Vei den Kämpfen in Ostpreußen gefangene Russen auf der Fahrt durch Hohensalza.
Freund und Gesinnungsgenosse Eoremykin erklärte
zynisch, man führe nicht nur gegen Deutschland Krieg,
sondern gegen das Deutschtum, und in der Bagage
des Generals Rennenkamps fanden deutsche Soldaten
einen Armeebefehl, sämtliche Förster der Romintener
Heide kurzerhand niederzuschießen. Alle diese Männer
wußten also ganz
genau, was sie
taten, als sie
die Kosaken auf
das unglückliche
Ostpreußen los-
ließen. Es war
ihnen bekannt,
daß diese Haufen
zwar keinen mi-
litärischen Wert
besitzen, aber als
Verwüster und
Mordbrenner
Unübertreffliches
leisten, und auf
die Vernichtung
der Deutschen
und die Verwü-
stung des deut-
schenLandeshat-
terf sie es ab¬
gesehen.
Man würde
übrigens fehl-
gehen,roennman
nur die Kosaken-
schwärme als die
Übeltäter an-
sehen wollte. Ge-
wiß haben die
viehischen Hör-
den das meiste
auf dem Gewis-
sen, aber auch
von regulären
Truppen wurde
vielSchändliches
verübt. Manche
Linienregimen-
ter unterschieden
sich von den Ko¬
saken in gar
nichts. Dagegen
die Offiziere und
Soldaten der Garde und ebenso die Truppen, die in
den westlichen Gouvernements in Garnison gelegen
hatten, erwiesen sich im ganzen als Menschen, ja es
kam wohl vor, daß die Führer solcher Truppenteile die
Einwohner warnten vor der Roheit und Grausamkeit
ihrer Kameraden, die nach ihnen einrücken sollten.
Hatte eine Ortschaft das Glück, von solchen besseren
Regimentern besetzt zu werden, so kam sie glimpflich
Ostpreußische Landsturmleute beim Sortieren von eroberten russischen Munitions-
Uniformstücken in Hohenstein. (Phot. Rich. Guschmann.)
davon. Allenstein z. V. wurde nicht geplündert und
verbrannt, während Hohenstein, Neidenburg und Ortels-
bürg in Schutt und Asche sanken. Indessen waren die
Fälle der Verschonung Ausnahmen; die Regel war, daß
geplündert, gebrannt, geschändet und gemordet wurde.
Von allen diesen grauenvollen Dingen erfuhr das
Volk in Deutsch-
d erst dann
als die
geschla-
gen waren und
sich aufderFlucht
befanden. Aber
schon der Ge-
danke, daß trotz
der Siege von
Stallupönen
und Gumbinnen
der Feind auf
deutschemVoden
stand, daß deut-
sche Männer und
Frauen denKosa-
ken ausgeliefert
waren, brachte
die Herzen in zor-
nige und angst-
volle Wallung
und legte sich wie
ein Alpdruck auf
alle Gemüter.
Niemand konnte
sich verhehlen,
daß die militä-
rische Lage im
Osten sehr ernst
war, denn am
24.August kam
aus dem großen
Hauptquartier
die Meldung:
„Während auf
dem westlichen
Kriegsschauplatze
die Lage des deut-
scheu Heeres durch
Gottes Gnade eine
unerwartet gün-
stigeist.hataufdem
östlichen Kriegs-
unb schauplatz der Feind
deutsche Gebiete be-
treten. Starke feind-
liche Kräfte sind in
der Richtung auf Augerburg und nördlich der Eisenbahn Stal-
lupönen—Jnsterburg vorgedrungen. Das I. Armeekorps hatte
den Feind bei Wirrballen in siegreichem Gefecht aufgehalten.
Es wurde zurückgenommen auf weiter rückwärts stehende
Truppen. Die hier versammelten Kräfte haben den bei Gum-
binnen und südlicher vordringenden Gegner angegriffen. Das
I. Armeekorps warf den gegenüberstehenden Feind siegreich
zurück, machte KM» Gefangene und eroberte mehrere Batterien.
Eine hierzu gehörige Kavalleriedivision warf zwei russische
Kavalleriedivisionen zurück und brachte Söll Gefangene ein.
Die weiter südlich kämpfenden Truppen stießen bereits auf
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