Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Das Gefechtsfeld südwestlich La Bassee am Abend des 7. Februar 1915. 
Nach einer Zeichnung des Sonderzeichners der „Jllustrirten Zeitung" Professor Hans v. Hayek. 
Das war endlich wieder einmal ein Klang wie aus 
den siegreichen Augusttagen des vergangenen Jahres. 
Zum erstenmal seit Monaten konnte in Deutschland 
geflaggt werden wegen eines Sieges, der im Westen 
erfochten war. Und es sollte in diesem Monat noch 
öfters geschehen. Die nächsten Tage brachten zwar 
nur wie gewöhnlich Nachrichten von abgeschlagenen 
Angriffen der Franzosen, die für die Stürmenden 
meist schwere Verluste gebracht hatten, so bei Arras 
am 15., bei Albert und Pont-ä-Mousson vom 17. bis 
20., wo besonders hartnäckig gerungen wurde und 
die Franzosen nicht unbeträchtliche Verluste erlitten, 
und am 22. nordöstlich von Pont-ä-Mousson, wo sie 
7 Geschütze verloren. Am 25. dagegen wurden wieder 
zwei große Erfolge errungen. Vadische Truppen er- 
stürmten südlich des Kanals von La Vassee die eng- 
lischen Stellungen, nahmen 3 Offiziere und 110 Mann 
gefangen, erbeuteten 3 Geschütze und ein Maschinen- 
gewehr. Noch viel bedeutender war der Erfolg an 
einer anderen Stelle der Front, bei Craonne. Wolffs 
Telegraphen-Bureau meldet darüber das Folgende: 
Einen knappen Tagesmarsch von Soissons entfernt (also 
nicht allzuweit von dem Kampfe vom 13. und 14. Januar, 
worüber wir vor kurzem berichteten), hatten die Sachsen am 
25. Januar ihren Ehrentag. Der Kampf fand auf der Hoch- 
ebene von Craonne, also auf historischem Boden statt. Das 
Gehöft Hurtebise, um dessen Besitz am 6. und 7. März 1814 
Franzosen und Russen erbittert gekämpft hatten, bis es von 
den letzteren angezündet und geräumt wurde, liegt auch heute 
von der französischen Artillerie gänzlich zerschossen und aus- 
gebrannt als trauriger Mauerrest dicht hinter der Mitte 
der deutschen Stellungen, aus denen heraus der Angriff er- 
folgte. Ost- und westwärts an das Gehöft anschließend, folgten 
die deutschen Schützengräben dem Chemin-des-Dames, einem 
die Hochfläche von Craonne entlang führenden Höhenweg, 
der im Jahre 1770 von dem Besitzer des herrlichen Schlosses 
Le Vove für die Prinzessinnen von Frankreich angelegt worden 
war. Den deutschen Gräben gegenüber lagen die französischen in 
dreifacher Reihe. Die vorderste Linie der letzteren nahm ganz 
ähnlich wie bei Soissons den Südrand der Hochfläche und da- 
mit eine für infanteristische Wirkung und artilleristische Beobach- 
tung günstige Stellung ein. Dazu stützte sich der linke Flügel 
auf ein starkes, wohlausgebautes Erdwerk, und die Mitte besaß 
in der Höhle von Crente einen bombensicheren Unterschlupf 
für stärkere Reserven. Diese geräumige Höhle, eine der zahl- 
reichen des großen Pariser Kalksteinbeckens, diente einst den 
Bewohnern als Weinkeller, später als Wirtschaftsraum und 
Stallung. Hier suchten 1814 die Einwohner während der Schlacht 
von Craonne Schutz vor dem Artilleriefeuer. Bei den gegen- 
wärtigen Stellungskämpfen war der Besitz eines solchen Punktes 
von nicht zu unterschätzender Bedeutung. 
Es galt, den Franzosen die erwähnten Stellungen samt 
Erdwerk und Höhle zu entreißen. Nach ausgiebigen artille- 
ristischen Vorbereitungen schritt unsere Infanterie, die unter dem 
Befehle der Generale von Gersdorff und von der Planitz stand, 
während der Oberbefehl in den Händen des Generals d'Elsa 
lag, auf der ganzen Linie zum Angriff. Vinnen wenigen 
Minuten war das ganze Erdwerk und die durch das Feuer 
unserer Artillerie erschütterte erste französische Linie erstürmt. 
Kurz darauf war auch die zweite Linie in deutschen Händen. 
Über die Höhe hinweg ging dann der Sturm gegen die dritte 
und letzte Stellung des Feindes. Vinnen einer halben Stunde 
war der Angreifer im Besitze des Erdwerkes und der dritten 
Linie mit Ausnahme des linken Angriffsflügels, wo der Feind 
erbitterten Widerstand leistete. Auch die Höhle selbst, die nur 
einen nach Süden gerichteten schmalen Ausgang hatte, war 
noch im französischen Besitz. Während sich unsere Truppen be- 
reits südlich der Höhle in den eroberten Stellungen einrichteten, 
wurde der Höhleneingang umstellt und unter Maschmenge- 
wehrfeuer genommen. Es wurde Mitternacht, bis sich die hier 
eingeschlossene Besatzung von rund 300 Köpfen ergab. Auf 
dem linken Angriffsflügel dauerten die Kämpfe bis zum 
26. Januar 5 Uhr morgens. Zu dieser Stunde war auch hier 
der Widerstand des Feindes endgültig gebrochen und der An- 
greifer auf einer Frontbreite von 1500 Meter im Besitze des 
von ihm gesteckten Zieles der drei französischen Linien. 5 Offi- 
ziere, 1100 Mann, 8 Maschinengewehre, 1 Scheinwerfer und 
ein großes, in die Höhle niedergelegtes Pionierdepot waren 
in deutsche Hände gefallen. Was von den französischen Ver- 
teidigern noch entkam, flüchtete den Hang hinunter und grub 
sich dort ein, den Deutschen nunmehr die Hochfläche und damit 
ausgezeichnete neue Stellungen überlassend. Bei den fran- 
zösischen Gefangenen und Toten — die Zahl der letzteren wird 
auf mindestens 1500 geschätzt — wurden die Nummern der 
Regimenter 18, 34, 49, 143, 218 und 249 festgestellt. Sie ge- 
hören zum 18. Armeekorps. Der zum Teil den Pyrenäen 
entstammende Ersatz hat sich in der Verteidigung sehr tapfer 
geschlagen, aber auch er vermochte der unvergleichlichen An- 
griffslust und Tapferkeit unserer Truppen auf die Dauer nicht 
zu widerstehen. 
Es war ein Ehrentag für das sächsische Heer, das 
seinen alten Ruhm der Tapferkeit hier wieder ein- 
mal glänzend bewährte. Der Triumph war den 
Sachsen um so mehr zu gönnen, als sie bei dem Rück- 
zug der Deutschen im Herbste, der dem Stellung?- 
kriege vorausgegangen war, wohl mehr gelitten hatten 
als jede andere Truppe. 
Von den sonstigen fortgesetzten Kämpfen im Januar 
sind besonders hervorzuheben die Gefechte bei Senn- 
heim im Elsaß am 3., wo das Bajonett den Deutschen 
zum Erfolge verhalf, die Eroberung des Hartmanns- 
weilerkopfs am 21. und vor allem ein Vordringen 
210
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.