Volltext: Der Sammler 7. Jahrg. 1911 (1911)

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Wels, ben 1. März 1911. 
A n ben verehelichen Museal verein 
in S ch ä r b i n g. 
Das stäbtische Museumkomitee in Wels 
bankt bestens für bie bisherigen Zusenbungen 
Ihrer, unter beni Titel „Der Sammler" er- 
scheinenben sehr interessanten Mitteilungen unb 
beglückwünscht Sie zu ben Erfolgen, mit beneii 
Ihre großen Bemühungen gekrönt sinb. 
Das Komitee hat beschlossen, Sie zu bittern 
btefe Zusenbung fortzusetzen imb für bie bannt 
verbunbenen Auslagen wieber eine Vergütung von 
10 Kronen entgegenzunehmen, welche gleichzeitig 
mittelst Postanweisung an ben verehrt. Museal 
verein abgehen. 
Für brs stäbt. Museumkomitee: 
Der Obmann: Dr. Benack. 
„Aus dem Jahrbuche der Altertumskunde“ 
der k. k. Zentral-Kommission in Wien. 
Dem vor 2 Jahren in ber sogenannten 
„Schnelzen" in ber Gemeinbe Diersbach vorge 
nommenen Grabungen am Burgstall Walbegg 
mögen Manchen, ber bavon gehört hat, als 
ein Sport ober Unterhaltung vorgekommen 
sein, — in Wirklichkeit hanbelt es sichs um eine 
streng wissenschaftliche Arbeit. Beweis hiefür, 
baß bie Ergebnisse ber Grabungen eine wissen 
schaftliche Bearbeitung seitens ber ersten Auto 
rität in Oesterreich, seitens bes k. k. Regierungs 
rates I. Szombathy, gefunben haben. 
Diese Arbeit ist als Separatabbruck bes 
„Jahrbuches für Altertumskunbe 1909" heraus 
gegeben worben, unb ber Freunblichkeit bes 
Herrn Verfassers verbanken wir es, baß auch 
an bas Stabtmuseum mehrere Druckexemplare 
gelangt sinb. 
Da es beni Musealvereine bekannt ist, 
baß über bas ,^Schlößl in ber Schnelzen" viel 
gesprochen wirb, unb baß bie Grabungen seiner 
zeit in ben Gemeinben Taufkirchen unb Diers 
bach mit regem Interesse verfolgt würben, 
bringen wir bie genaue Darlegung oes Herrn Re 
gierungsrates, mit besten Erlaubnis im Abbruck: 
Das Gschloß in ber Schnelzen 
sBurgstall Walbegg). 
Dieser umwallte Hügel gehört jetzt zu bem 
großen Bauerngute bes Lambert Mayer in 
Oebenwiesen unb liegt am linken Ufer bes 
Schnelzen.baches beiläufig 2,3 Kilometer bl von 
Diersbach unb 3,8 Kilometer NO von Tauf 
kirchen an ber Pram, Bez. Schärbing, in Ober 
österreich. I. Lamprecht (bie Altpfarre Tauf 
kirchen an ber Pram, S. 195) beschreibt ben 
Burgstall unb seine Umwallungen mit unge 
nauen Maßangaben. Alfons Müllner (M. b. 
Anthrop. Ges. Wien XV, Verhanbl. S. 78) gibt 
bavon eine Abbilbung, auf welcher aber bie 
Bewalbung unb sämtliche Wälle weggelassen 
sinb, so baß ein vollkommen falsches Bilb ent 
steht. Um so erstaunlicher, als man aus bem 
Text ersieht, baß er Lamprecht ohne Quellenan 
gabe benutzt hat unb baneben einige Maße 
1 richtiger angibt als bieser. Hier ist also eine 
! kurze Beschreibung bes Objektes wohl am Platze. 
Das Gschloß liegt in ber von N nach 8 
! verlaufenben Walbschlucht bes Schnelzenbaches 
uub ist an seiner Westseite von biesem, an seiner 
Ostseite aber von einem linken Nebengraben bes 
§ ch netzen baches begrenzt unb beiberseits von 
ben Steilhängen bes Tales eingeschlossen^). Mit 
steil (etwa 40") geböschten Abhängen steigt an 
ber Gabelungsstelle beiber Bäche ber Hausberg 
in Gestalt eines ovalen Kegels 25 Meter hoch 
empor, oben ein kleines Plateau von 23 Meter 
Länge unb 11 Meter Breite bilbenb. Rach 8 
unb W hin sieht man in halber Höhe Reste 
eines Walles, welche in ben bisherigen Berichten 
als Tumuli bezeichnet sinb. Rach N hin, wo 
bas natürliche Terrain anschließen würbe, ist 
ber Kegel von einem burch Menschenhanb ge 
grabenen steil geböschten, 24 Meter breiten 
Graben begrenzt, auf welchen ein mit Außen 
gräben versehener Doppelwall folgt. Dieser ist 
! burch eine schmale Auffüllung ber beiben Gräben 
mit ber nörblich angrenzenben, etwa 50 Meter 
breiten Fläche verbunben unb biese selbst wieber 
gegen N burch einen Graben unb burch Rubi- 
tnente von Wällen abgegrenzt. Die Gräben 
münben rechts unb links in bie steilen Tal- 
! wänbe. 
Wir haben bas charakteristische Bilb eines 
„umwallten Hausberges" ober „Burgstalls" vor 
! uns, ber an einer von ber Natur vorgebilbeten 
Terrainstelle mit großem Arbeitsaufwanbe her 
gestellt worben ist. 
Der ganze Schnelzengraben ist bewalbet. 
Die geologische Unterlage ber Gegenb ist Granit. 
Aus ber ziemlich starken Verwitterungsschichte, 
bie sich im allgemeinen über bie ganze Ober 
fläche bes Gesteins gezogen hat, wagen hin unb 
wieber einzelne Felsen hervor. Ein solcher an 
ber linken Talwanb, beiläufig 100 Meter süb- 
lich vom Burgstall, heißt Teufelskanzel. An 
ben Burgstall selbst knüpfen sich verschobene, 
besonbers auf verborgene Schätze bezügliche 
Sagen, unb mehrere Stellen bes Wallbaues 
zeigen beutliche Spuren von ber vergeblichen 
Tätigkeit ber Schatzgräber. 
Auf bem Hausberge selbst würbe im Jahre 
1907 ber Walb gefällt unb baburch eine ge 
nauere Untersuchung, zu welcher Herr Lambert 
Mayer seine Einwilligung in bankeswertestem 
Entgegenkommen gab, ermöglicht. Die Herren 
! Friebrich Holzinger, Lehrer in Taufkirchen, Kor- 
j responbent Apotheker Ebuarb Kyrle, Vorstanb 
j bes Stabtmuseums in Schärbing, sein Sohn 
stucl. pharm. Georg Kyrle unb Bernharb Mayr,
	        
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