Uv. 2. — S. Jaffrg. Beilage mm „Hchärdinger MochenVlattFebruar 190S.
Mitteilungen des Vereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des bau
lichen Charakters der Stadt Schärding.
Inhalt: Protokoll über die Ausschußsitzung des Musealvereines am 8. Jänner 1909. — Der
26. April 1909. — Auszeichnung. - Dank an die Mitglieder des Musealvereines. —
Gründung der Vereine für Heimatschutz in den Bezirken Ried und Braunau. - Das
Trachtenfest in Taufkirchen. - Beitrag zur Heimatforschung.
Protokoll
über die Ausschuß-Sitzung des Musealvereines in
Schärding am 8. Jänner 1909.
1. Nach Eröffnung der Sitzung wird die
Frage: „Was soll am 26. April d. I. zur Er
innerung an die am 26. April 1809 stattgefundene
Beschießung von Schärding geschehen?“ einer Be
sprechung unterzogen. Nach längerer Beratung
werden folgende Beschlüsse gefaßt:
a. Am 26. April d. I. werde seitens des
Musealvereines eine Erinnerungsfeier veranstaltet.
b. Die löbl. Stadtgemeindevertretung wird
ersucht, an diesem Tage eine Ausschußsitzung, ge
widmet der Erinnerung ait die vor 100 Jahren
stattgefundene Beschießung von Schärding durch
die Franzosen, abzuhalten
c. An die löbl. Stadtgemeindevorstehung
wird das Ersuchen gestellt, am Rathause eine Er
innerungstafel anbringen zu dürfen.
d. Diese Tafel aus Syenit soll oben den
österreichischen Doppeladler, das Wappen von
Schärding mit der Kralle haltend, zeigen und
darunter sich eine Inschrift befinden. Für die In
schrift wird folgender Text festgestellt:
„Anno 1809 wurde dem französischen Heere
der Uebergang über den Inn durch die österreich
ischen Truppen verwehrt.
Dieß führte zur Beschießung von Schärding
durch die Franzosen am 26. April.
Dem Ansturm fielen 178 Häuser zum
Opfer und eine fünftägige Plünderung brachte
Elend und Not über die Stadl.
Der 100. Wiederkehr des verhängnisvollen
Tages weihen die Stadtbewohner dieses Ge
dächtnis. 1909.
s. Die Frage bezüglich der Abhaltung eines
Erinnerungsgottesdienstes am 26. April d. I. bleibt
der Erwägung des Gemeindeausschusses über
lassen.
f. Bezüglich der Durchführung einer drama
tischen Darstellung der historischen Begebenheit,
sowie hinsichtlich der Aufbringung der Mittel zu
den Kosten der Erinnerungstafel müssen noch
weitere Verhandlungen stattfinden und wird die
Vereinsleitung ersucht das diesbezüglich notwen
dige zu veranlassen.
2. Nachdem der Archivraum des Museums
sich als sehr feucht erweist, müssen alle in diesem
Raume untergebrachten Schriften n. dgl. in das
Gemeindearchiv übertragen werden.
3. Als freie Eintrittstage in das Museum
werden für das Jahr 1909 dieselben Tage fest
gesetzt wie im Vorjahre, ferner der 25. uud 26. April.
Schließlich wird noch die Veranstaltung eines
gemeinsamen Ausfluges nach Rothenburg ob der
Tauber angeregt.
0er 26. April 1909.
Entsprechend den im vorstehenden Protokoll
des Ausschusses des Musealvereines gefaßten Be
schlüssen, hat die Stadtgemeinde-Vertretung in der
Sitzung vom 5. Februar ihre einhellige Zustim
mung zu ven vorgebrachten Anregungen gegeben,
und somit ist der hundertsten Wiederkehr des
Tages, der das größte Elend über die Stadt
Schärding gebracht hat, die Erinnerungsfeier, ge
sichert. -
Der Musealverein kann heute schon mit
Freuden sagen, daß für Schärding der nachfol
gende, tiefen Sinn ausdrückende Spruch wahr
wird, der in der Zeit der dritten französischen In
vasion seine Entstehung hat:
Prägt tief in Eure Herzen, Brüder,
Die Jahrzahl Eins Acht Null Neun,
Schreibt sie auf - alle Blätter nieder
Und ätzet sie in Erz und Stein!
Die Stadtgemeindevertretung und mit ihr
die Bewohner der Stadt werden diesen Gedächt
nistag in würdiger Weise begehen. Nach der am
Vormittage des genannten Tages abgehaltenen
Sitzung der Stadtgemeindevertretung wird die
letztere einer Gedächtnismesse beiwohnen, woran
sich die Enthüllung der Gedenktafel am Rathause
reiht. Die Gedenktafel wird in Syenit (schwarzem