Volltext: Der Sammler 11. Jahrg. 1915 (1915)

Ur 2 — 11 Iahrg. Kettage |. „Kchördtngev Wocheudlatt" Feirruar ISIS. 
ep /Sammler. 
Mitteilungen des Vereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des bau 
lichen Charakters der Stadt Schärding. 
Inhalt: Seit wann ist Schärding eine Stadt? — Gewerbegeschichtliches aus Schärding. 
Gemerhegeschichtliches au« KchSrdl«-. 
(Fortsetzung.) 
Es werden dann Preiserhöhungen festgestellt 
und ist diese Absicht von sämtlichen Anwesenden 
unterschrieben worden. Obenan steht der magi 
stratische Delegierte Sebastian Stengel. Nur um 
die Vielseitigkeit des Färber-Registers darzutun, 
sei noch ein Fall herausgegriffen. Er handelt 
unter dem 26. Juni 1626. Es ist eine Ver 
handlung über einen entlaufenen Lehrbuben. Da 
wurde ganz gerichtsordnungsmäßig protokolliert: 
Erörterung des Vorkommnisses, Antwort des 
Angeklagten, Handwerksbescheid, Vergleich. Der 
älteste Teil des Registers reicht bis zum Jahre 
1795 — der zweite Teil von diesem Jahre bis 
zum 29. September 1864, während welcher Zeit 
die Vorstehung in der früher genannten Fhrber- 
familie verblieb. So gewinnen wir durch die 
sorgfältige Behütung der den einzelnen Jnnungs- 
meistern anvertrauten Lade und durch die er 
wähnten Beigaben (Urkunden und Siegel) ein 
anschauliches Bild deutschen Gewerbelebens im 
17. und 18. Jahrhundert. Wenn wir uns dann 
weiter umsehen, so ergibt sich übereinstimmend, 
daß ungefähr um 1600 in Schärding die Ge 
werbetätigkeit die höchste Stufe erreicht hat. 
Es finden sich neben den Erzeugungsstätten 
für Gegenstände des alltäglichen Bedarfes auch 
solche, die dem Wohlstand in erster Linie dienten. 
Wir meinen damit die Gold- und Silberschmiede. 
Leider sind Arbeiten derselben zu großen Selten 
heiten geworden.. ^Trotzdem kann angenommen 
werden, daß dieses Mznstgewerbe in unserer 
Stadt zur erwähnten. Zeit eine ansehnliche 
Stellung eingenömmey hatlX Einzelnstücke liefern 
den Beweis hiefür., Wem: Wan bedenkt, was 
im Laufe des dreißigjährig^ Krieges, durch die 
Franzosenkriege, durch Me Saststärisierung zahl 
reicher Klöster und dürch Einziehung der «silber- 
gegenstände verloren ging, so ist hierin gewiß ein 
Grund dafür gegeben, daß nur wenige, nach 
Srit wann ist Schärding eine Stadt? 
Von Karl Grub er, Wien. 
In den Tagen des 24., 26. und 26. Sep 
tember 1864 feierte die Stadt Schärding das 
600-jährige Jubelfest des ihr unterm 24. Sep 
tember 1364 durch Erzherzog Rudolf IV. von 
Oesterreich verliehenen Stadtprivilegium; der 
Konsum des Schärdinger Bieres war — wie 
Lamprecht ausdrücklich hervorhebt — anläßlich 
dieser Feier ein sehr bedeutender. 
Damit wurde für alle Zukunft der Geburts 
tag unserer Stadt festgesetzt und spätere Ge 
schlechter haben ihr Festprogramm nach diesem 
Kalender einzurichten. Das 600-jährige Geburts 
tagsfest wird also am 24. September 1964, das 
1000-jährige am 24. September 2364 stattzu 
finden haben, vorausgesetzt, daß man sich in 
jenen Zeiten stoch mit solch' altertümlichen Er 
innerungen plagt und die Liebe zur Scholle nicht 
in einer alles umspannenden und nichts fest 
haltenden Weltbürgerschaft untergegangen ist. 
Es ist nicht meine Aufgabe diese vor 61 
Jahren stattgefundene Jubelfeier ihrer historischen 
Berechtigung zu entkleiden, ich will nur im nach 
stehenden dartun, daß man mit demselben Fug 
und Recht schon vor 99 Jahren das 500-jährige 
Geburtstagsfest hätte feiern können, mit einem 
Worte: daß wir im Jahre 1916 unsere Stadt 
als 600-jährige Matrone begrüßen könnten. 
Johann Ev. Lamprecht, dem ich hier folge, 
schreibt in seiner historisch topographischen und 
statistischen Beschreibung der Stadt Schärding 
Teil t, Seite 62: 
„Laut der geschriebenen Stadtchronik wäre 
Schärding schon im Jahre 1310 wegen bewie 
sener Tapferkeit der Bürger zur Stadt erhobem 
worden; aber das ist irrig; erst 1316 fertigten 
die niederba erischen Herzoge Heinrich, Otto und 
Heinrich der Jüngere (8ub 20. Jänner zu Lands 
hut) einen Freiheitsbrief aus, womit sie den 
Bürgern zu Schärding dieselben Rechte und 
Freiheiten verliehen, wie sie die Bannstadt Oeting 
inne hat." 
Und auf Seite 63 und 64 lesen wir: 
„Am 20. Jänner 1816 fertigten die jungen 
Herzoge Heinrich, Otto und Heinrich auf ihres 
Rates und Pflegers, Hartlieb des Puchbergers 
Geheiß, Willen und Rat den Bürgern zu Schär-
	        
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