Volltext: Der Sammler 14. Jahrg. 1919 (1919)

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Herausgeber: Der Museal-Berein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding. 
Druck I. Vees, Schärding. 
sich freuen, dah ihr durch die maßgebenden 
Stellen, Staatsdenkmalamt und OberstaatSan- 
waltschaft, diese bodenständigen, wertvollen Kunst 
denkmäler aus dem ehemaligen Kloster Suben 
zur Verwahrung zugewiesen, wurden. 
Die Ermöglichung der raschen und glatten 
Abwicklung der umständlichen Bergunglarbeiten 
dankt der Musealverein dem Entgegenkommen 
des Herrn Oberdirektors der Strafanstalt, Re 
gierungsrat W. Marx. 
Nun liegt auch daS Urteil des General 
konservator des Staatsdenkmalamtes Professor 
Dr. HolayS vor, der vor wenigen Tagen sowohl 
die abgenommenenReliefs selbst einer Begutachtung 
unterzog, als auch in der Strafanstalt Suben 
selbst baugeschichtliche Erhebungen pflog, deren 
Resultat, das demnächst in einem sachlichen Be 
richte erscheinen wird, heute schon in seinen 
Grundzügen mitgeteilt werden kann. Es bietet 
vielfach Interessantes. 
Zunächst die Säule, die im Turme einge 
mauert vorgefunden wurde. 
Die Frage ob es sich nur um eine roma 
nische oder um. eine Renaissance-Säule aus der 
späteren Renaissancezeit handelt, ist endgiltig ent 
schieden. Sie gehört der romanischen Kunst 
periode an, ist ein typisches, dabei sehr gut er 
haltenes Stück aus dem 12. Jahrhundert. Es ist 
nun auch erklärt, warum diese Säule eben in 
diesem Turmgelasse vorgefunden wurde. Dieser 
unterste Turmteil ist auch ein Bauwerk roma 
nischer Zeit. Es liegt somit eines der ältesten 
Bauwerke deS Landes in diesem Turmteile vor. 
Die Säule hat in demselben als doppelseitige 
Fenstersäule gedient, wie dies der romanischen 
Bauart vollkommen entspricht. 
Aus Lamprechts Chronik der Stadt Schär 
ding entnehmen wir, daß die Kirche des Klosters 
Suben bis zu ihrem Neubaue gegen Ende des 
18. Jahrhundert eine romanische Säulenbasilika 
gewesen ist, zu welcher Zeit, wie sich jetzt heraus 
stellt, der heute als 1. Turmetage dienend - Raum 
der Chor der Frauen gewesen ist, der über den 
Orgelchor den Blick zum Altar vollkommen frei 
hatte. Das war auch zu Anfang des 18. Jahr 
hunderts so, darum finden wir die Bilder der 
Äbtissinnen, .die der Nachwelt von deren besonderer 
Verehrung erzählen und die aus der Zeit um 
und vor 1770 ihre Entstehung hatten, in diesem 
Raume verewigt. Nicht bestimmt läßt sich noch 
erklären, zu welcher Zeit der Frauenkonoent auf 
gehoben wurde. Naheliegend ist es aber, daß 
derselbe in der Zeit in der der Bau der neuen 
Klosterkirche begann, nicht mehr bestanden hat. 
Das war 1766. Als dann zum Ausbau des 
Turmes geschritten wurde, hatte der Raum von 
dein die Sprache ist, seine Bestimmung verloren 
und er wurde gegen die Kirche hin abgeinauert. 
Das Gleiche geschah mit den breiten Fenstern 
desselben und so wurde ein geschlossener Unter 
bau für die Höherführung des neuen Turmes 
gewonnen. Dieser Unterbau war foringebend- 
für den Aufbau. 
So erklärt es. sich, daß der Turm der Kirche 
in Suben, wie er sich heute unseren Blicken dar 
bietet, etwas ganz eigenartiges an sich trägt. Er 
eytfrrnt sich in seiner Bauart ganz wesentlich 
von der Bauart der übrigen Kirchentürme der 
Umgebung, die nach der bayerischen Seite hin, 
mit ihren Spitztürmen der griechischen Bauzeit 
angehören, mit den nachbarlich österreichischen 
Kirchen, mit ihren sogenannten Zwiebeltürmen^ 
der Barocke zu zuzahlen sind. L>er Umstand, daß 
bei den Medaillons auch ein nicht ausgefertigtes 
vorgefunden wurde, mag wohl mit der vielleicht 
unerwartet schnellen Aufhebung des Nonnen- 
Konventes in Verbindung gebracht werden. Er 
kann daher auch sein, daß die Abmauerung des 
romanischen TurmteileS schon vor Beginn des 
Kirchenbaues erfolgte, was aber an sich für die 
Baugeschichte des Klosters ohne Bedeutung ist. 
Die abgenommenen Reliefs wurden einer ge 
nauen Besichtigung unterzogen und wurde seitens 
des Generalkonservators der Meinung Ausdruck 
gegeben, dah es sich um sehr beachtenswerte 
künstlerische Werte handelt, die der italienischen 
Kunst zuzuschreiben sind. Wir finden also in 
Bezug auf die Kunstrichtung und Zeit der Ent 
stehung der Reliefbilder unsere Vermutung voll 
bestätigt. Nunmehr kam die Wiederherstellung 
der einzelnen Reliefs und deren Unterbringungen 
in Betracht. Die Wiederherstellung wird eine 
mühevolle Arbeit mit sich bringen, die wohl durch 
dacht und gekannt sein will. Die Einzelstücke 
des Bildes werden in Gipslägen eingegossen, 
die ein auf Holz verankertes Drathnetz zur 
Stütze haben. Die Holzwand muß derartig fest 
und solid sein, daß selbe keine Veränderungen 
durch Wärme und Külte zuläßt, da im letzteren 
Falle eine derartige Bewegung Risse und Sprünge 
in den Gipsplasticken hervorrufen würde. Durch 
diese Holzunterlage gewinnt das Ganze an 
Mäßigkeit und Schwere und es muß daher die 
Verankerung au der Wand mit größter Sorgfalt 
durchgeführt werden. Ein besonderer Umstand 
liegt darin, daß nicht nur das Reliefbild, sondern 
auch die schwere Ovalumrahmung desselben zur 
Wiederherstellung gelangen soll. 
Dadurch erhalten die Ovale eine Höhe von 
1'8 Und Breite von 1°3 Meter. Deren Anbrin 
gung ist im Lapidarium des Museums ebenerdig 
gedacht, rechts und links von dem großen Christus. 
Die Abstemmung der neuen Gipslagen auf den 
alten Ton wird seine Schierigkeiten haben, wir 
wollen aber hoffen, daß auch das gelingt und 
damit wäre die Sache endgiltig im Sinne und 
nach Anweisung de§ Staatsdenkmalamtes erledigt. 
' Mit der Wiedereröffnung des Museums im 
Monate Mai sollen auch' die Reliefs zur Aus 
stellung gelangen, hoffen wir, daß dies gelingt.
	        
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