Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Ereignisse in den überseeischen Ländern während des November und Dezember. — 
Der Krieg zur See im Dezember 1914. 
^Yfirt 7. November trat in Oltasien das Ereignis 
-^ein, worauf das deutsche Volk schon lange ge- 
faßt war, und das nun doch, als es bekannt wurde, 
die Herzen aller Deutschen unbeschreiblich erregte: 
Der Fall von Tsingtau. Schon seit dem 28. Sep- 
tember war die Festung von Japanern und Eng- 
ländern zu Wasser 
und zu Lande ein- 
geschlossen. Am4.Ok- 
tober erfolgte ein 
Sturmangriff, der 
aber erfolglos blieb 
und den Angreifern 
zweitausendfünfhun- 
dert Mann kostete. 
Die Wirkung der 
deutschen Geschütze, 
Minen und Maschi- 
nengewehre war ver- 
nichtend. Der 
Flügel der Angrei- 
senden wurde von 
dem österreichisch-un- 
garischen Kreuzer 
„Kaiserin Elisabeth" 
und dem deutschen 
Kanonenboote „Ja- 
guar" wirksam be- 
schössen. Die deutschen 
Verluste waren, wie 
dieenglischeMeldung 
sagte, gering. 
Nach späteren ja- 
panischen Berichten 
hatten sich die Eng- 
länderundderOberst 
Barnadiston bei dem 
Angriff sehr geschont, 
was die Hochachtung 
vor der britischen 
Tapferkeit bei den 
gelben Verbündeten 
nicht gerade erhöhte. 
Das mag der Wirk- 
Mittagsrast türkischer Truppen beim Bahnhof von Jerusalem. 
(Phot. C. Raab, Jerusalem.) 
lichkeit wohl entsprechen, denn überall zeigte ja Eng- 
land während dieses Krieges das Bestreben, andere 
für sich bluten zu lassen und selbst so wenig wie 
möglich zu opfern. 
Die Japaner standen nun zunächst von weiteren 
Angriffen ab. Sie sahen ein, daß ihre Kräfte vor- 
derhand zur Eroberung des Platzes nicht ausreichten 
und zogen nach und nach gewaltige Verstärkungen 
heran, die aber nur langsam eintrafen. Inzwischen 
versuchten sie, die Besatzung zu freiwilliger Ubergabe 
zu bewegen. Der Befehlshaber des englischen Heeres 
bot dem Kommandanten an, er wolle ihn und seine 
Leute nicht als Kriegsgefangene behandeln, sondern 
sie auf japanischen Schiffen durch den Suezkanal nach 
einem neutralen Hafen im Mittelländischen Meere 
überführen lassen. Aber der tapfere Kommandant, 
Kapitän Meyer-Waldeck, wies das Anerbieten mit 
Bestimmtheit ab. 
Darauf begann am 
31. Oktober der all- 
gemeine Angriff auf 
Tsingtau von der 
Land- und Seeseite 
her, nachdem die ja- 
panischenVerstärkun- 
gen und auch noch 
indische Truppen her- 
beigeschafft worden 
waren. Er verlies er- 
folglos. Noch ein- 
mal, am 2. November, 
wurde den Deutschen 
eine ehrenvolle Uber- 
gäbe angeboten. Wie- 
der ward sie abge- 
Aber gegen 
die ungeheure Uber- 
macht — es sollen 
dreißigtausend 
Japaner vor Tsing- 
tau gestanden haben 
— konnte sich die 
in paar 
Sie 
fiel am 7.November. 
Tage später 
sandte derKomman- 
dant durch Vermitt- 
lung der japanischen 
Gesandtschast in Pe- 
king folgendes Tele- 
gramm nach Berlin: 
„Festung nach Er- 
schöpfung aller Ver- 
teidigungsmittel durch 
Sturm und durch Vre- 
chung in der Mitte gefallen. Befestigung und Stadt mit 
schwerstem Geschütz bis 28 cm Steilfeuer, verbunden mit starker 
Beschießung von der See, schwer erschüttert. Feuerkraft zum 
Schlüsse völlig gebrochen. Verlust nicht genau übersehbar, 
aber trotz schwersten, anhaltenden Feuers wie durch ein 
Wunder viel geringer als zu erwarten." 
So hatten die Japaner endlich gesiegt. Sie hatten 
selbstverständlich ihren Sieg teuer bezahlt, hatten 
viele Offiziere und Soldaten vor Tsingtau verloren 
und auch noch einen Kreuzer durch ein deutsches 
Torpedoboot eingebüßt. Aber was galt ihnen das! 
Sie waren ihrem großen Ziele, die fremden Mächte 
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