„Die russischen Heere marschieren fest auf ihr Ziel zu und
sichern den glücklichen Augenblick des schließlichen Triumphes
über den Feind, der sich einen leichten Sieg vortäuscht und
verzweifelte Anstrengungen macht."
Das Schicksal gab auf die großsprecherischen Lob-
preisungen der
bisher überall
geschlagenen
Russenheere
selbst eine Ant-
wort,denn zwei
Tage darauf
wurde bekannt,
daß Hinden-
bürg seinen bei-
dengroßenSie-
geninOstpreu-
ßen den dritt
hinzugefügt
hatte. DieMel-
dung der deut-
scheu obersten
Heeresleitung
lautete:
„Seine Maje-
stät der Kaiser ist
auf dem Kampf-
felde an der ost-
preußischenGren-
ze eingetroffen.
Ein Zeugnis russischer „Kultur" in Ostpreußen: Die von den Russen vor ihrem Rückzug
zerstörte Bank in Pillkallen. Im Hintergrunde der gesprengte Kassenschrank.
(Hofphot. Kühlewindt.)
Die dortigen Operationen haben die Nüssen zum schleunigen
Aufgeben ihrer Stellungen östlich der Masurischen Seen ge-
zwungen. An einzelnen Stellen dauern die Kämpfe noch fort.
Bisher sind etwa
26000 Gefangene
gemacht, mehr als
20 Geschütze und
30 Maschinen-
gewehre erobert
worden.DieMen-
ge des erbeuteten
Kriegsmaterials
läßt sich aber noch
nicht annähernd
übersehen."
Auch das war
Hiudenburgs
Art, niemals
den Mund voll
zu nehmen, im-
mer erst zu we-
mg Gefangene
und erbeutete
Geschütze anzu-
geben. So war
es schon bei
Tannenberg
gewesen, so war
es hier, denn
in den nächsten
Tagen erfuhr die Welt, daß in dieser „Winterschlacht
in Masureu" die ganze X. russische Armee, die unter
dem Befehl des Generals Sievers gestanden hatte,
vernichtet worden war. Es war der gigantische Kriegs-
plan des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch gewesen,
durch einen Einbruch in Ostpreußen deutsche Kräfte
von Warschau wegzuziehen und das deutsche Heer,
das vor Polens Hauptstadt stand, zu umgehen. Der
Plan war gründlich zuschanden gemacht worden, denn
am 16.Februar
konnte die deut-
sche Heereslei-
tuug ihrem
Volke melden:
In der neun-
tägigen „Winter-
schlacht in Ma-
suren" wurde die
russischeX.Armee,
die aus minde-
stens elf Infante-
rie-und mehreren
Kavalleriedivisio-
nen bestand, nicht
nur aus ihren
stark verschanzten
Stellungen öst-
lich der masuri-
schen Seenplatte
vertrieben, son-
dern auch über
dieGrenzegewor-
fen und schließlich
in nahezu völli-
ger Einkreisung
vernichtend ge-
schlagen. Nur
Reste können in
die Wälder öst-
entkommen sein, wo
Die blutigen Ver-
Ein nicht abzuleugnendes Beweisstück der russischen Plünderungssucht: Blick in den Güter-
wagen eines erbeuteten „Raub"-Zuges mit von Russen gestohlenen Gegenständen aus
ostpreußischen Städten und Ortschaften. (Hofphot. Kühlervindt.)
lich von Suwalki und von Augustow
ihnen die Verfolger auf den Fersen sind,
luste des Feindes sind sehr stark, die Zahl der Gefangenen
steht noch nicht
fest, beträgt aber
sicher weit über
50000. Mehr als
40 Geschütze und
60 Maschinen¬
gewehre sind ge¬
nommen, unüber¬
sehbares Kriegs-
Material ist er¬
beutet.
Seine Majestät
der Kaiser wohn-
te den entscheiden-
den Gefechten in
der Mitte unserer
Schlachtlinie bei.
Der Sieg wurde
durch Teile der
alten Osttruppen
und durch junge,
für diese Aufgabe
herangeführte
Verbände, die sich
den altbewähr-
ten Kameraden
ebenbürtig er-
wiesen haben, er-
rungen.
Die Leistun-
gen der Truppen
bei Überwindung
widrigster Witte-
rungs- und Wegeverhältnisse im Tag und Nacht fortgesetz-
ten Marsch und Gefecht gegen einen zähen Gegner sind über
jedes Lob erhaben.
Generalfeldmarschall v. Hindenburg leitete die Operationen,
die von Generaloberst v. Eichhorn und General der Infanterie
v. Velow in glänzender Weise durchgeführt wurden, mit alter
Meisterschaft.
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