Volltext: Der Sammler 11. Jahrg. 1915 (1915)

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müller). Dahinter stand das städtische Amtshaus 
oder Fronfeste, später Schulhaus, heute Klein- 
kinder-Bewahranstalt. 
Vom sogenannten Schulhausbogen aus 
setzt sich die Silberzeile an, aus der wir fol 
gende Gebäude namhaft machen wollen: 
Das Haus des Seifriedsbergerischen Bene- 
fiziums (Ritzberger). Die Häuser des inneren 
Rates Stadtbürgermeisters Johann Jsak Ortner, 
Aufschlags - Einnehmer (Anna Baumgartner, 
Pinter), des Stadtschreibers Job. Saigr (Apo 
theke), Gallus Höraböckh, Lebzelter (Haus mit 
Maria, heute Reiß). 
Den Schluß bildete der obere Stadtturm 
mit dem äußeren Stadttor. Links davon zweigt 
die Amtsgasse (Ludwig Pflieglgasse) ab. Gewiß 
erwähnenswert ist es, daß zur Zeit der bespro 
chenen Straßenbenennung (1630) in dieser 
Amtsgasse überhaupt kein Amtsgebäude war. 
Das Haus der heutigen k. k. Bezirkshauptmann 
schaft war zur selben Zeit eine Remise der 
Bräuerei des Bräuers Matthäus Annich. (Baum 
gartner). Ueberhaupt finden wir in der seiner 
zeitigen Amtsgasse vier Remisenhäuser von Bräue- 
reien, inmitten das Brauhaus. 
Von der Amtsgasse dem Stadtplatze zu 
war die Webergasse, der nunmehr der gelehrte 
Sohn Schärdings Michael Denis den Namen gibt. 
Die vier am Platze stehenden Häuser 
waren unter den Großhändlern Jebinger und 
von Schacky in einer Hand vereinigt und im 
Jahre 1678 auf denselben von Jakob Schacky 
das ewige Licht in der Pfarrkirche gestiftet. 
Das Haus unter dem Schrot, auf welchem 
1664 das Stadtkochgeschäft ausgeübt wurde, ist 
heute Weinhandlung Pfliegl. Die frühere Dosch- 
sche Brauerei gehörte zur angegebenen Zeit dem 
bekannten Brauergeschlechte der Fünfleitner, die 
schon 100 Jahre früher in Schärding seßhaft 
waren. 
Auch einer Metzgergasse hatte sich die Stadt 
früher zu erfreuen. Aus derselben wurde die 
Lamprechtstraße. Die Metzgergasse fand ihren 
Abschluß in d?r Brauerei Annich die die Ver 
bindung herstellt zwischen dieser und der Weber 
gasse. 
In letzterer finden wir auch das dem 
Hans Veit von Leoprechting zu Grünau und 
Malgersdorf, kurfürstlichen Landrichter und 
Stadthauptmann zu Schärding gehörige Haus 
(Reitinger), Geburtshaus des vaterländischen 
Dichters und k. k. Hosrates in Wien Johann 
Michael Denis. Nachbarhaus war das Zech- 
haus der Färber und Weber, auch Manghaus 
zugleich (Spechtenhauser). Im unteren Teil der 
Metzgergasse schloß der Ortsraum „am Stein" 
an mit der St. Sebastianskirche. Letztere be 
stand als solche von 1638 bis 1779. Das 
sogenannte Nagelschmiedhaus war das Haus 
des Raspischen Benefiziums. „An den Stein" 
schließt sich das Bruderhausgassl an. mit dem 
sog. Baderhause, heute Kaltwasserheilanstalt, 
deren Garten in alter Zeit als Stadtgottesacker 
diente. Es ist noch erinnerlich, daß, als die 
Wasserheilanstalt errichtet wurde, an dieser 
Stelle große Mengen Menschenknochen ausge 
graben wurden. Das Haus Nr. 98 war auch 
das Totengräberhaus. Von der Sebastians 
gasse in gerader Linie führt eine Gasse zur 
Jnnbruckstraße. Erstere hieß die Sebastians 
gasse, später Theatergasse, weil aus der Seba- 
stianskirche später das Theater wurde. 
Wir kommen damit in den Bereich der 
Brauerei Balthasar Fünfleitner, der in der 
kurzen Sebastiansgasse mst drei Hausnummern 
vertreten ist. Die Brauerei (Gasthof zur Kaiser 
krone) reicht mit ihrer Hauptfront in die Jnn 
bruckstraße, früher Aichpüchlgasse. In der Jnn 
bruckstraße aufwärts gegen die Stadt waren die 
beiden Häuser des Besitzers des Edelsitzes 
Mattau, des Herrn Jakob von Schönbrunn, 
und dienten vordem lange Zeit als Amtssitz 
des kurfürstlichen Pflegers und Kästners. Wir 
kennen diese beiden Häuser als Webers Brauerei 
und heute „Hotel Schärdinger Hos" und Carl 
Palfinger. In der Nachbarschaft war der 
kunstgeübte Gold- und Silberschmied Wilhelm 
Haupmoltinger behauset (Mühlbacher), in dessen 
nächster Nähe wir noch einer besonders zu er 
wähnenden gewerblichen Werkstätte begegnen, 
aus der manch schönes Stück der Nachwelt er 
halten blieb, die Schlosserei im Grübl, mit den 
drei Penningern, Vater, Sohn und Enkel und 
Schwingseisen als Nachfolger. Diese schufen 
bekanntlich das Presbyteriumgitter in Brunnen 
thal (heute Steinermann). 
Der alte Stadtturm, in dem sich heute 
das Friseurgeschäft Lasinger befindet, war zur 
Zeit unserer Betrachtung die Behausung des 
kurfürstlichen Büchsenmachers, am Aichpüchltor, 
und blieb das Büchsenmacherhaus bis gegen das 
Ende des 19. Jahrhunderts. 
Wir kommen nun zum Unteren Stadtplatz, 
der auch heute noch den gleichen Namen trägt, 
wie vor hundert Jahren und woran sich auch 
in Zukunft nicht- ändern wird. Was sich an 
demselben geändert hat, ist in jüngster Zeit ge 
schehen. Im Jahre 1884 verschwand der 
Floriani-Brunnen, 1914 wurde selber durch den 
St. Georgsbrunnen ersetzt. 
Am unteren Stadtplatz finden wir viele 
interessante Häuser. Eine reiche Fassade, Erker 
mit Bild und Inschrift trägt das Haus Nr. 179, 
heute Uhrmacher L. Seitz gehörig, der das Haus 
in durchaus gelungener und richtiger Art reno 
vieren ließ. Es diente von 1755 bis 1782 als 
Wohnung für die Priester der ehrwürdigen 
„Kreuzer-Versammlung" an der Pfarrkirche. 
In der gleichen Häuserreihe finden wir noch 
zwei sehr beachtenswerte Gebäude, die ebenfalls 
in ihrer Stilreinheit in keiner Weise verkürzt 
wurden. Das reich mit Stukarbeit versehene
	        
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