Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

in deutsche Gefangenschaft geraten, sofort erschossen."^!) 
An der Maas waren die Franzosen nicht glücklicher. 
Auch hier waren alle verzweifelten Versuche, die von 
den Deutschen eroberten Höhen zurückzugewinnen, voll- 
kommen erfolglos. Vom 24.bis 28. April verloren 
sie an Gefangenen allein hier 43 Offiziere, darunter 
3 Regimentskommandeure, und rund 4000 Mann. 
So waren denn während des April alle „Offen- 
siven" gescheitert, die großen wie die kleinen. An 
keinem Punkt 
der langen 
Front hatten 
sie die Deut- 
schen 
drängen ver- 
mocht. An 
Maas, wo sie 
alle ihre Kräfte 
eingesetzt hat- 
ten, waren die 
Deutschen be- 
trächtlich vor- 
gedrungen, 
und an einer 
anderen Stelle 
hatten sie so- 
gar einen gro- 
ßen Sieg er- 
rungen. Das 
war bei Ppern 
geschehen. Dort 
war seit dem 
22. April der 
Stellungskrieg 
in eine ge- 
waltige Feld- 
schlacht über- 
gegangen, wie 
sie seit Mona- 
ten nicht mehr 
imWesten statt- 
gefunden hatte, 
eine Schlacht, 
bei der die Er- 
innerung er- 
wachte an die 
Bilder des Sie- 
ges bei Metz, 
der den Krieg gegen Frankreich eingeleitet hatte. Der 
deutsche Eeneralstab gab darüber folgenden eingehen- 
den Bericht: 
Es lag seit langem in der Absicht des deutschen Armee- 
führers, die taktisch ungünstige Lage des Gegners zum An- 
griff östlich Npern auszunutzen. Die Zurückdrängung des 
Gegners aus seiner vorspringenden Stellung gegen oder über 
den Dserabschnitt würde die Frontbreite der Armee verrin- 
gern und den noch in Feindeshand befindlichen Teil Belgiens 
verkleinern. Auch die moralische Wirkung eines groß ange- 
legten Angriffes auf die Truppen mußte nach dem langen 
Stellungskampf von Bedeutung sein. 
Die Armee Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Albrecht 
von Württemberg, die an der User liegt, konnte an die Ver- 
Vecelaere. Nach 
wirklichung dieser Absicht aber erst gehen, nachdem sie über 
die ihr so nötigen Kräfte verfügte. Der von Norden, Osten 
und Süden umfaßte Gegner konnte auf die Dauer einem mit 
ausreichenden Kräften geführten Angriff nicht widerstehen, 
die deutschen Truppen standen im Norden und Süden von 
Npern den dortigen Nserübergängen näher als die am weitesten 
nach Osten vorgeschobenen Teile des Feindes. Aus dieser 
Lage ergab sich die Art der Durchführung des Angriffes. 
Der Hauptangriff mußte nach der Basis der feindlichen 
Stellung, die der Merkanal bildete, angesetzt werden, um den 
Ausgang des Sackes, in dem sich der Gegner östlich Upern 
befand, allmählich zuzuschnüren und damit die rückwärtigen 
Verbindungen zu 
bedrohen. Da die 
deutschen Stel- 
lungen südlich 
Npern bereits auf 
4 Kilometer ge- 
gen die Stadt 
vorgeschoben, im 
Norden aber um 
die doppelte Ent¬ 
fernung von hier 
entfernt waren, 
schien der An- 
griff aus dieser 
Richtung gebo¬ 
ten. Es war an- 
zustreben, daß 
der Gegner im 
östlichen Teil des 
Sackes möglichst 
lange festgehal- 
ten wurde. Der 
Hauptangriff 
durfte daher nicht 
zu weit nach 
Osten ausge- 
dehnt werden, 
während den 
übrigen Teilen 
der EinschNe- 
ßungsfront die 
Aufgabe zufiel, 
den gegenüber- 
stehenden Gegne r 
zu fesseln. Diese 
Gedanken leite¬ 
ten die am 22. 
April beginnende 
Offensive. 
An diesem 
Tage waren die 
Vorbereitungen 
beendet, die der 
schwierige An¬ 
griff gegen eine 
seit Monaten 
ausgebaute, von 
einem zähen Ver- 
teidiger besetzte 
Stellung for- 
derte. Sechs Uhr 
abends brachen 
unsere Truppen 
aus der Linie 
Steenstraate—Langemarck vor. Der vollkommen überraschte 
Feind überließ ilmen seine erste und zweite Stellung, die 
30 bis 500 Meter vor unserer Front lagen, und floh in west- 
licher Richtung über den Kanal und nach Süden, während 
seine Artillerie die nachdrängenden Deutschen aufzuhalten suchte. 
Als aber die Nacht herabsank, standen die Angriffstruppen in 
einer Linie, die dem Kanal von Steenstraate über Het Sas 
bis 2 Kilometer südwestlich Pilkem folgte und von hier nach 
Osten umbiegend, in Richtung Kersselaere die alten Stellungen 
des nächsten Abschnittes erreichte. Nur bei Steenstraate hatte 
der Feind heftigen Widerstand geleistet, aber dennoch war es 
gelungen, den Ort abends zu nehmen und hier, ebenso wie 
bei Het Sas, mit Teilen das linke Ufer zu gewinnen. Das 
taktische Ergebnis des ersten Kampftages war, daß Gelände 
in einer Breite von 9 Kilometer und in einer Tiefe von 3 Kilo- 
einer Zeichnung des Kriegsteilnehmers und Redaktionsmitgliedes 
„Jllustrirten Zeitung" Alfred Prüll. 
der 
270
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.