jährigen Krieges berichten, kamen in Masse vor. Sie
marterten die Unglücklichen, bis sie starben, schlitzten
den Frauen den Leib auf und schnitten ihnen die
Brüste ab. Die Kinder quälten sie auf unsagbare
Weise zu Tode. Auch hier, wie bei den Lütticher
und Antwerpener Greueln, glaubten die guten Deut-
schen inmitten des Reiches, was die Zeitungen brachten,
sei übertrieben. Solche Dinge konnten sich doch un-
möglich im zwanzigsten Jahrhundert in Europa und
noch dazu auf deutschem Boden ereignet haben. Aber
bald kamen die amtlichen Berichte, und da mußten
kühnen gebracht wurde. Dann ist er erstochen worden. Seine
Leiche lag auf dem Marktplatz in Kirbarty. Die evangelischen
Pfarrer in Schareyken, Kreis Marggrabowa, und in Szitt-
kehmen, Kreis Goldap, weigerten sich, den Russen Angaben
über die Stellung unserer Truppen zu machen. Sie wurden
deshalb in den Mund geschossen. Der eine ist tot, der andere
wurde schwer verwundet, ohne Hoffnung auf Genesung in
das Krankenhaus von Goldap gebracht. In einem Dorfe im
Kreise Pinkallen wurden Frauen und Kinder zusammen auf
ein Gehöft getrieben, die Hoftore geschlossen, das Gehöft in
Brand gesteckt. Erst als die Eingeschlossenen in höchste Not
und Bedrängnis geraten waren, wurden die gequälten Leute
herausgelassen. Auf einem Gutshofe bei Szittkehmen wurde
der alte Besitzer erschlagen, die Wirtin wurde genötigt, den
Russen Speisen und Getränke zu bringen. Als alles auf-
Eine heldenhafte Tat der österreichisch^ungarischen Marine: Der Kleine Kreuzer „Zenta" im Kampf mit der gesamten französischen
Mittelmeerflotte am 16. August. (Links von dem Kreuzer der österreichisch-ungarische Torpedobootzerstörer „Ulan".)
Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von Harry Heutzer.
alle Zweifel verstummen. Das Entsetzliche war wirk-
lich geschehen, eine blühende deutsche Landschaft war
verwüstet worden wie einst im Mittelalter das Schlesier-
land von den Mongolen. Nur einer der amtlich
beglaubigten Berichte, der vom 5.September, sei hier
wiedergegeben:
„Eine Reihe von Landräten ist von den Russen gefangen-
genommen und nach Rußland abgeführt worden. Der Land-
rat von Goldap soll gezwungen worden sein, Vieh, das aus
seinem Kreise von den Russen zusammengebracht worden ist,
nach Rußland zu treiben. Von vielen Gendarmen des Grenz-
gebietes fehlt jede Spur. Fest steht, daß ein Gendarm aus
dem Kreise Pillkallen erstochen worden ist. Der Gendarm
aus Bilderweitschen wurde von den Russen gefangengenommen.
Man hat gesehen, wie er auf einer Protze gefesselt durch Et)dt*
gezehrt war, mußte sie in einer Gasse, die von den russischen
Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett gebildet worden war,
Spießruten laufen und wurde dabei schwer verletzt.
In einem Dorfe des Kreises Stallupönen wurde unter der
unwahren Behauptung, daß aus dem Dorfe geschossen worden
sei, eine Reihe von Bewohnern, darunter Frauen und Kinder,
nach vorheriger Marterung erschossen. Ebenso wurden im
Dorfe Schillehnen, im Kreise Pillkallen, zehn Personen unter
dem gleichen falschen Vorgeben niedergemacht. Im Dorfe
Radszen haben die russischen Soldaten fast alle Gebäude an-
gezündet, so daß im Augenblick fast das ganze Dorf in Flam-
men aufging. Auf die unglücklichen Bewohner des Dorfes
wurde mit Hieb- und Schußwaffen losgegangen. Getötet
wurden in diesem einen Dorfe zwei Männer und acht Frauen,
drei Männer wurden verletzt.
Ähnliche Vorfälle von Mord, Brand und Verwüstung
werden aus zahlreichen Grenzorten gemeldet. Bei den Mord-