Philippinen. Da nun außerdem der Friede den
Jankees als das höchste Gut erscheint, weil im Frieden
das meiste Geld verdient wird, so waren ihre Noten
nicht sehr ernst zu nehmen. Darum nahm sich die
deutsche Regierung mit ihrer Antwort Zeit, und die
deutsche Presse belehrte die amerikanische darüber,
daß, wer sich in Gefahr begibt, darauf gefaßt sein
muß, darin umzukommen.
Die kämpfe des deutschen Ostheeres im März und April.
10. russische Armee rvar in der masurischen
Winterschlacht zum größten Teil vernichtet tvor-
den, aber die außerordentliche Widerstandskraft und
Erneuerungsfühigkeit der russischen Heere zeigte sich
hier im glänzendsten Lichte. Aus den Überresten der
geschlagenen Armee und schnell herbeigezogenen Ersatz-
Mannschaften bildeten die Russen eiligst ein neues
Heer und konnten schon Anfang März wieder zum
Angriff übergehen. Sie hatten allerdings kein Glück
damit. Ihr Versuch, südöstlich von Augustorvo den
Bobr zu überschreiten, mißlang. Sie wurden unter
schweren Verlusten zurückgeworfen und ließen 1500
Gefangene in den Händen der Deutschen zurück. Am
3. und 4. unternahmen sie Angriffe nordöstlich und
nördlich von Lomza und nordwestlich von Erodno,
aber diese Angriffe brachen unter schweren Ver-
lusten zusammen. Am 4. meldete das große Haupt-
quartier:
„Nach der bewundernswerten Eroberung des zu einem
starken Stützpunkt ausgebauten Ortes Prasznysz durch eines
unserer Korps, das aus östlicher Richtung vorging, wurde die
Lage hier insofern einen Tag kritisch, als drei russische Armee-
korps den deutschen Flügel von Osten, Südosten und Süden
her angriffen und das siegreiche Korps veranlaßten, in einer
Rückwärtsschwenkung Front gegen diese Ubermacht zu machen.
Hierbei wurden Teile des Korps scharf angefaßt; auch konnte
eine größere Zahl von Verwundeten, die in benachbarten Dör-
fern untergebracht waren, nicht rechtzeitig zurückgeschafft wer-
den. Die Russen waren nicht imstande, den geordneten Ver-
lauf der Rückwärtsschwenkung zu stören und verloren die
Fühlung mit dem deutschen Korps. Daraus geht hervor, daß
sie bei ihren Angriffen stark gelitten haben. Inzwischen ist
die Lage nach dem Eintreffen deutscher Verstärkungen wieder
hergestellt. Der ganz bedeutungslose russische Erfolg hält mit
dem ihm vorausgegangenen deutschen Sturm auf Prasznysz,
wo wir über 10000 Gefangene und reiche Kriegsbeute machten,
keinen Vergleich aus. Wenn die Russen sich gleichwohl he-
mühen, ihn durch ebenso lange wie unglaubwürdige Berichte
zu einer beachtenswerten Waffentat aufzubauschen, so spricht
daraus nur das vergebliche Bestreben, die allgemeine Auf-
merksamkeit von der vernichtenden Niederlage ihrer X. Armee
in der Winterschlacht in Masuren abzulenken."
Am 7. und 8. März wurde bei Augustowo, Nowe
Miasto, Lomza, Prasznysz, Ostrolenka und Rawa
gekämpft. Uberall waren die Russen die Angreifer
und iVerull wurden sie zurückgeschlagen. Sie büßten
im ganzen bei diesen Gefechten über 6000 Gefangene
ein und verloren viele Tausende von Toten und Ver-
wundeten.
Am 11. machte die deutsche Heeresleitung be-
kannt, ein erneuter Durchbruchsversuch der Russen
bei Augustowo am 10. habe mit der Vernichtung
der dort eingesetzten russischen Truppenkörper geendet.
Auch konnte sie berichten, daß bei Ostrolenka 900, bei
Nowe Miasto über 1600 Gefangene erbeutet wären.
Am 11. wurden die Russen nördlich des Augustower
Waldes geschlagen und entzogen sich nur durch einen
schleunigen Abmarsch in der Richtung auf Erodno
der völligen Vernichtung. Die Deutschen machten
hier 4000 Gefangene, darunter 2Regimentskomman¬
deure, und eroberten 3 Geschütze und 10 Maschinen-
gewehre. Nördlich und westlich von Prasznysz
schritten sie zum Angriff fort, und 3200 Russen fielen
in die Hände der Sieger. Die Deutschen standen
wieder vier Kilometer entfernt von Prasznysz, das
sie beim Herannahen starker russischer Kräfte ge-
räumt hatten. Am folgenden Tage ging das
geschlagene Russenheer über den Bobr und unter
die Kanonen von Erodno zurück. Bei Prasznysz er-
neuerten die Russen am 14. ihre Angriffe, wurden
aber geworfen und verloren dabei eine riesige Anzahl
von Toten.
Einen außerordentlich schweren Verlust erlitt das
Russische Reich am 13. März, indem sein fähigster und
tatkräftigster Staatsmann, Graf Witte, plötzlich starb.
Ob ihn wirklich, wie viele Zeitungen behaupteten,
die großfürstliche Partei aus dem Wege geräumt hat,
oder ob er eines natürlichen Todes gestorben ist, wird
vielleicht niemals aufgeklärt werden. Sein jäher Tod
mußte ohne Frage dem ungekrönten Regenten Rußlands
sehr gelegen kommen, denn es war aus mancherlei
Anzeichen zu schließen, daß eine neue Zeit zarischer
Gnade für den Grafen anbrechen könne, nachdem es
der regierenden Hofpartei gelungen war, ihn trotz der
höchsten Verdienste um Rußland bei Seite zu schieben
und kalt zu stellen. Wäre er wieder zu ausschlag-
gebendem Einfluß gelangt, so hätte er sicherlich alles
daran gesetzt, den Frieden herbeizuführen, denn er
war zwar kein Deutschenfreund, aber ein klarer und
klug rechnender Kopf und hielt deshalb den Krieg
für eine ruchlose Torheit. Sehr möglich war es also,
daß nach gutem russischem Brauche der gefährliche
Mann von seinen mächtigen Feinden bei Seite ge-
schafft worden ist. Jedenfalls begeht der kein Un-
recht, der dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch und
seinen Leuten eine derartige Tat zutraut, denn wozu
diese Menschen fähig waren, das wurde am 17.März
wieder einmal der Welt deutlich vor Augen geführt.
Sie ließen an diesem Tage russische Reichswehrhaufen
in den nördlichsten Teil Ostpreußens einbrechen, deren
Aufgabe in nichts Anderem bestand als im Plündern,
Morden und Brennen. Der deutsche Grenzschutz war
zu schwach, sie aufzuhalten, er mußte vor ihnen zurück-
weichen und also auch diese Gegend Ostpreußens von
den Russen verwüsten lassen. Drei Tage lang konnten
sie sogar in Memel selbst die Herren spielen, bis sie
am 21. in kurzem Straßengefechte aus der Stadt
hinausgeworfen wurden.
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