Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

nirgends Boden. Der Bericht des Eeneralstabs be- 
tonte auch hier wieder die ungeheueren Verluste 
der Angreifenden. Allein zwischen dem Selouse- und 
Lamorville-Walde zählten die deutschen Truppen 700, 
an einer kleinen Stelle nördlich von Negnieville 500 
französische Leichen. Die erschrecklichen Verluste, an 
denen sich das französische Heer allmählich verbluten 
mußte, waren die natürliche Folge des unsinnigen 
Anstürmens gegen stark befestigte, mit Stacheldraht 
fast unzugänglich gemachte Stellungen, das sich mili- 
tärisch nur dann hätte rechtfertigen lassen, wenn es 
mit geradezu erdrückender Ubermacht hätte erfolgen 
können. Eine solche Ubermacht aber stand dem General 
Joffre keineswegs zur Verfügung. Wäre also sein fort- 
währendes Angreifen unter mili- 
tärischen Gesichtspunkten erfolgt, 
so hätte man ihn einen Narren 
heißen dürfen, aber für den 
französischen Oberbefehlshaber 
mußten dabei nicht militärische, 
sondern politische Gesichtspunkte 
maßgebend sein. Die Regierung 
drängte, das ungeduldige Volk 
drängte, die treuen Verbündeten 
drängten. Jedesmal, wenn die 
Deutschen im Osten gegen die 
Russen scharf vorgingen, mußte 
der unglückliche General — 
mochte wollen oder nicht - 
die deutsche Front mit 
„großen Offensive" zu erschüt 
tern und dadurch die Russen zu 
entlasten suchen, und jedesmal 
war der Mißerfolg von vorn- 
herein besiegelt, weil ihm die 
überlegenen Kräfte dazu fehlten. 
Die „großen Offensiven", die 
vorher stets zur Erhebung der 
Gemüter in Paris mit pomp- 
haften Worten angekündigt wur- 
den, wirkten bald ebenso lächer- 
lich wie die „gigantischen Pläne" 
des Großfürsten Nikolai Nikola- 
jewitsch, die sich jedesmal als Seifenblasen erwiesen. 
Am 11. April waren die französischen Angriffe 
schwächer. Am 12. und 13. aber setzten sie mit er- 
neuter Heftigkeit wieder ein. Bei Maizerey östlich 
von Verdun, bei Marcheville südwestlich von Maizerey 
in der Gegend von Verdun wurde mit großer Er- 
bitterung gefochten. Aber alle französischen Angriffe 
brachen im deutschen Feuer unter den schwersten Ver- 
lusten zusammen. Im Priesterwalde tobten wilde 
Nahkämpfe, und auch hier gelang es den Deutschen, 
vorwärts zu kommen. Auch in den folgenden Tagen 
vermochten die Franzosen trotz aller Anstrengungen 
keinen Erfolg zu erzielen. Am 15., 16. und 17. flauten 
die Angriffe ab. Es wurde zwar am 17. an der Loretto- 
Höhe bei Perthes, bei Flirey und bei Urbeis in den Vo- 
gesen gekämpft, doch waren diese Gefechte unbedeutend. 
Vorn westlichen Kriegsschauplatz: Am Feldtelephon. 
Nach dem Leben gezeichnet von dem Kriegsteilnehmer 
Carl Koch-Koburg. 
An demselben Tage wurde es bei Dpern lebendig. Nach 
Vornahme von Sprengungen drangen dort die Eng- 
länder in die deutschen Höhenstellungen nördlich des 
Kanals ein, wurden aber im Gegenangriff wieder 
hinausgetrieben. Ihre Verluste waren dabei sehr 
schwer, wie denn überhaupt das englische Heer ganz 
unverhältnismäßig hohe Verluste hatte. Bis zum 
11. April sollen sie nach eigener Angabe der Eng- 
länder 139000 Mann betragen haben, und es ist 
nicht anzunehmen, daß sie selbst die Zahl zu hoch an- 
gaben. Noch mehr Tote und Verwundete als am 
17. hatten sie am folgenden Tage zu beklagen, als 
sie die deutschen Stellungen längs der Bahn Apern- 
Eomines zu stürmen versuchten. Hügelweise lagen die 
Leichen der Gefallenen vor der 
deutschen Front. An den ande- 
ren Teilen der Kampflinie fielen, 
wie der Generalstab berichtete, 
bis zum 19. der Artillerie die 
Hauptkämpfe zu, doch unter- 
nahmen an manchen Stellen die 
Franzosen wenig bedeutende An- 
griffe. Am 20. wurden sie nörd- 
lich von Le Four de Paris bei 
Flirey und bei Metzeral, sowie 
bei Sondernach unter schweren 
Verlusten zurückgeworfen, am 
21. im Priesterwalde, am 23. 
Eombres, St. Mihiel, Apre- 
mont und nördlich Flirey. Am 
24. gingen die Deutschen bei Les 
Esparges zum Angriffe über und 
erstürmten zwei Bergrücken; auch 
wurde der Hartmannsweilerkopf 
von ihnen wieder erobert. Am 
25. erlitten die Franzosen auf 
den Maashöhen südwestlich Com- 
bres eine schwere Niederlage. 
Die Deutschen durchbrachen meh- 
rere hintereinander liegende fran- 
zösische Linien. Gegenangriffe 
der Franzosen scheiterten unter 
schweren Verlusten, Offiziere, 
1600 Mann, 17 Geschütze fielen in die Hände der 
Deutschen. Am 26. versuchten die Franzosen die 
verlorenen Stellungen bei Eombres wieder zu ge- 
Winnen und auch den Hartmannsweilerkopf wieder 
in ihren Besitz zu bringen, aber sie hatten damit 
kein Glück. Die Deutschen waren nicht zu ver- 
treiben und schickten sie mit blutigen Köpfen heim. 
In der Nacht vom 26. zum 27. April stürmten die 
Deutschen eine umfangreiche Befestigungsgruppe bei 
Le Mesnil in der Champagne und behielten sie fest 
in der Hand. Ein französischer Gegenangriff in der 
folgenden Nacht konnte sie nicht vertreiben. „Die 
hier gemachten französischen Gefangenen", so berichtete 
der deutsche Generalstab, „befanden sich in jammer- 
voller Verfassung. Sie zitterten vor Angst, da ihnen von 
ihren Offizieren vorgeredet worden war, sie würden, 
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