Volltext: Der Sammler 7. Jahrg. 1911 (1911)

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Oberlehrer in Taufkirchen, widmeten sich den 
Ausgrabungen, welche nach meinen Ratschlägen 
in der Zeit vom 26. Septeinber bis 3. Oktober 
1907 ausgeführt wurden. 
Es wurden durch die Wälle Durch 
schnitte gegraben, welche bis auf den ge 
wachsenen Boden reichen. Ferner wurden 
auf dem äußeren Plateau sieben Grabungsver 
suche gemacht, von welchen besonders ein 3 
Meter langer Graben in der Mitte und 
eine größere, auf 5 Meter Länge und 4 Meter 
Breite sich erstreckende Ausgrabung zu er 
wähnen sind. Endlich wurde der Hauptkegel 
mit zwei über 1 Meter breiten und über 2 
Meter tiefen Grüben von N nach S und von 0 
nach W durchschnitten und an verschiedenen 
Stellen seines Abhanges angegraben. Die Er 
gebnisse sind folgende: 
Die Grabungeil in den Wällen ergaben, 
daß diese nichts als einfache Ausschüt- 
tungen von Erde und Granitschutt, wie sie 
aus beit anstoßenden Gräben gewonnen wurden, 
darstellen. Im entsprechenden Niveau war die 
Spur der Humusschichte des ursprünglich ebenen 
Bodens zu erkennen. Außerdem wurde nichts 
beobachtet als wenige kleine Topfscherbenstückchen, 
die dem Erdmaterial wohl schon von früher her 
beigemengt waren. Die Stelle welche ich 
von Anfang an der bisherigen Anschauung der 
Lokalforscher entgegen nicht als Tumulis, son 
dern als den Rest eines Walles betrachtete, er 
wies sich in der Tat als ein solcher. Die von 
mir erwarteten Spuren einer Pallisadierung 
(wie sie z. B. der große Wall von Stillfried so 
ausgezeichnet zeigt) oder dgl. wurden nicht ge 
funden. 
In der Mitte des äußeren Plateaus, bei 
b und bei den kleineren Gruben kam man be 
reits in der Tiefe von 40—50 Metern auf den 
aus der Zersetzung des Grundgesteines entstan 
denen Granitsand, ohne die Spuren von Wohn- 
stellen oder dergleichen zu finden. 
Die kleine Bodenanschwellung an der süd 
westlichen Ecke des äußeren Plateaus er 
wies sich als aufgeschüttetes Erdreich, welches 
bis zu einer Tiefe von 1.20 Meter Holzkohlen- 
stückchen und kleine Stücke gebrannten Lehms 
enthielt. Reben zahlreichen Topfscherben fand 
man da eine eiserne Wurfspeerspitze mit Wider 
haken 9 Zentimeter lang, eine massive, vier 
seitige Spitze von 8 Zentimetern Länge, wahr 
scheinlich als Armbrustbolzen anzusprechen, ein 
Stück eines eisernen Messers, einen gestalten 
Eisenkolben, zahlreiche kleine gekrümmte Eisen- 
stifte von durchschnittlich 3 Zentimetern Länge 
mit einem kleinen Endknöpfchen, deren einstige 
Bestimmung ich nicht kenne, eiserne Nägel (Huf 
nägel und andere), verschiedene unbestimmbare 
Eisenstücke und ein 6 Zentimeter langes Stück 
eines schmalen Kupferstreifchens. Diese Stelle 
darf wohl als Ueberrest einer (aufs gründlichste 
zerstörten) Hütte angesehen werden. 
Die durch den Hauptkegel gezogenen Gräben 
ergaben in interessantes Resultat. Sie ent 
blößten in verschiedenen Tiefen bis zu 2.30 
Meter unregelmäßige bis zu 40 Zentimeter und 
60 Zentimeter starke Lagen von Holzkohlen, 
Asche und rvtgebranntem Lehm, wechsellagernd 
mit braunem Lehm, dunkler Erde und Steinen. 
Herr Holzinger hat eine Reihe von Schichten- 
Profilen dieser Abgrabungen genau aufgenommen, 
aber es ist aus ihrer Zusammenstellung kein 
Bild irgend einer Hausanlage oder dergleichen 
zu gewinnen. Aus den gebrannten Lehmmassen 
sind in großer Anzahl charakteristische Stücke 
der Lehmverkleidnng von Reisigflechtwerk ge 
sammelt worden, mit den deutlichen Abdrücken 
der sich kreuzenden Zweige, aus welchen das 
Flechtwerk gefertigt war, ferner schwach ge 
brannte platte Bruchstücke von grobsandigem 
Lehm, die wohl einem Fußbodenbelag, eine 
Art Tenne, zuzuschreiben sind. Daneben Topf 
scherben und Haustierknochen und in der Mitte, 
an der Kreuzungsstelle der beiden Gräben, ein 
laibchenförmiges 9.6 Zentimeter breites und 5.6 
Zentimeter dickes, in der Mitte durchbohrtes, 
schwach gebranntes Lehmgewicht und ein ganz 
dünnes abgerundetes Silberplättchen von 2 Zen 
timeter Durchmesser. 
Die Gefäße, von denen nur Fragmente 
erhalten blieben, sind sämtlich auf der Dreh 
scheibe geformt und ziemlich hart, grau oder 
rot gebrannt, unglasiert, viele auch aus Graphit 
ton. Es gibt da Töpfe, bauchig, mit scharf 
profiliertem, verdickten Mundsaume, meist glatter 
Oberfläche, auf der nur selten ein aus zahl- 
reichen rund umlaufenden Horizontalfurchen ge 
bildetes breites Band erscheint, oder eine verti 
kale Strichelung, welche mit einem 1 Zentimeter 
breiten in horizontalen Reihen über die ganze 
Oberfläche herumgeführten Zahnrädchen einge 
drückt ist; kein Wellenornament. Ferner flache 
ebene Tassen mit niederem Rand, der röhren 
förmige Ausguß eines Kruges und Fragmente 
von viereckigem, den alten stark vertieften Ofen 
kacheln entsprechenden Tongebilden. 
In dem westlichen Ende der Gräben fan 
den sich in einer Tiefe von 20 Zentimeter, ober 
halb der Brandschichten gut gebrannte flache Zie 
gel von 2 Zentimeter Dicke, von welchen ein Bruch 
stück flache Wülste und eine Durchlochung zeigt. 
Große, unregelmäßige und vollkommen unbe 
arbeitete Hornsteinbrocken mit ihren natürlichen 
Oberflächen, die aufgesammelt wurden, scheinen 
wohl keine besondere Rolle gespielt zu haben. 
Die Säugetierknochen gehören durchwegs 
Haustieren, und zwar zu mehr als 50 °/ 0 jungen 
Individuen von Schwein, ferner Schaf (oder 
Ziege) und wenige Stücke einem jungen Rinde an. 
Die Versuchsgrabungen auf dem Abhange 
des Hauptkegels sowie auf den waldigen Ab 
hängen und den Wiesen rechts und links vom 
Burgwall ergaben keine Resultate. 
Bei der Unbestimmtheit des uns darge-
	        
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