gesetzt. In ganz Serbien blühten
fröhlich die Vereine, deren Zweck
die Volksaufhetzung der bosni-
schen Serben war. Hohe Be-
amte, Staatsmänner und Offi-
ziere gehörten zu ihren Mit-
gliedern. Besonders hatte man
es darauf abgesehen, österreichi-
sche Heerespflichtige zur Deser-
tion zu verleiten. Auch auf öfter-
reichischem Boden suchte man
geheime Vereinigungen zu grün-
den, die im Falle kriegerischer
Verwicklungen die Revolution
entfesseln sollten. Die Bomben,
die ins Land eingeschmuggelt
waren und deren eine man
nach dem Thronfolger gefchleu-
dert hatte, stammten ihrer Ori-
ginalverpackung nach aus den
serbischen Waffenlagern in Kra-
gujevac. Die Mörder wurden
von den serbischen Offizieren in
der Handhabung der Waffen
unterrichtet.
Dem allen konnte Osterreich
nicht mehr zusehen. Seine Würde
als Großmacht und seine Sicher-
heit erforderten gebieterisch, daß
dem verbrecherischen Treiben ein
Ende gemacht wurde. So richtete
denn die österreichische Regierung
am 23. Juli eine Note an Ser-
bien, die allerdings an Schärfe
und Deutlichkeit nichts zu wün-
schen übrig ließ. So wuchtig
Generalleutnant Erich von Falkenhayn, preutzi-
scher Kriegsminister.
(Phot. Albert Meyer. Berlin.)
Reichskanzler von Bethmann Hollrveg.
(Hofphot. E. Bieber. Berlin.)
klingen ihre Sätze, daß einen, der an die
höfische und verbindliche Sprache der
Diplomatie gewöhnt ist, ein Frösteln an-
kommen kann, und wie ihr Ton, so
ist ihr Inhalt. Da wird der serbischen Re-
gierung ungeschminkt ins Gesicht gesagt,
daß sie ihr Wort gebrochen und sich am
Verbrechen beteiligt hat. Es wird von
ihr gefordert, daß sie auf der ersten Seite
ihres Regierungsblattes die großserbische
Propaganda offiziell verurteile und be-
daure, daß ihre Offiziere und Beamten
an solchen Bestrebungen teilgenommen
haben und daß sie in Zukunft alle Be-
teiligung daran mit strengen
Strafen bedrohe. Dasselbe
soll der Armee durch König-
lichen Tagesbefehl und durch
Veröffentlichung in der Ar-
mee-Zeitung bekanntgegeben
Ferner sind
Vereine sofort aufzulösen,
die der großserbischen Pro-
paganda dienen, und ihre
Mittel sind zu konfiszieren.
Jeder Lehrer und alle Lehr-
mittel in den Schulen sind
zu beseitigen, die der Pro-
paganda gegen Osterreich
Vorschub leisten. Die schul-
digen Offiziere und Beamten
sind abzusetzen. Gewisse, der
Mitschuld am Morde von
Serajewo überführte Perso-
nen sind unverzüglich zu ver-
haften. Zu weiteren Erheb-
ungen und Nachforschungen
auf serbischem Boden sind öfter-
reichisch-ungarische Delegierte zu-
zulassen. Binnen achtundvierzig
Stunden hatte die serbische Re-
gierung zu erklären, ob sie diese
Bedingungen annehme oder
nicht. Die Note war also ein
Ultimatum in der allerschärfsten
Form.
Sie war natürlich in Belgrad
unannehmbar. Nicht etwa der
Demütigung wegen, die der ser-
bischen Regierung zugemutet
ward, denn Slawenstaaten haben
sich, zum Beispiel vor den Tür-
ken, manchmal noch viel tiefer
gedemütigt. Aber die leitenden
Männer sahen sich dadurch in
ihren Stellungen bedroht, und
wenn der König wirklich Miene
gemacht hätte, die österreichi-
schen Bedingungen anzunehmen,
so hätten sie ihn schleunigst be-
seitigt. Das wußte man in Wien
natürlich ganz genau. Aber
man wollte den Krieg, nämlich
den Krieg mit Serbien, die end-
liche Abrechnung mit den Mör-
dern. Daran, daß Rußland zu
Gunsten Serbiens eingreifen
werde, zweifelte man und
mußte man zweifeln. Der
Zar, dessen Leben ständig von
Mörderhand bedroht ist und der
deshalb wie ein Gefangener
leben muß, konnte doch nicht
Großadmiral von Tirpitz, Staatssekretär des
deutschen Reichsmarineamtes.
(Hofphot. E. Bieber. Berlin.)
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