Volltext: Der Sammler 12. Jahrg. 1916 (1916)

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samen Geläutes der Pfarrkirche einzutreten, 
dessen Erhaltung sowohl die Stadtgemeinde und 
das Pfarramt, als auch die Bürgerschaft und 
der Musealverein anstreben. 
Aus den mir zur Verfügung gestellten ge 
schichtlichen Aufzeichnungen konnte ich die volle 
Berechtigung dieser Wünsche erkennen und 
beehre mich nunmehr diensthöflichst zu bean 
tragen, daß das ganze Geläute der Stadtpfarr 
kirche Schärding von der Ablieferung befreit 
werde. In der Glockenliste des hochwürdigen 
bischöflichen Ordinariates in Linz sind die 
Glocken wie folgt angeführt: 
Nr. 2026 Durchinesser 164 cm 2519 kg 
„ 2026 
„ 
130 „ 
1270 
2027 
109 „ 
748 
I 2028 
„ 
82 „ 
305 
„ 2029 
„ 
45 „ 
80 
und wurden von dieser Stelle 3 Glocken als zu 
erhaltend bezeichnet. 
Unter einem wende ich mich mit dem 
gleichen Antrage an die Militärbauabteilung 
des k. u. k. Militärkommandos in Innsbruck. 
Der k. k. Landeskonservator: 
Eduard H ü t t e r. 
Noch ist, während wir dies schreiben, nicht 
bekannt, ob der von der Stadtgemeinde in 
dankenswertester Weise unternommene Schritt 
mit Erfolg begleitet ist — und somit wollen 
wir die Erwartung nicht aufgeben, daß eines 
der wertvollsten Bermächtnisse unserer Vorfahren 
uns und unseren Nachkommen erhalten bleibe. 
Nachschrift. 
Am 7. November fand seitens der k. u. k. 
Militärbauabteilung in Linz eine kommerzielle 
Erhebung über das Einschreiten der Stadt 
gemeinde statt. 
Nachdem gemäß Auftrages der k. u. k. 
Heeresverwaltung die Abgabe an Glockenmaterial 
2/3 des Gesamtgewichtes zu betragen hat, er 
gibt sich für den vorliegenden Fall, daß von 
dem Gesamtgewichte der Glocken des Stadt- 
pfarrgeläutes einschließlich der Zügenglocke (4922 
Kilogramm) — 3280 Kilogramm abzugeben 
sind, was weiter bedeutet, daß die große Glocke 
mit 2519 Kilogramm und die zweitnächste 
daran, die sogenannte Eilfuhrglocke, abzunehmen 
wäre, was die vollständige Zerstörung des har 
monischen Geläutes bedeuten würde. 
Nachdem es sich dermalen um eine Erhe 
bung gehandelt hat, kann von einem endgültigen 
Ergebnisse in der Sache noch nicht gesprochen 
werden. 
Wir verraten aber durchaus kein Geheim 
nis, wenn wir sagen, daß trotz des Entgegen 
kommens der beauftragten Kommissionsmitglie 
der die Aussicht auf Erhaltung des Geläutes in 
seinem gegenwärtigen Bestände keine günstige 
st. Es braucht wohl noch gar manche An- 
i 
strengung, sollte das Geläute aus den drei, in 
eine Harmonie gestimmten Glocken Nr. 2026, 
2027, 2058) das sind die Frühmeß-, Eilfer- und 
Zwölfuhr-Glocken erhalten bleiben. Die Zügen 
glocke ist in den harmonischen Zusammenklang 
des gesamten Geläutes nicht mit einbezogen. 
Wie also die Sache jetzt steht, wäre bezüglich 
des Stadtpfarrgeläutes mit dem Verluste der 
großen Glocke zu rechnen. 
Der in dem Ansuchen der Stadtgemeinde 
dargetane Umstand, daß das Geläute vom 
Standtpunkte der Stadtgeschichte aus zu erhalten 
sei, fand keine Zubilligung, da in den bezüg 
lichen Vorschriften nur von Berücksichtigungen vom 
kunstgeschichtlichen Standpunkte aus gesprochen 
wird. 
Allgemeine geschichtliche Bewertung kann 
das Geläute, wie fast alle übrigen Glocken des 
Landes, auch in Anspruch nehmen, das genügt 
aber nicht, um eine Berücksichtigung eintreten zu 
lassen. Es muß damit auch das künstlerische 
verbunden sein. 
Vielleicht läßt letzterer Umstand einen 
gangbaren Weg zu? 
Es wird sich ja zeigen. Vorderhand wollen 
wir die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben, 
daß unser Geläute mit seinen vollen Tönen 
auch den kommenden Frieden einläuten wird. 
Die Restaurierung des Grabdenkmales für 
Stadtdecbant Sebastian Gresböck. 
In der letzten Jahresversammlung des 
Musealvereines wurde darauf hingewiesen, daß 
das Grabdenkmal des Stadtdechants Sebastian 
Vinzenz Gresböck sehr im Verfalle sei. Das in 
Medaillonform aufgelegte Porträt des Ver 
ewigten war durch Wetter und Nässe voll 
kommen unkenntlich geworden, die eisernen 
Schutzflügeln desselben waren verrostet und 
herabgefallen, ebenso der ober dem Bilde befind 
lich, Kelch. 
Am 2. November 1830 wurde das Denk 
mal von seinem Nachfolger, Stadtdechant Postl- 
bauer, in Anwesenheit der Pfarrgeistlichkeit, des 
Magistrates und der zahlreich versammelten 
Stadtbewohnerschaft feierlichst eingeweiht. Seit 
dieser Zeit dürfte an demselbeu nichts mehr 
restauriert worden sein, und es ist daher er 
klärlich, daß letztere sehr notwendig geworden ist. 
Ueber Ersuchen deS Musealvereines hat 
nun Herr Stadtdechant Kanonikus Theodor 
L u g e r aufs entgegenkommendste die Restau 
rierung des Grabdenkmales vornehmen lassen, 
und ist dieselbe in wahrhaft gelungener Art 
durchgeführt. 
Das Porträt ist dem akademischen Maler 
Kühberger aus München (Landesschütze) 
vortrefflich gelungen und das Medaillonbild nun 
mehr unter Glas mit Flügeltürchen geschützt. Der 
ursprünglich aufgesetzte schwervergoldete Kelch ist
	        
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