Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Schießen war zuerst gut, aber binnen kurzem gewann das 
Feuer der englischen Geschütze die Ubermacht, wodurch schwere 
Verluste unter unseren Geschützbedienungen eintraten. Die 
Munition ging zu Ende, und die Geschütze mußten ihr Feuer 
einstellen. . Trotzdem die Nuderanlage durch das feindliche 
Feuer beschädigt war, wurde der Versuch gemacht, auf Tor- 
pedoschußweite an den Kreuzer Sydney« heranzukommen. 
Der Versuch mißglückte, da der Schornstein zerstört 
und infolgedessen die Geschwindigkeit der »Emden 
stark herabgesetzt war. Das Schiff wurde des- 
halb mit voller Fahrt an dei5 Nord (Luv-)Seite 
der Kokosinseln auf das Riff gesetzt. In- 
zwischen war es der Landungsabteilung ge- 
lungen, auf einem Schoner von der Insel 
zu entkommen. Der englische Kreuzer nahm 
die Verfolgung auf, kehrte aber nach- 
mittags zurück und feuerte auf das Wrack 
der »Emden«. Um weiteres Vlutver- 
gießen zu vermeiden, kapitulierte ich mit 
dem Reste der Besatzung. Die Verluste 
der »Emden« betrugen: 6 Offiziere, 4 Deck- 
ofsiziere, 26 Unteroffiziere und 93 Mann 
gefallen, 1 Unteroffizier und 7 Mann 
schwer verwundet." 
Die Offiziere der „Emden", unter 
denen sich auch ein deutscher Prinz, 
dann würde das deutsche Volk heute nicht verflucht 
sein in der Welt". (!) 
An demselben Tage konnte die englische Admira- 
lität ihrem Volke noch eine zweite Freude bereiten, 
indem sie mitteilen ließ, daß auch ein anderer deutscher 
Kreuzer unschädlich gemacht worden sei. Die 
„Königsberg" war von dem englischen 
Kreuzer „Chatam" in die Mündung des 
Rufidschi-Flusses in Deutsch-Ostafrika 
hineingetrieben und durch Versenken 
eines Kohlenschiffes eingesperrt worden. 
Das eingeschlossene Schiff und seine 
Mannschaft wurden freilich nicht ge- 
fangen. Eine Beschießung blieb er- 
folglos. Auch die auf den Kokos- 
inseln gelandete Mannschaft der 
„Emden" wurde nicht gefangen. 
Sie tauchte später unter höchst aben- 
teuerlichen Verhältnissen wieder auf 
General der Jnfc 
(Hosphot. Nicola 
Franz Josef von 
Hohenzollern, 
befand, wurden 
von den Austra- 
liern nach Syd¬ 
ney gebracht und 
durchaus anstän- 
dig behandelt. 
Sie dursten so- 
gar ihre Säbel 
behalten. 
In England 
General der Infanterie Freiherr v. Scheffer- der Iln- 
Boyadel. <Hofphot. Nicola Perscheid, Berlin.» tergllNg deS ge- 
fürchteten Schif¬ 
fes natürlich ungeheueren Jubel. Welch ein Pfahl 
im Fleische die „Emden" den Briten gewesen war, 
zeigt am deutlichsten die Tatsache, daß sogleich nach 
ihrer Zerstörung die Schisfsversicherungsprämien bei 
Lloyds um die Hälfte sanken. Anerkennenswert war 
übrigens in diesem Falle — die Gerechtigkeit erfordert 
es, das hervorzuheben — die Haltung der englischen 
Presse. Wenigstens die führenden Zeitungen enthielten 
sich aller Äußerungen der Schadenfreude, rühmten da- 
gegen den Führer und die Besatzung des tapferen 
Schiffes. „Wir können alle den Hut abnehmen vor 
dem Kapitän", erklärte der „Daily Ehronicle", und 
die „Times" schrieb: „Wenn alle Deutschen so ge- 
kämpft hätten wie der Kommandant der „Emden", 
-erie v. Woyrsch. 
erscheid, Berlin.) 
und machte den 
Engländern noch 
viel zu schaffen. 
EinereineFreu- 
de konnte das 
stolze England 
an diesen „Erfol- 
gen" nicht haben. 
Denn erstens wa- 
ren nur zwei der 
deutschen Aus- 
landskreuzer zur 
Strecke gebracht, _ rr . . .. 
r ° , } ' Generalleutnant v. Ochmann. 
1TlCl)r6rC; barutts (Hofphot. H. Noack, Berlin.) 
ter die besonders 
gefürchtete „Karlsruhe", machten noch immer die Meere 
unsicher. Zweitens mußte die Erkenntnis bitter und be- 
schämend sein, daß das seegewaltige England den Fang 
der beiden Kreuzer nicht der eigenen Kraft, sondern 
japanischer und australischer Hilfe verdankte. Endlich 
waren der Untergang der „Emden" und die Un- 
schädlichmachung der „Königsberg" so kleine Erfolge, 
daß sie die schweren Mißerfolge nicht gut zu machen 
vermochten, die Englands Seemacht und Ansehen bis 
Ende November erlitt. 
Allerdings gelang ja den Engländern im Laufe 
der beiden Kriegsmonate noch mancherlei. Am 
6. Oktober schössen sie in der Nordsee ein deutsches 
Torpedoboot in den Grund. Am 17. Oktober ver- 
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