Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

Mr. 10. — 5. Iahrg. Keilagr r»rm .»Hchärdtnser Machenvlatt". Oktbr. 1809. 
Ds? )8 3 mml 6 p. 
Mitteilungen des Vereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des bau 
lichen Charakters der Stadt Schärding. 
: Kgl. wirkt. Rat Heinrich Leher ff. — Kruzifixe. — Gegen die Verwendung von Eternit 
als Dachdeckung. — Sprüche, gesammelt und mitgeteilt von Friedr. Holzinger, Lehrer 
in Taufkirchen. — Das Bombardement von Schärding 1809. 
Kgl. wirklicher Kat Heinrich Leher ch. 
In München ist ein Mann zu Grabe ge 
tragen worden, der bis zu seinem Tode für die 
Stadt Schärding eine lebhafte Sympathie be 
wahrt hat. Es ist dies der königliche Rat Hein 
rich Leher, der Begründer der populär geschrie- 
benenen, historischen Zeitschrift „Das Bayer 
land", der sein ganzes schriftstellerisches Wirken 
in Diensten der Vaterlandsgeschichte gestellt hat. 
„Das Bayerland" widmet denn auch seinem 
Heimgegangenen Schöpfer einen höchst ehren 
vollen, wohlverdienten Nachruf. Noch im ver 
gangenen Jahre machte Rat Leher unserem 
Städtmuseum einen* Besuch, wobei er sich 
äußerte: Ich betrachte Schärding im Vereine 
mit Neuhaus als eine liebe Hennatstadt, in der 
ich meine frohe Jugendzeit zugebracht habe. 
Die älteren Schärdinger erinnern sich noch 
des Vaters Heinrich Lehers ganz gut. Ersterer 
war ein vielgesuchter Arzt, Doktor der Medizin 
in Neuhaus. 
Ursprünglich widmete sich Heinrich Leher 
dem Apothekerstande, ging nach abgelegtem 
Staatsexamen zur Chemie über, verließ aber 
diesen Beruf nach einigen Jahren vollständig, 
und widmete -sich ausschließlich der schriftsteller 
ischen Tätigkeit'.'' Auf diesem Gebiete brachte er 
es zu hohen Ehren. Nebst zahlreichen Auszeich 
nungen für Kunst und Wissenschaft schmückte 
auch das Ritterkreuz des österr. Franz Josefs 
ordens die Brust des Verstorbenen. 
Das Stadtmuseum hat durch den Verlust 
Lehers auch einen empfindlichen Verlust erlitten. 
Mit Rat und Tat ging er stets gerne an die 
Hand. Wer weis, daß München mit seinen Ar 
chiven auch heute noch eine der wichtigsten 
Fundquellen für unsere Stadtgeschichte ist, der 
wird auch begreifen, welchen Wert es hat, dort 
einen hilfsbereiten, sachkundigen Berater zu 
haben. Den haben wir durch Lehers Tod 
verloren. Durch Lehers Bemühung ist es bei 
spielsweise gelungen, das Bild des Landgerichts- 
va§ öombaräement von Scbärding im Jabre 180Y. 
(Schluß.) 
Epidemische Krankheiten rissen ein, Ner 
venfieber 2c. Man hätte verzweifeln müssen, 
hätte nicht die Hoffnung, daß bis 4. Januar 
1810 das Land vollständig geräumt sein sollte, 
die Menschen aufrecht erhalten. 
Die Kriegskosten für Schärding betrugen 
zwar für diese Kriegsperiode nicht mehr als 
18.900 Gulden, doch der Brandschaden belief 
sich auf 783.600 Gulden. 
Der Wohlstand Schärdings war auf lange 
Zeit erschüttert. Die meisten Familien waren 
an den Bettelstab gebracht und auch von der 
Umgebung konnte keine ausgiebige Hilfe geleistet 
werden, weil alles von den Kriegsausgaben 
vollständig ausgesaugt war. 
Bayern, dem das Jnnviertel im Wiener 
Frieden abgetreten werden mußte, setzte in dem 
neuerworbenen Gebiete eine Regierung ein, deren 
Wirken sich in Schärding bald segensreich be 
merkbar machte. Die Stadt war nun der 
Grenze entrückt und der freie Verkehr zwischen 
den beiderseitigen Uferbewohnern brachte in 
Handel und Gewerbe wieder Leben und Rüh 
rigkeit. Die Einführung des Silbergeldes, die 
schnelle Gerechtigkeitspflege, die durchgreifende 
Handhabung der Polizeiordnung waren von 
wohltätiger Wirkung. 
Ein harte, drangvolle Zeit war nach diesen 
Kriegsstürmen an Schärding, sowie an ganz 
Oesterreich vorübergegangen; die Menschen konn- 
ten wieder freier aufatmen, sich der so not 
wendigen Ruhe und den Segnungen des Frie 
dens erfreuen, um die geschlagenen Wunden all 
mählich zu heilen. 
Noch einmal sah Schärding große Trup 
pendurchzüge als im Jahre 1815 hundertzwan 
zigtausend Mann österreichischer Soldaten durch 
Schärding an den Rhein hinauszogen. Bevor
	        
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