Volltext: Der Sammler 7. Jahrg. 1911 (1911)

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Wir haben keinen solchen ängstlich zu 
hütenden „Kern". Unsere ganze Stadt ist ein 
Juwel nach neuzeitlicher Schätzung! — 
Sollen wir nun diese Schenkung aus 
besseren Tagen, die originale Pracht verplempern 
wie ein leichtsinniger Lüdrian, der das Erbe 
feiner Väter verpufft? 
Eingeschlossen von Maüern und Türmen, 
um die ■ uns Hunderte von größeren Städten 
mit scheelen Augen beneiden, zeigt sich unser Ort 
dem Fremden. 
Noch geht jeder Weg, der zur Stadt führt, 
durch ein gewölbtes Tor. Hüten wir diesen 
immer seltener werdenden Stadtzugangl 
Eine frohbeschmingte Wellenlinie zieht ihre 
Giebelkurven über die Silberzeile und schlingt 
sich ivie ein Zackenkranz um die Stadt. Wer 
es nicht weiß, welch ein Reiz in dieser behäbigen 
Auf und Ab, in diesem lebendig gewordenen 
steinernen Reigen liegt, der lasse sichs aus dem 
Munde eines Fremden sagen! Freilich: jeder 
Fremde ist kein Kunstrichter, — ein hastender 
Geschäftsreisender der jeden Ort aus der 
Perspektive einer Hotelrechnung betrachtet, kann 
kein maßgebendes Urteil fällen. 
Aber wir haben es ja gar nicht nötig, hier 
und dort hinzuhorchen, ob unsere Stadt schön 
ist. Wir selbst müssen es vorher wissen, dann 
erfahren es auch andere! 
Mit dem Betrachten allein ist aber nichts 
getan. Wir müssen das Bestehende erhalten, 
das in der weiten Zukunft Verlorene wieder 
erringen und Neues dem Bestehenden anpassen. 
Die alten Stadtbrunnen sollen wieder ihre 
Wasser sprudeln, die Stadtmauer soll und darf 
nicht zu einem Schutthaufen verfallen, alte 
Straßen und Ortsnamen müssen wieder ihren 
früheren, jahrhundertelangen Bezeichnungswert 
erhalten. 
Die neue Zeit, die Zeit der Villen, Ein 
und Mehrfamilienwohnhäuser und der schnur 
geraden Straßen kann und soll ihr Daseinsrecht 
nützen — draußen vor den Toren der Stadt. 
Wir sind nicht unmodern, nicht altertums 
duselig. Unsere neue Zeit hat dasselbe Recht 
Werke zu schaffen wie die unserer Vorfahren. 
Aber selbst dem leidenschaftlichsten Stürmer und 
Dränger wird es nicht einfallen, ein Bild 
Dürrers, Tizians oder Rubens von einem 
großen Meister unserer Tage übermalen zu 
lassen und kein Baumeister wird sich finden, 
der aus den Steinen der Karlskirche eine Bahn 
hofshalle schafft. 
Jedem das seine! 
Mein Schreiben an Euch ist länger geworden 
als ich wollte und mir Eure Geduld vielleicht 
erlaubt. Und noch hätte ich so viel zu sagen. 
Ich gebe mich aber zufrieden, wenn ich glauben 
darf, daß meine Worte keine Ablehnung fanden. 
Laßt sie keine finden! Sie kamen aus den 
Herzen eines Mannes der für sich nichts, für 
die Stadt alles will. 
Und die Größe unserer Heimat, der Ruhm 
und Glanz unserer Stadt, er ist auch der Eure! 
deshalb helft zusammen um der Perle im Kranze 
oberösterreichischen Städte die wohlverdiente 
Wertschätzung zu verschaffen. 
Betrachtet es als Ehrenpflicht Mitglied 
des Musealvereins zu sein. 
Urkunden. 
in einein Geheimfache einer mit der Jahres 
zahl 1698 bezeichneten Truhe des Gasperlhauses 
zu Ober-Sonneding (Gem. Kallham) entdeckt und 
dem Schärdinger Museum überlassen vor dem 
Besitzer des Gutes Herrn Leopold Höckner. 
Nr. 1. Kaufbrief, datiert: Erlach, am 
7. Juli 1593. Die Witwe U r s u l a des 
Hans Wibmer übergibt ihren halben Anteil 
am Wibmergut zu Obersonneding ihrem Sohne 
Kaspar, nach dem das vormals „Wibmergüetl" 
genannte Bauernhaus heute noch „Kaschperl" 
heißt. Zeugen: Thomas Sambstagmair zu 
Obersonneding (nach dessen Familiennamen das 
Nachbargut des Gaschperlhauses heute noch be 
nannt ist), Georg Oberbauer zu Güetling und 
Leonhart Stüringer zu Parzleiten. 
Das Siegel fehlt. (Des Wolfg. Jörger 
v. Tollet, Herrn v. Erlach). 
Nr. 2. Kaufbrief. „Am Pramb, 24.Sept. 1627. 
Die Witwe Susanna des Abraham 'Veischl auf 
dem Veischlgut am Poxruck (Pramer Pfare) 
und Wolf Schempeckh auf der Schönmühl 
(Pramer Pfare) im Namen seiner Hausfrau 
Magarethe als Erbin bestätigen die Uebergabe 
der „zwei Länder enlhalben des Gattern, die 
Lewend Lannd genannt", an den Stiefsohn, 
Schwager und Bruder Wolf Veischl auf dem 
Veischlgut. Das Siegel (des Stadthalters 
Herberstorf) fehlt. Zeugen: Pfleger Georg 
Sigmund Mehrer von Plückhing und Gruebhoffen, 
Thomas Gugeneder auf der Gugenedt (Kallham). 
Wolf Pirnleitner bei St. Nikla (Pronn). 
Nr. 3. Kaufbrief. Erlach am 17. Juli 1652. 
Abrahamb Traunwieher zu Mitterjebing (Gem. 
Dorf) und Sebastian Zellinger zu Obersonne 
ding (auf dem Stadlerngut) verkaufen als Vor 
münder des Sohnes Wolf der verstorbenen 
Susanna Wiesenbergerin auf dem Wimbmer- 
gütl (— heutiges Gasperlgut) seinem eheleib 
lichen Vater Hans Wiesenberger den An 
teil des „Wolfen" am Gut. 
Kapsel vorhanden; Siegel (des Grafen 
David llngnad von Weißenwolf) zerbrochen. 
Zeugen: Wolf Adlpotinger, Schieferhuberischer 
Grundamtmann bei der Herrschaft Erlach, Andre 
Schazperger in der Ponig (?>, 
Huebmer, Müller am Prambeckenhof.
	        
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