Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

jährigen Krieges berichten, kamen in Masse vor. Sie 
marterten die Unglücklichen, bis sie starben, schlitzten 
den Frauen den Leib auf und schnitten ihnen die 
Brüste ab. Die Kinder quälten sie auf unsagbare 
Weise zu Tode. Auch hier, wie bei den Lütticher 
und Antwerpener Greueln, glaubten die guten Deut- 
schen inmitten des Reiches, was die Zeitungen brachten, 
sei übertrieben. Solche Dinge konnten sich doch un- 
möglich im zwanzigsten Jahrhundert in Europa und 
noch dazu auf deutschem Boden ereignet haben. Aber 
bald kamen die amtlichen Berichte, und da mußten 
kühnen gebracht wurde. Dann ist er erstochen worden. Seine 
Leiche lag auf dem Marktplatz in Kirbarty. Die evangelischen 
Pfarrer in Schareyken, Kreis Marggrabowa, und in Szitt- 
kehmen, Kreis Goldap, weigerten sich, den Russen Angaben 
über die Stellung unserer Truppen zu machen. Sie wurden 
deshalb in den Mund geschossen. Der eine ist tot, der andere 
wurde schwer verwundet, ohne Hoffnung auf Genesung in 
das Krankenhaus von Goldap gebracht. In einem Dorfe im 
Kreise Pinkallen wurden Frauen und Kinder zusammen auf 
ein Gehöft getrieben, die Hoftore geschlossen, das Gehöft in 
Brand gesteckt. Erst als die Eingeschlossenen in höchste Not 
und Bedrängnis geraten waren, wurden die gequälten Leute 
herausgelassen. Auf einem Gutshofe bei Szittkehmen wurde 
der alte Besitzer erschlagen, die Wirtin wurde genötigt, den 
Russen Speisen und Getränke zu bringen. Als alles auf- 
Eine heldenhafte Tat der österreichisch^ungarischen Marine: Der Kleine Kreuzer „Zenta" im Kampf mit der gesamten französischen 
Mittelmeerflotte am 16. August. (Links von dem Kreuzer der österreichisch-ungarische Torpedobootzerstörer „Ulan".) 
Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von Harry Heutzer. 
alle Zweifel verstummen. Das Entsetzliche war wirk- 
lich geschehen, eine blühende deutsche Landschaft war 
verwüstet worden wie einst im Mittelalter das Schlesier- 
land von den Mongolen. Nur einer der amtlich 
beglaubigten Berichte, der vom 5.September, sei hier 
wiedergegeben: 
„Eine Reihe von Landräten ist von den Russen gefangen- 
genommen und nach Rußland abgeführt worden. Der Land- 
rat von Goldap soll gezwungen worden sein, Vieh, das aus 
seinem Kreise von den Russen zusammengebracht worden ist, 
nach Rußland zu treiben. Von vielen Gendarmen des Grenz- 
gebietes fehlt jede Spur. Fest steht, daß ein Gendarm aus 
dem Kreise Pillkallen erstochen worden ist. Der Gendarm 
aus Bilderweitschen wurde von den Russen gefangengenommen. 
Man hat gesehen, wie er auf einer Protze gefesselt durch Et)dt* 
gezehrt war, mußte sie in einer Gasse, die von den russischen 
Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett gebildet worden war, 
Spießruten laufen und wurde dabei schwer verletzt. 
In einem Dorfe des Kreises Stallupönen wurde unter der 
unwahren Behauptung, daß aus dem Dorfe geschossen worden 
sei, eine Reihe von Bewohnern, darunter Frauen und Kinder, 
nach vorheriger Marterung erschossen. Ebenso wurden im 
Dorfe Schillehnen, im Kreise Pillkallen, zehn Personen unter 
dem gleichen falschen Vorgeben niedergemacht. Im Dorfe 
Radszen haben die russischen Soldaten fast alle Gebäude an- 
gezündet, so daß im Augenblick fast das ganze Dorf in Flam- 
men aufging. Auf die unglücklichen Bewohner des Dorfes 
wurde mit Hieb- und Schußwaffen losgegangen. Getötet 
wurden in diesem einen Dorfe zwei Männer und acht Frauen, 
drei Männer wurden verletzt. 
Ähnliche Vorfälle von Mord, Brand und Verwüstung 
werden aus zahlreichen Grenzorten gemeldet. Bei den Mord-
	        
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