Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

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Die Republik steckte übrigens den englischen Neu- 
tralitätsbruch nicht so ohne weiteres ein, wie denn 
Chile überhaupt die Kriecherei vor England, die von 
den meisten überseeischen Staaten 
beliebt wurde, nicht mitmachte. 
Die Stimmung war hier ent- 
schieden deutschfreundlich, und 
das wollte etwas besagen in 
einem Lande, das natürlich 
ebenso, wie die anderen südame- 
rikanischen Staaten, mit eng- 
lischen und französischen Lügen 
überschwemmtwurde. Regierung 
und Volk Chiles waren tief er- 
bittert über das Unrecht, das auf 
ihrem Gebiete gegen die Deut- 
schen verübt worden war. Es 
erging infolgedessen ein sehr 
scharfer Protest von Santiago 
nach London, und Erey ließ dar- 
aufhin der Republik Englands 
tiefstes Bedauern und feine Ent- 
schuldigung aussprechen. Damit 
mußte sie sich freilich zufrieden- 
geben und konnte sich die Ent- 
schuldigungen der Weltmacht 
noch zur Ehre anrechnen; denn 
als englische Schiffe in brasiliani- 
schen Gewässern eine ähnliche 
Gewalttat begangen hatten, war es Churchill und 
Grey nicht in den Sinn gekommen, sich zu ent- 
schuldigen. Die Uberzeugung, daß England, kraft 
Kapitänleutnant v. Mücke. 
Hofphot. Ferd. Urbahns. Kiel. 
göttlichen Rechtes, allen anderen Völkern bieten könne, 
was ihm beliebe, war durch den bisherigen Verlauf 
des Krieges in den Seelen der englischen Staats- 
männer kaum erschüttert, ge- 
schweige vernichtetworden. Außer 
dem Verhalten gegen die Rechte 
Chiles gab England davon noch 
ein drastisches Beispiel. Die bri- 
tische Admiralität erklärte näm- 
lich, den gefangenen deutschen 
tl-Vootsmannschaften die ehren- 
volle Behandlung von Kriegs- 
gefangenen nicht mehr gewähren 
zu können. Leute, die im Ver- 
dacht stünden, unbewaffnete 
Handelsschiffe mit Frauen und 
Nichtkämpfern an Bord versenkt 
zu haben, müßten besonderen 
Einschränkungen unterworfen 
werden. Die Unterscheidung des 
Ranges und die Erlaubnis, mit 
anderen Kriegsgefangenen zu- 
sammenzukommen, müsse ihnen 
genommen werden. Der be- 
kannte alte Schwätzer und Kra- 
feeler Lord Veresford forderte 
sogar, die Offiziere sollten ge- 
hängt werden, denn sie seien 
Seeräuber. Das geschah nun 
zwar nicht, doch wurden die Offiziere und Mann- 
schaften der Unterseeboote ins Gefängnis gesetzt, ab- 
gesondert von den übrigen Kriegsgefangenen. Das 
Karte zu der kühnen ssahrt von <3. M> Hilfskreuzer „Ayesha" (Emden II). 
261 
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