es erfuhr, daß der schreckliche kleine Kreuzer die Handels-
marine der vereinigten Königreiche wieder um 8 Schiffe
ärmer gemacht habe. Auch die gelben Verbündeten
Englands erlitten durch die „Emden" einen bitteren
Verlust, denn die Shanghaier Versicherungsgesellschaft
Jangtse Kiang gab am 27. Oktober bekannt, daß der
große japanische Dampfer „Kamasata Mara", der
nach Singapore unterwegs war, den unheimlichen
Deutschen zum Opfer gefallen sei. Die Gesellschaft
erklärte daraufhin, daß sie für Fahrten nach Singapore
keine Versicherung mehr annehmen werde.
Allen ihren bisherigen Taten aber setzte die „Emden"
am 28. Oktober die Krone auf. Diesmal galt ihre
vernichtende Tätigkeit nicht feindlichen Handelsdamp-
Russische und französische Zeitungen zeterten über
die „völkerrechtswidrige Hinterlist" der Deutschen, in
England dagegen wurde fast allgemein anerkannt,
daß die List des Fregattenkapitäns v. Müller eine
durchaus erlaubte gewesen war. Überhaupt verfolgte
die öffentliche Meinung Englands die Taten der
„Emden" zwar mit Ingrimm und Besorgnis, zu-
gleich aber auch mit Anerkennung der Geschicklichkeit
und der Ritterlichkeit ihres Befehlshabers und des
Todesmutes ihrer Besatzung. Die Helden der „Emden"
wurden in England geradezu volkstümlich, obwohl
die Londoner Blätter am Ende des ersten Kriegs-
Vierteljahres berechneten, daß die „Emden" in den
drei Monaten ihrer Tätigkeit 51 Dampfer, nämlich
Das gute Einvernehmen zwischen den deutschen Besatzungstruppen in Belgien und der einheimischen Bevölkerung: Deutsche Matrosen
während des Aufenthaltes in einein Küstenort an der belgisch-bolländischen Grenze. Nach der Schilderung eines Augenzeugen
gezeichnet von dem Sonderzeichner der „Jllustrirten Zeitung" FeliX Schwormstädt.
fern, sondern feindlichen Kriegsschiffen. Auf der Reede
von Pulo Pinang lagen einträchtig nebeneinander
der russische Kreuzer „Schemtschug" und ein französi-
scher Torpedojäger. Beide wurden von dem toll-
kühnen deutschen Schiffe angefallen und vernichtet.
Der russische Marinejtab berichtete darüber:
„Am 28. November, früh 5 Uhr. näherte sich die »Emden«,
die durch Aufstellen eines vierten falschen Schornsteines un-
kenntlich gemachi war, den Schiffen, welche die »Emden« für
ein Kriegsschiff der Verbündeten hielten. Die »Emden« fuhr
mit aller Kraft gegen den »Schemtschug«, eröffnete das Feuer
und schoß einen Torpedo ad, der am Bug des russischen
Kreuzers explodierte. Der »Schemtschug« erwiderte das Feuer.
Die »Emden« schotz einen neuen Torpedo, der den »Schemtschug«
311m Sinken brachte. 85 Mann der Besatzung ertranken,
250 Mann, darunter 112 Verwundete, wurden gerettet."
34 englische, 10 französische und 7 japanische, versenkt
habe. Leider aber waren die Tage des Heldenschiffes
gezählt. Am 9. November ereilte es das Verhängnis.
Es wurde von einem großen australischen Kreuzer
unter sehr ungünstigen Verhältnissen bei den Kokos-
inseln angegriffen, als gerade 3 Offiziere und 46 Mann
mit 4 Maschinengewehren ans Land gesetzt worden
waren, um die englische Funkenspruch- und Kabel-
station zu zerstören. Fregattenkapitän von Müller
berichtete darüber an das Reichsmarineamt:
„Der Kreuzer »Sydney« näherte sich den Kokosinseln mit
hoher Fahrt, als dort gerade die von der »Emden- ausge-
schiffte Landungsabteilung das Kabel zerstörte. Das Ge¬
fecht zwischen den beiden Kreuzern begann sofort. Unser
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