von der Größe und Schnelligkeit der „Lusitania" sei
vor den Angriffen der Unterseeboote sicher, dentj es
hatte 31520 Tonnen Wasserverdrängung und lief in
der Seemeile 25 Knoten. Wahrscheinlicher aber ist
es, daß sie die Amerikaner als eine Sicherung gegen
deutsche Angriffe betrachteten, indem sie der närrischen
Meinung waren, die Deutschen würden ein Schiff
nicht torpedieren, auf dem sich so viele Angehörige der
mächtigen Republik befanden. Auf alle Fälle hielten
sie den großen
Dampfer für
sicher, denn
sie unterließen
es, ihn durch
Kriegsschiffe
einzuholen.
Aber was sie
nicht für mög-
lich hielten, ge-
schah:Die „Lu-
sitania" wurde
am 7. Mai
gegenüber der
südirischen
Küste torpe-
diert, und da
die in
aufgestapelten
Munitions-
massen
des Torpedo¬
schusses in die
Luft flogen,
sank sie mit sol-
cher Schnellig-
keit, daß die we-
nigsten
schen, die sich
auf ihr befan-
den, gerettet
werden ' konn-
ten. Mehr als
1500 Reisende
büßten ihr Le-
den ein.
KeineSchlap-
pe, kein Miß-
erfolg, keine
Niederlage, die
England bisher zur See erlitten hatte, brachte
auf die ganze Welt einen solchen Eindruck hervor,
wie der Untergang dieses Niesenschiffes. Unzähligen
wurde es jetzt mit einem Male klar, daß trotz aller
Prahlereien der „Times" und anderer englischer
Blätter Großbritanniens unbedingte Seeherrschaft
nicht mehr bestand und daß sein Verkehr mit über-
seeischen Mächten aufs schwerste bedroht war.
Daran wurde nichts geändert durch das Wut-
geheul der englischen Zeitungen und aller durch
Der Kampf eines deutschen Marineluftschisses mit englischen Unterseebooten in der Nordsee
am 3. Mai, roobei eines der mit Bomben beworfenen Boote zum Sinken gebracht tuurV,.
Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von Professor Hans Bohrdt.
englisches Geld bestochenen Blätter in den neutralen
Ländern über die furchtbare Barbarei der Deutschen,
und ebensowenig wurde etwas daran geändert
durch eine „ernste Note" Amerikas an die deutsche
Regierung.
Die amerikanische Note wurde in Deutschland
sehr kühl aufgenommen, denn selbst, wenn sich Amerika
offen zu Deutschlands Feinden schlug, konnte es
ihm nicht viel mehr schaden, als es ihm jetzt schon
durch die Was-
fenlieferung an
seine Gegner
schadete. Zu-
dem wäre ein
Eingreifen der
Vereinigten
Staaten in die
europäischen
Kriegshändel
gerade jetzt sehr
töricht und ge-
fährlich gerve-
, denn die
n Ver-
kündeten Eng-
lands, die Ja¬
paner, verur¬
sachten den
Iankees zur-
die schwer-
Besorg-
In aller
und mit
der größten
Kaltblütigkeit
schickten sie sich
an, China sich
untertänig zu
machen und die
Einflüsse ande-
rer Völker dort
zu beseitigen.
Das unge-
rüstete, unkrie-
gerische Nie-
senreich gab
■nner japani¬
sch en^Forde-
rung nach der
anderen nach. England protestierte gegen das ja-
panische Vorgehen, konnte aber zurzeit seiner Ein-
spräche keinen Nachdruck verleihen und mußte sich
von der Presse des Reiches der aufgehenden Sonne
maßlose Unverschämtheiten sagen lassen.
Nordamerika, das neben England in Ostasien die
wichtigsten Handelsinteressen zu schützen hatte, sah
dem japanischen Vordringen in China natürlich
mit immer wachsender Sorge zu und lebte in stän-
diger Angst vor einem japanischen Angriff auf die
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