategische 
Leistung allerersten Ranges. General von Hinden- 
bürg hatte den Russen, die auf Osterode vorstoßen 
wollten, bei Hohenstein eine Landwehr-Division ent- 
gegengeworfen, die ihr Vordringen mit zäher Tapfer- 
keit aufhielt, wobei besonders die schweren Batterien 
dem verzweifelten Durchbruchsversuche der Feinde Halt 
geboten. Während dieses Ringens wurden die Russen 
umgangen, von Neidenburg aus in ihrer linken, von 
Bischoffsburg und Bassenheim her in ihrer rechten 
Flanke gepackt, so von drei Seiten eingekreist und auf 
die Seen von Gilgenburg und Ortelsburg zurück¬ 
geworfen. Nur ein genialer Feldherr kann einen der 
Zahl nach weit überlegenen Feind in solcher Weise 
umfassen, und er kann es nur mit Truppen, denen 
er alles zutrauen darf. Die Marschleistungen, die zur 
Erreichung dieses Sieges nötig waren und vollbracht 
worden sind, grenzen ans Unglaubliche, und daß 
Truppen, die ermüdende Tagemärsche und eine mehr- 
tägige Schlacht 
hinter sich haben, 
auch noch zur 
Verfolgung des 
willig 
und tauglich find, 
ist in der Kriegs- 
geschichte noch 
kaum jemals da- 
gewesen. 
Die Schlacht 
erhielt den Na- 
men „Schlacht bei 
Tannenberg", 
weil hier der sieg- 
reiche Feldherr 
sein Hauptquar- 
tier gehabt hatte. 
Auf diesen Ee- 
x im Kreise seines Stabes in Jnsterbnrg. fllden hatte vor 
Königsberg. O..P,> fünfhundertJah- 
ren der rühm- 
reiche deutsche Orden den Todesstoß erhalten. Der 
Hochmeister und die Blüte seiner Ritterschaft waren 
auf dem Schlachtfelde gefallen, einen Teil des Heeres 
hatten die Polen in die Sümpfe gejagt. „Also daß 
man auch ihr Grab nicht auffinden kann", wie der 
polnische König nach Hause berichtete. Noch steht dort 
der riesige Stein, der von dem allem Kunde gibt. Einen 
düsteren Klang hatte deshalb der Name „Tannenberg" 
bisher in der deutschen Geschichte gehabt. Von nun 
an wird er um so heller tönen. 
So war der ganze Süden Ostpreußens mit einem 
Schlage vom Feinde befreit, und der Mann, der die 
ostpreußische Armee zu dem gewaltigen Erfolge geführt 
hatte, war von Stund an ein volkstümlicher Held. 
Wer hatte vor dem 29. August 1914 gewußt, wer Paul 
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