Volltext: Der Sammler 7. Jahrg. 1911 (1911)

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nördlichen Steiermark und wahrscheinlich auch 
Salzburg. Bestimmend für die Erzeugung war 
das Vorhandensein von guter verwendbarer mit 
Eisenoxydhydrat gemischter Tonerde, die womög 
lich schon von Natur aus einen Beisatz von 
Graphit hatte. Der Graphit sollte die Feuerbe 
ständigkeit und die Undurchlässigkeit des Geschirres 
erhöhen. Um auf unser Tongeschirr zurückzu 
kommen, sei mitgeteilt, daß das Stadtmuseum 
8 Stück davon, und zwar in bestem Zustande er 
halten, besitzt. Wir wollen dieselben sogleich in 
Kürze beschreiben. 
Fünf Stück hievon sind große doppelarmige 
Häsen von 20 Maß Inhalt. Selbe sind am 
offenen Feuer zugestellt gewesen' und wurden 
teils auch in der jüngsten Zeit verwendet. Man 
nennt sie heute Breinkocher, auch wurden die 
selben, nachdem sie am Kochherde ausgedient 
hatten, zum Einpöckeln des Fleisches, Aufbewahr 
ung des Surfleisches rc. verwendet. Die fünf 
großen Geschirre sind aus Kurbing, Kopfing und 
Esternberg. 
Ferner finden sich drei große Henkelkrüge, 
scheinbar unbenützt, mit Spundloch und einfacher 
Verzierung. Abbildung 7 in der eingangs zi 
tierten Zeitschrift bringt einen solchen .Krug mit 
Doppelhenkel und mit verziertem Spundloch aus 
den: National-Museum in München. Der Topf 
stammt aus dem Jahre 1540. Die Töpfe 
dieser Art, die das Stadtmuseum in Schärding 
besitzt, dürften aus dem gleichen Model hervor 
gegangen sein. In Größe, Zeichnung, Verzierung 
genau nach der bildlichen Darstellung. Wir haben 
es daher mit sehr alten Stücken zu tun. Marken 
trägt keines der beiden Gefäße. Wir hoffen, dem 
nächst hievoir Bilder vorführen zu können. Das 
bisher 8. Stück dieser Kollektion ist ein gar selten 
Ding. Eine Gießkanne mit Brause aus Scharden- 
berg, die schon länger im Besitze des Museums 
ist und bis jetzt in der Bauernstube ihren Platz 
gefunden hat, wo sie von Kennern sehr beachtet 
wurde. 
Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Samm 
lung noch eine Vermehrung erfährt. Die Nähe 
von Hafnerzell macht es erklärlich, daß solche 
Gefäße häufig in größeren Wirtschaften in Ver 
wendung kommen. Der Bericht in der Zeitschrift 
für Volkskunst und Volkskunde besagt, daß die 
Töpfe, welche im Nationalmuseum in München 
sind, aus dem aufgelassenen Kloster der jetzigen 
Ruine Vogtareuth bei Rosenheim stammen. Unsere 
Krüge sind von Vichtenstein an das Museum ge 
kommen, und es ist nicht von der Hand zu weisen, daß 
dieselben entweder vom Schlosse gleichen Namens 
oder vom aufgelassenen Kloster Engelszell stammen. 
Jedenfalls sind dieselben aber bayerischer 
Provenienz. 
Die in Oesterreich erzeugten Eisen-Ton- 
geschirre tragen bezeichnenderweise als Marke 
ein Bildschild mit einem Kreuze. Darüber schreibt 
Albert Vierling-München „das Kreuz im Bild 
schild war augenscheinlich die am häufigsten in 
Oesterreich vorkommende Marke des Eisen-Ton- 
Geschirres. Es bestand bezüglich dieser Markierung 
schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts gezeich 
nete herzogliche Verordnungen, die von Herrn 
von Willeher in Wien urkundlich nachgezeichnet 
wurden." 
Von den in Rede stehenden Gefäßen sind 
demnach jene, die das Bildschild mit dem Kreuze 
nicht tragen, aus Oesterreich zu verweisen. Von 
unseren Graphit-Eisenton-Geschirren trägt keines 
das Kreuz. 2 Kochhäfen zeigen den Merkurstab 
mit Buchstaben, ein Kochhafen zwei sich kreuzende 
Parallelstriche. Wir verweisen sie alle dein Ur 
sprünge nach in die Hafnerzell, der Zeit nach in 
die 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 
1. 
Protokoll 
zur Ausschußsitz u n g des Musealvcreines 
am 20. April 1910. 
Anwesend die Herren: C. A l t m a » n , 
G. W i e n i n g e r , A. D e u b l e r , F. Reiß, 
v. Jäger sowie der Vorstand des Vereines 
E. K y r l e. 
Tagesordnung: 
Bestimmungen üb.w die Zeiteinteilung für 
den Musealbesuch im Jahre 1911. 
Beschluß nach Antrag. Die Veröffent 
lichung erfolgt gleichzeitig im Aprilhefte des 
„Sammlers" und im „Schärdinger Wochen 
blatte". 
Bestimmungen über die Verwendung der 
Staatssubvention pro 1910. 
3. Beschluß um Zuerkennung einer Staatssub 
vention pro 1911 zur Wiedererrichtung der 
alten Stadtbrunnen einzuschreiten. 
4. Ferners wird zum gleichen Zwecke die Auf 
lage von 6 Ansichtskarten aus dem Stadt 
museum beschlossen. Das Verkaufserträgnis 
wird dein selben Zwecke zugeführt. Auch 
wird ein Vortragsabend irn Sommer in Aus 
sicht genommen, wozu der heimische Schrift 
steller C. Gr über seine Mitwirkung zuge 
sagt hat. 
Besprechungen wegen Ankauf einer Krippe. 
Ein Beschluß hierüber wurde nicht gefaßt. 
2. 
5. 
Abonniert das 
„Schärdinger Wochenblatt!" 
Jährlich 6 Kronen. 
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — 
Druck I 
Verantwortlicher Redakteur: Joh. Bees, Schärding. 
Vees, Schärding.
	        
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