Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Rasse zu uns gekommen und hatten 
auf unseren Universitäten und tech- 
nischen Hochschulen studiert. Dabei 
hatten wir ihnen das größte Ent- 
gegenkommen gezeigt und die liebens- 
würdigste Gastfreundschaft erwiesen. 
In völliger Unkenntnis dessen, was 
der Japaner eigentlich ist, war man 
in Deutschland geneigt, die hinter- 
asiatischen Mongolen wegen ihrer 
im Kriege mit Rußland gezeigten 
Tapferkeit und ihrer beispiellosen 
Fähigkeit, sich Kulturerrungenschaften 
anzueignen, als ein ebenbürtiges 
Volk anzusehen. Das ging soweit, 
daß einzelne Deutsche — nicht nur 
Angehörige niederer Klassen — Mon¬ 
golenweiber heimführten, und solche 
Ehen fanden in Deutschland staatliche 
Anerkennung: ja 
die Rassenmischer 
wurden dadurch 
auch noch inter- 
essant bei ihres- 
gleichen. 
Für das alles 
erhielt Deutsch- 
land am 19. Aug. 
1914 die Dankes- 
quittung, und da 
kam es denn mit 
einem Male dem 
ganzen Volke zum 
Bewußtsein, wie 
töricht es daran 
getan hatte, Lehr- 
meister der Gelben 
zu sein und 
durch übertriebe- 
nesEntgegenkom- 
men ihre Großmannssucht zu steigern. 
Der gesunde Rasseinstinkt erwachte 
auf der Stelle. Man empfand dieses 
Ultimatum nicht nur als eine schnöde 
Undankbarkeit, sondern schlechthin 
als eine Beleidigung, als boden- 
lose Unverschämtheit einer unterge- 
ordneten Rasse gegen eine höher- 
stehende. Man hätte wohl im gan- 
zen Reiche über die Frechheit der 
Mongolen gelacht, wenn man nicht 
an das Schicksal der Deutschen ge- 
dacht hätte, die in Kiautschau der 
tausendfachen Übermacht der Gelben 
erliegen mußten. Denn daß Deutsch- 
land um seines Ansehens und seiner 
Ehre willen nicht nachgeben dürfe, 
das leuchtete jedem ein. Die deutsche 
Regierung handelte in voller Über¬ 
Earl.Mchener, der englischeKriegsminister. 
Transport verwundeter deutscherSoldaten, die an den Kämpfen bei Nancy teilgenommen 
haben, auf der Landstraße bei Dieuze im Regenwetter. 
Aus dein Skizzenbuch des Sonderzeichners der „Jllustrirten Zeitung" Professor Hans v. Hayek. 
GeneralfeldmarschaU Sir John French, 
Oberbefehlshaber der englischen Expeditionstruppen. 
einstimmung mit ihrem Volke, als 
sie am 23. August dem japanischen 
Botschafter mitteilen ließ, sie hätte 
auf das Ultimatum überhaupt nichts 
zu erwidern und stelle ihm hierauf 
seine Pässe zu. Wie in der Schlacht 
manchmal ein ganzes Regiment ge- 
opfert werden muß, um den Sieg zu 
erringen, so mußte hier die Besatzung 
Kiautfchaus um der Würde des Rei- 
ches willen geopfert werden. Die 
Totgeweihten empfanden auch selber 
so und dachten nicht daran, sich durch 
feige Flucht in Sicherheit zu bringen. 
Rur die Frauen und Kinder schaff- 
ten sie auf amerikanischen Schiffen 
fort. Die Männer blieben auf ihren 
Posten, und der Gouverneur sandte 
nach Berlin das Telegramm: 
„Einstehe für Pflicht- 
erfiUlung bis zum 
Äußersten." 
Der Geist der 
Todesreiter von 
Mars la Tour 
weht uns aus die- 
sen schlichten Wor- 
ten entgegen. 
In höchst eh- 
renvoller Weise 
bewies hier Oster- 
reich seine Bun- 
destreue. Die Wie- 
ner Regierung be- 
fahl ihrem Schiffe 
„Kaiserin Elisa- 
beth", das gerade 
in den ostasiati- 
fchen Gewässern 
kreuzte, mit den 
Deutschen in Kiautschau gemeinsam 
zu kämpfen, und also nach mensch- 
lichem Ermessen mit ihnen unter- 
zugehen. — 
Nicht nur in den beiden verbün- 
deten Ländern, auch anderswo wurde 
das Vorgehen Japans als eine Be- 
leidigung der weißen Rasse empfun- 
den, so in Nordamerika, wo ja ein 
Rasseinstinkt den Farbigen gegen- 
über sehr ausgeprägt ist, und wo 
man in den Japanern die Todfeinde 
sieht, und ebenso in den Ländern 
des germanischenNordens. Ein Stock- 
holmer Blatt verglich die Japaner 
mit Schakalen und Aasgeiern, und 
überall drang die Ansicht durch, daß 
England mit seinem japanischen 
Bündnis, wodurch es die Mongolen 
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