Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Morgenwasche. 
Aus dem Skizzenbuch des auf dem Westlichen Kriegsschauplatz befindlichen Zeichners der „Jllustrirten Zeitung" Professor Hans v. Hayek. 
zwanzig Tage. Ein Ende war vorläufig noch nicht 
abzusehen, aber soviel konnte man bereits erkennen: 
Der Sieg mußte dem Heere zufallen, das die meiste 
Ausdauer im Ertragen von Strapazen, die meiste 
Nervenkraft besaß, und das noch größere, ins Gewicht 
fallende Reserven heranzuführen hatte. Deshalb sah 
das deutsche Volk dem Ausgang des Ringens mit 
Ruhe entgegen, und es hatte alle Ursache dazu. Bei 
aller Achtung vor der heldenmütigen Tapferkeit und 
der überraschenden Zähigkeit der Franzosen wußte 
man doch, daß der deutsche Soldat weit mehr als 
der französische geeignet ist, kalte und regnerische 
Nächte in seinen feuchten Mantel gewickelt unter freiem 
Himmel zu verbringen und sonstige Unbilden der Wit- 
terung zu ertragen, und daß auch die deutschen Nerven 
den französischen im allgemeinen weit überlegen sind. 
Und wo sollte der Feind größere Reserven hernehmen? 
Frankreichs ganzes Heer stand an der Aisne und 
Maas und bei Velfort, wo auch immer wieder den 
ganzen Monat hindurch erbitterte Erenzkämpfe statt- 
fanden. Wer irgendwie kriegstauglich war in Frank- 
reich, befand sich hier an der Front. 
schon Tausende die Waffen, die nach deutschen Be- 
griffen kriegsuntauglich waren. Sehnsüchtig blickte 
Frankreich schon nach Englands Hilfe aus. Aber das 
perfide Albion sandte nur ein Expeditionskorps, das 
weder der Zahl noch der Ausbildung noch dem Geiste 
nach imstande war, wirklich ein Gewicht in die 
Wagschale des Krieges zu werfen. Es konnte zu- 
nächst auch nicht mehr schicken, denn es meldeten sich 
im Laufe des Monats, trotz aller Anstrengungen der 
Regierung, verhältnismäßig wenige Freiwillige zum 
Kriegsdienst, und die sich meldeten, mußten erst ausge- 
rüstet und ausgebildet werden. Der deutsche Nachschub 
an Mannschaften dagegen war unerschöpflich. Als der 
gefangene belgische General Leman in Magdeburg die 
Unmengen von Soldaten sah, die dort übten wie in 
Friedenszeiten, da schlug er vor Erstaunen und Er- 
schrecken die Hände zusammen und rief: „Unglaublich! 
Unfaßbar!" Die Deutschen mußten seiner Berechnung 
nach jeden Mann an ihren beiden Grenzen haben, wäh- 
rend in Wahrheit zwei Millionen ausgebildete Soldaten 
und fast ebensoviel ausbildungsfähige Jünglinge und 
Dienst einberufen waren. 
Eine Fuhrparkkolonne. 
Aus dem Skizzenbuch des auf dem westlichen Kriegsschauplatz befindlichen Zeichners der „Jllustrirten Zeitung" Professor Hans v. Hayek.
	        
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