Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

eilte dasselbe Schicksal den englischen Dampfer 
„Malachit", einige Meilen vor dem Hafen von Le 
Havre, am 26. November den englischen Dampfer 
„Prima" in derselben Gegend. Dazu verlor die eng- 
lische Marine vier große Schiffe auf bisher noch un* 
aufgeklärte Weise. Am 23. November veröffentlichte 
die „Times" eine Verlustliste, aus der zu ersehen 
war, daß 609 
Mann von der 
Besatzung derLi- 
nienschiffe „Ben- 
boro" und „Col- 
lingwood" un- 
tergegangen wa- 
ren. Wie diese 
beiden Schiffe 
ihr Ende gefun- 
den hatten, ob 
durch Minen, 
oder durch deut- 
sche Untersee¬ 
boote, das wurde 
nicht bekannt ge- 
geben. Der 
schwerste Verlust 
aber, den die bri- 
tischeMarinebis- 
her erlitten hatte, 
betraf sie am 
23.Novemberan 
derNordküsteJr- 
lands, denn dort sank der Uberdreadnought „Au- 
dacious", ein Schiff von 24000 Tonnen Wasser- 
Verdrängung. Der unglückliche Vorfall wurde natür- 
lich bald überall bekannt, aber die britische Admiralität 
verbot den Zeitungen, etwas darüber zu bringen und 
wagte es nicht, das Unglück amtlich zu 
veröffentlichen. Und doch war eigentlich 
noch schlimmer der Untergang des 
„Vulwark", der am 25. November im 
Hafen von Sheerneß, ebenfalls aus 
„unerklärlichen" Ursachen, in die Luft 
flog, denn von dem „Audacious" wurde 
die ganze Besatzung gerettet, von der 
Mannschaft des „Bulwark" aber nur 
12 Mann, 800 fanden ihr Grab im 
Meere. Der Verlust von Schiffen, auch 
der größte, bedeutete für die Riesen- 
flotte verhältnismäßig nicht viel, aber 
wohin sollte es kommen, wenn sich die 
ausgebildeten seetüchtigen Mannschaften 
in der Weife weiter verminderten, wie 
es bisher geschehen war! Sie konnten viel schwerer 
ersetzt werden als die Söldner, die man in den 
Schützengräben verenden ließ, obwohl die Rekru- 
tierung noch immer keine besonderen Fortschritte 
machen wollte. Das waren sehr ernste Sorgen für 
die Männer, die an der Spitze der englischen Marine 
standen. — 
Eine Schlafstelle der Kraftwagenoffiziere des Generalkommandos des XIX. Armeekorps. 
Nach einer Skizze des Sonderzeichners der „Jllustrirten Zeitung" Edgar Hübner gezeichnet von 
Professor Hans W. Schmidt. 
Die Uhr als Lebensretter. 
(Phot. H. 
Auch den Flotten der mit England verbündete«? 
Mächte war es nicht beschieden, Lorbeeren zu pflücken 
und Erfolge davon zu tragen. Von der französischen 
Flotte erfuhr die Welt sehr wenig, sie führte im 
mittelländischen Meere ein beschauliches Dasein. Am 
19. September war sie vor Cattaro erschienen, um 
die Boche di Cattaro zu beschießen, die gleichzeitig 
von den Mon- 
tenegrinern zu 
Lande angegrif¬ 
fen werden sollte. 
Aber ihre Be- 
schießung hatte 
nur den Erfolg, 
daß zwei Oster- 
reicher verwun- 
detwurden. Da¬ 
gegen schössen die 
österreichisch-un- 
garischenStrand- 
batterieneinfran- 
zösisches Kriegs¬ 
schiff in den 
Grund, zwei er- 
litten schwereHa- 
varien, die übri- 
gen verschwan- 
den schleunigst. 
Seitdem war die 
Flotte Frank- 
reichs nicht mehr 
zu sehen und enthielt sich jeden Angriffs — 
der sicherste Weg, Unglücksfälle zur See zu ver- 
meiden. 
Die Russen schlugen diesen Weg gleichfalls ein. 
Sie wagten sich in der Ostsee aus ihren Häfen 
selten hervor und entgingen dadurch 
größeren Verlusten. Am 11. Oktober 
vernichtete das deutsche Unterseeboot 
„U 26" im finnischen Meerbusen den 
russischen Kreuzer „Pallada", wobei 
die ganze Besatzung ertrank, und am 
17. November wurde von den Deut- 
scheu Libau zum zweiten Male be- 
schössen und durch versenkte Schiffe der 
dortige Hafen gesperrt. Es war wohl 
in der russischen Marine die sehr rich¬ 
tige Meinung verbreitet, daß man sich 
mit den Deutschen in keiner Weise zu 
messen vermöge; daher die vorsich- 
tige Zurückhaltung in der Ostsee. 
Aber auch da, wo die Russen die 
Überhand zu haben glaubten, zogen sie schmäh- 
lich den kürzeren. Die verachteten Türken schlugen 
am 18. November im Schwarzen Meere die russische 
Flotte so, daß sie sich in den Hafen von Sebastopol 
flüchten mußte und behaupteten den ganzen November 
über die unbedingte Seeherrschaft aus dem Schwarzen 
Meere. 
Winnw eil er- P f alz.) 
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