Blick vom Kirchturm in Gerdauen auf die zerstörte Stadt. (Phot. Ludeneit & Nickel, Königsberg i. Pr.)
brennereien gingen die Russen in der Weise vor, daß zunächst
die Domänengehöfte als königliches Eigentum mit allen Vor-
räten niedergebrannt wurden. Dann wurden die Güter vor-
genommen und dann die Dörfer. Bis zum 18. August waren
aus dem Gumbin-
nener Bezirke sechs
Domänen, aus dem
Pillkallener Kreise
allein über fünf-
zehn Dörfer und
Güter mederge-
brannt. Nach den
vorliegenden Schil¬
derungen sind die
Russen bei diesen
Mordbrennereien
ganz systematisch
vorgegangen. Den
Truppen zogen mit
Zündmaterial aus-
gerüstete Brand-
kommandos voran,
welche die Häuser
mit petroleumgc-
tränkten Schwäm-
men und Brand-
rateten anzünde-
ten. Gewöhnlich
wurden die Bewoh-
ner zuvor aufgefor¬
dert, die Häuser zu
verlassen. Manche
Kommandanten
ließen gelegentlich
die Wohnhäuser
stehen und beschränkten sich auf das Abbrennen der Ställe und
Scheunen. Die Verheerung der Dörfer wurde häufig unter dem
Vorwande vorgenommen, daß aus ihnen geschossen worden
sei. In Wirklichkeit ist das niemals der Fall gewesen."
Die volle Verantwortung für alle diese Greuel
trägt die russische Regierung und Heeresleitung und
Ein von den Russen in Ostpreußen zerstörter Kolonialwarenladen.
(Phot. Ludeneit & Nickel, Königsberg i. Pr.)
die Männer, die dort den Ton angaben. Die Ve-
Herrscher des schwachen Zaren 'schraken nicht im min-
desten davor zurück, diese Verantwortung vor der Welt-
geschichte aus sich
zu nehmen; sie
waren ganz die
Leute dazu. Als
vor neun Iah-
ren die Revolu-
tion drohte, hatte
der Großfürst
Nikolai Nikolaje-
witsch zum Ad-
miral Dubasow
gesagt: „Kartät-
sche mir das
ganze russische
Freiheitsgesindel
nieder und laß
höchstens die
ganz hübschen
Weibchen leben."
Ein andermal
hat er öffentlich
ausgesprochen,
daß sein Herrscherideal der Zar Iwan der Schreckliche
sei. Ein solcher Mann schätzte es sich wohl noch zur
Ehre, als Vernichter des deutschen Volkes in der Ee-
schichte fortzuleben, und andere leitende Männer in
Petersburg dachten nicht anders. Der großfürstliche
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