Volltext: Der Sammler 12. Jahrg. 1916 (1916)

12 K«krg. — Keila-e „Schiir>i«ger Wocheuklatl" — Keptemker-Oktober 1V1V 
2) er Rammler. 
Mitteilungen de« Weeriue» fiur Erhaltung de« Ktadtmnseum« und zur Erhaltung 
de» baulichen Charakter« der Stadt Scharding. 
Inhalt: 1. Die drohende Glockenabnahme 2. Restaurierung des Grabdenkmales des Stadt- 
Dechants Sebastian Vinzenz GreSböck. 
Die drohende ßlockenabnabtne. 
Bekanntlich ist die Einberufung von Kirchen- 
glocken behufs deren Verwendung zu militärischen 
Zwecken bereits im Gange und wird hiebei, was 
aus Mitteilungen öffentlicher Blätter ersichtlich 
ist, der Reihe i:ach in den einzelnen Bxzirkshaupt- 
mannschaften vorgegangen. l 
Da das Geläute unserer Stadtpfarrkirche 
hievon keine Ausnahme erfahren wird und in 
kurzer Zeit ein diesbezüglicher Auftrag zu ge 
wärtigen ist, hat der Musealverein im Laufe des 
Monats September die Anregung gegeben, es 
möge seitens der Stadtgemeinde versucht werden, 
daß der unserem schönen, harmonischen, stadtge 
schichtlich beachtenswerten Geläute drohenden Ge 
fahr im Wege einer Bitte an zuständiger Stelle be 
gegnet werde. In der Ueberzeugung, daß die 
diesbezüglich dargetanen Gründe ihre volle Be 
rechtigung haben und wohl wissend, daß sich 
niemand in der Stadt finden würde, der die 
Schmälerung unseres Kirchengeläutes nicht auf 
das tiefste beklagen würde, hat es die Stadt 
gemeinde versucht, der drohenden Gefahr zu be 
gegnen und auch seitens des Stadtpfarramtes 
wurde dieser Schritt gutgeheißen. Das im Wort 
laute folgende Gesuch wurde vom Bürgermeister 
bei den nachbenannten Stellen eingebracht. 
Beim k. u. k. Militärkommando in Inns 
bruck, bei der oberösterr. Statthalterei, bei der 
Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien 
und beim Verein für oberösterr. Heimatschutz in 
Linz. Gleichzeitig wurde an den k. k. Landes- 
Konseroator Professor Dr. Hütter in Salzburg 
die Bitte um Schutznahme desselben gestellt. 
Die Stadtgemeinde begründet ihr Ansuchen 
folgendermaßen: 
Nach der beim hochwürdigsten bischöflichen 
Ordinariate in Linz zusammengestellten Glocken 
liste kämen infolge Einberufung der Kirchen 
glocken von dem Geläute der Stadtpfarrkirche in 
Schärding zwei Glocken zur Abgabe. Im Falle 
dieser Einberufung sei es trotz vollen Verständ 
nisses für die Wichtigkeit, die die Ergänzung 
der Metallbestände für Kriegszwecke erheischt, 
der gefertigten Stadtgemeinde doch gestattet, im 
Wege der Bitte zur Erhaltung der bezeichneten 
Glocken ein Wort einzulegen. ' 
Mit dem Geläute der hiesigen Stadtpfarr 
kirche hat es ein beachtenswertes Bewandnis. DaS 
Geläute ist nicht berühmt oder besonders her 
vortretend durch sein hohes Alter, noch ist es 
ein über das Mittelmaß hinausgehendes Guß 
werk, wohl ist selbes aber durch seinen Wohlklang und 
insbesondere aber für die Bewohner der Stadt von 
ganz unschätzbarem Wert deswegen, weil es den 
endlichen Abschluß der in ihren Folgen für die 
Stadt Schärding so unglücklich verlaufenen Na 
poleonischen Kriegsepoche bedeutet. 
Wenn die gefertigte Stadtgemeinde der Mei 
nung Ausdruck gibt, daß das Geläute der Stadt 
pfarrkirche ein Vermächtnis beinhaltet, das sich 
von den Vätern auf die Söhne und von diesen 
auf die Enkeln übertrug, ein Vermächtnis, das 
heute noch von allen Stadtbewohnern hochgehalten 
wird, so ist die Stadtgemeinde wohl weit entfernt, 
eine leere Phrase zu gebrauchen. 
Das in seiner Vertonung einzig wohlklin 
gende Geläute hat tatsächlich die Einkehr des 
Friedens in die Stadt gebracht, nachdem letztere 
zerstört, gebrandschatzt durch die feindlichen In 
vasionen und durch den wiederholten Hoheits- 
wechsel, während welchen keinerlei Rücksicht auf 
die dringendsten Bedürfnisse der Stadt genommen 
wurde, vollständig darniedergebracht mar. 
Wer hätte aber trotz all' der Ungunst der 
Zeitläufte gedacht, daß ein ganzes Menschenaller 
vergehen mußte, ehe wieder der Klang der Glok- 
ken die Schicksale der Stadtbewohner begleiten 
konnte? Die Stadt Schärding mußte sich ihr 
Geläute förmlich erstreiten und erkämpfen, daher 
auch die Freude eine unaussprechliche war, als 
im Jahre 1839, also genau nach 30 Jahren, die 
solange ersehnten Glocken geweiht werden konnten. 
Wenn die gefertigte Stadtgemeinde-Vor- 
stehung auf all' die Schwierigkeiten und Hinder 
nisse zurückommen wollte, die dem Wiedererstehen 
eines Geläutes in den Weg gelegt wurden, müßte 
dieselbe den Rahmen des Zulässigen überschreiten. 
Der alleinige Hinweis möge genügen, daß die 
Bevölkerung mit inniger Rührung erfüllt war, 
als mit hohem Regierungserlasse vom 26. Ok^
	        
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