Volltext: Der Sammler 11. Jahrg. 1915 (1915)

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Leonard Stangl zu Rainbach und Neu 
haus war 1564 Stadtbürgermeister, dessen Sohn 
Gregor Stangl zu Neuhaus und Rainbach war 
ebenfalls Stadtbürgermeister und dann herzoglich 
bayerischer Hofkammerrat. Von Ersterem stammt 
die Leonard Stanglische Mädchenausstattungs 
stiftung, die alle Jahre noch vergeben wird. 
Wir nennen noch die Namen Udischalk Jsling 
zu Tragberg 1660, Johann Wiguleus Niederer 
von Paar, Pillheim und Rottau. 
Johann Adolf, Graf von Tratterbach und 
Rheinstein, Herr auf St. Martin, Eizing, Eber 
schwang, Zell und Siegharding, besaß das Haus 
Nr. 142 (später alte Post). 
Von den Frankingern haben wir schon ge 
schrieben. Der erste der Frankinger war herzog, 
licher Landrichter zu Schärdiug. 1545 begegnen 
wir ihm schon. Der Frankinger Hof ist allbe 
kannt, heute noch eine geläufige Hausbezeichnung. 
Auf diesem Hause begegnen wir auch 1626 den 
Freiherrn von Pürching und Preising. Wir be 
gegnen noch den Namen Johann Wilhelm von 
Riesenstein, kurfürstlicher Hofkammerrat 1729, 
Anton Falkner von Sonnenburg 1766 und 
anderen mehr. Die lange Reihe der Anführungen 
bestätigt die lokalgeschichtlich gewiß interessante 
Tatsache, daß es zur kurbayerischen Zeit zahl 
reiche Hausbesitzer gab, die dem Landadel ange 
hört haben. Das mußte auch dem Verkehr der 
Stadt ein anderes Gepräge gegeben haben, noch 
dazu, wenn man sich vergegenwärtigt, wie un- 
überbrückt der Standesunterschied zwischen 
Bürgern und Adeligen zur selbigen Zeit gewesen 
ist. So gibt uns also das Buch, zu dessen 
50. Gedächtnisse wir dieses schreiben, auch ein 
Bild über längst vergangene Verhältnisse. 
Wie merkwürdig der Zeitenlauf doch ist. 
Nach dem Jahre 1779, nachdem das Jnnviertel 
und damit die Stadt Schärding an Oesterreich 
abgetreten waren, finden wir keinen einzigenNamen 
non all den angeführten mehr als in Schärding 
besitzend oder wohnhaft. Wir begegnen als 
Hausbesitzer ausschließlich bürgerlichen Namen. 
Durch den Stadtbrand 1779 und durch 
die Beschießung der Stadt 1809 wurden zahl 
reiche Brandstätten von den früheren Besitzern 
nicht mehr aufgebaut, sondern als Brandstätte 
verkauft. Dadurch kamen bürgerliche Familien, 
die den Ruin überstehen konnten, in den Besitz 
zahlreicher Häuser, die sich eines um das andere 
angliederten. Es waren dies meist Familien, 
die größere Betriebe, sei es als Brauereien oder 
als Handelsgeschäfte führten und deren Wohl 
habenheit bis tief in die bayerische Zeit hinein 
reicht. Wir wollen auch diese Namen aus dem 
Lamprechtschen Buche hervorsuchen, denn uns 
interessieren dieselben nicht nur im höheren 
Maße als die der besitzenden Landedelleute, da sich 
von denselben die Famlienbeziehungen und Nach 
folger auf unsere Stadt herüberleiten; sie 
interessieren uns aber auch deswegen, weil dieser 
Teil des Häuserverzeichnisses einen sehr wert 
vollen Teil des Werkes darstellt. Dabei pflegen 
wir die Erinnerung an Namen, die heute in 
unserer Stadt nicht mehr vertreten, deren Träger 
aber mitunter nicht ohne Bedeutung für die 
Stadtgeschichte gewesen sind. Auch vom gewerbe 
geschichtlichen Standpunkte aus ist dabei manches 
zu erwähnen. So ist zum Beispiel am Hause 
Nr. 18 (oberer Stadtplatz) das Hutmachergewerbe 
von 1632 bis 1857 ununterbrochen betrieben 
gewesen. Die Hutmacherfamilie Düreneichinger 
hatte dasselbe von 1685 bis 1804, also 119 
Jahr im Besitze. 
Am Hause Nr. 19 errichtete Philipp Kirch- 
böck ein Weingeschäft, das seit 1764 bis 1833 
den Namen Kirchböck trug. Von 1851 bis heute, 
also durch 64 Jahre, den Namen Baumgartner. 
Aehnlich ist es bei Nr. 22. Die Apotheke 
wird seit 1648 auf demselben Hause ausgeübt, 
das sind 267 Jahre. Seit 1810, also seit 105 
Jahren, trägt sie den jetzigen Namen. 
Das Lebzeltergewerbe am Hause Nr. 30 
wird ohne Unterbrechung seit 1580 — 335 Jahre 
— betrieben. Seit 1823 führt selbes den Namen 
Franz Reiß. 
Auf das Haus Nr. 37 kam im Jahre 1745 
die Binderei. In der Linie des zweiten Besitzers 
Josef Schindlmeier erbte es sich durch 104 Jahre, 
das ist bis 1845, fort. 
Noch weiter greift das Nachbarhaus zurück; 
das Kupferschmiedhaus. Der nachmalige Stadt 
bürgermeister Josef Wishofer errichtete die 
Kupferschmiede 1703. Selbe ist bis auf unsere 
Zeit, das ist 152 Jahre geblieben. 
Am Hause Nr. 54 war die Familie Peyrer 
seßhaft, bekannt durch ihren Gemeinsinn und zeigte 
sich dieselbe besonders nach den Kriegsunglücken 
hilfreich. Franz Paul Peyrer war Bierbrauer 
und Weinwirt. Er kam im Jahre 1783 durch Kauf 
in den Besitz. Bis 1868 blieb das Anwesen in 
der Familie. Vom Leopold Peyrer hatte sich die 
Stadtpfarrkirche reichlicher Hilfe bei ihrem Wieder 
erstehen aus den Brandruinen zu erfreuen. Das 
schöne Hochaltarbild sowie das Bild eines 
Seitenaltars hat Peyrer beschafft; Meß 
gewänder u. dgl. mehr. Wohltätige Stiftungen 
hat derselbe sowie auch seine Nachkommen nicht 
vergessen. 
Am Hause Nr. 60 begegnen wir einer 
Bürgersfamlie, die zu den ältesten der Stadt zählt. 
Dasselbe war vorerst 1667 bis 1700 ein be 
deutendes Handelsgeschäft, dem Jammerbauer ge 
hörig ; von dem es an den noch wohlbekanntenNamen 
Dirmhirn überging. Von diesem erwarb es 1788 
der Lederermeister Josef Neumayer, welchenNamen 
Haus und Geschäft, also bereits durch 127 Jahre, 
noch heute tragen. Schluß folgt. 
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding. 
Druck I. Bees, Schärding.
	        
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