Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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der Volks- und Bürgerschulgebäude vom Jahre 1873 vorschreibt, 
daß jedes Schulhaus einen heizbaren Turnraum von mindestens 
4*4 Meter Höhe und dem erforderlichen Flächenraum besitzen 
soll. Während aber die einzelnen Kronländer bezüglich der Zahl 
der Volksschulen ohne Turnsälen zwischen 48°| 0 in Triest mit 
Gebiet und 99% in Galizien mit verhältnismäßig geringen Unter 
schieden schwanken, differieren die Prozentverhältnisse jener 
Schulen, in welchen überhaupt kein Turnunterricht besteht, 
zwischen den einzelnen Kronländern sehr erheblich, und schwanken 
zwischen 0‘7°| 0 in Böhmen und 80*9°l o in Vorarlberg, während 
diese Ziffer im Durchschnitt von ganz Zisleithanien im Jahre 
1900 nach den Ausweisen der k. k. statistischen Zentralkommission 
22*5% betrug. 
Für die Heranbildung der Lehrer und Lehrerinnen zum 
Turnunterrichte wird an den Lehrer- beziehungsweise Lehrerinnen 
bildungsanstalten durch 1 — 3 Stunden in der Woche gesorgt. 
Mit dem Erlasse des k. k. Unterrichtsministeriums vom 
22. August 1871, Z. 6705, beziehungsweise vom 15. Oktober 1878, 
Z. 15085, wurden für die Lehramtskandidaten für Mittelschulen 
und Lehrerbildungsanstalten Turnlehrkurse in Wien, Graz und 
Prag eingerichtet, durch welche in zwei Jahrgängen theoretische 
und praktische Vertrautheit erreicht werden soll. Durch die 
Prüfungsvorschrift vom 10. September 1870, Z. 9167, werden 
für das Turnlehramt auch entsprechende Kenntnisse in Anatomie, 
Physiologie und Gesundheitslehre gefordert. 
Von den Mittelschulen Oesterreichs ist das Turnen mit Aus 
nahme von Galizien, Bukowina, Tirol und Vorarlberg durch die 
betreffenden Landesgesetze von 1869 bis 1874 in den Realschulen 
als verpflichtender Gegenstand eingeführt worden, in Galizien 
erst 1899 und in Tirol 1900. An den Gymnasien ist bis heute 
das Turnen noch nicht allgemein, sondern nur an ungefähr 
50 derselben, teils als obligater, teils als nicht obligater Gegen 
stand eingeführt. Die Zahl der Befreiungen an den Gymnasien 
mit obligatem Turnunterrichte auf Grund eines amtsärztlichen 
Zeugnisses schwankt nach den Ausführungen des Referenten 
Professor Dr. Pawel zwischen 2 und 16%, an Gymnasien mit 
freiwilligem Turnbetriebe beträgt die Zahl der Nichtturner zwischen 
10 — 95%. Die Zahl der Turnstunden beträgt 2 in der Woche, 
neben welchen noch viele Schüler an Kürturnstunden oder am 
Privatturnunterrichte teilnehmen.
	        
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