Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

freiheitliche Regung in 
seinem Reiche blutig un- 
terdrückt, und der Zar 
hörte stehend und ent- 
bläßten Hauptes die fran- 
zösische Volkshymne „Die 
Marseillaise" an, in der 
zur Vernichtung der 
Tyrannen ausgefordert 
wird. So oft sich so et- 
was ereignete, in Krön- 
stadt, in Petersburg oder 
bei den Zarenbesuchen 
in Paris, schwamm 
Frankreich in Wonne und 
sah schon die ungeheu- 
ern Heeresmassen der 
nordischen Großmacht, al- 
les vor sich niederstamp¬ 
fend, über die deutsche 
Grenze wogen. In ihrer 
Herzensfreude borgten 
sie dann dem treuen 
Bundesgenossen kolossale 
Summen, die auf das 
Heer und den Ausbau 
des Bahnnetzes an der 
Westgrenze des russi- 
schen Reiches verwendet 
werden sollten. Zwölf 
oder dreizehn Milliar- 
den Mark sind so all- 
mählich in die weiten 
Das Attentat auf den Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand von 
Osterreich und seine Gemahlin in Serajervo am 28. Juni 1914. Nach der 
Skizze eines Augenzeugen für die Jlluftr. Zeitung gez. von Felix Schwormstädt. 
Taschen des „Mütterchen 
Rußland" gewandert. 
Erklärt also Rußland 
eines Tages den Staats- 
bankrott, so ist Frank- 
reichs Finanzwirtschaft 
in ihren Grundfesten 
erschüttert. All dieses 
Geld ist nur in der Hoff- 
nung geliehen worden, 
daß Rußland eines Tages 
der Vollstrecker der fran- 
zösischen Rache anDeutsch- 
land werden würde. 
Lange hat sich der Zar 
eine solche Rolle 
gesträubt, lange haben ihn 
kluge und weitblickende 
Berater davor gewarnt. 
Endlich ist der Wankel- 
mütige dem Einfluß 
der Großfürsten ganz 
erlegen. 
Sicherlich aber wäre es 
trotz aller Rüstungen und 
Abmachungen zwischen 
den beiden Mächten jetzt 
noch nicht zum Krieg ge- 
kommen, wenn sie nicht auf 
die Hilfe einer dritten Groß- 
macht hätten rechnen kön- 
nen, nämlich Englands. 
Eine deutschfeindliche 
Blick auf Serajervo, die Hauptstadt Bosniens, von Nordost. 
Das große Gebäude im Vordergrund rechts vom Miljackafluß ist das Rathaus, dem der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin einen Besuch 
abstatteten. Vom Rathaus zieht den Fluß entlang der Appelkai. Das Attentat rvurde vor der vorletzten Brücke (3.), roo die Franz-Joseph-Straße 
auf den Appelkai stößt, ausgeführt. Das große weiße Gebäude im Mittelgrunde links ist die Franz-Josephs-Kaserne, das von Pappeln umgebene 
Gebäude davor der Konak. 
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