Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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Eiue solche Ortsgeschichte in kurzerZeit abzufas 
sen, kann nur in Orten gelingen,wo bereits eine aus- 
führlicheGeschichtederbetreffendenGemeindebesteht. 
An anderen Orten wird die Arbeit bedeu 
tend schwieriger sein. Hier bedarf es erst jahre 
langer Beobachtungen und geduldiger Sammel 
arbeit. Für jenen Lehrer aber wird das nicht 
so schwer sein, der Jahrzehnte lang an einem 
Orte wirkt und mit allen Verhältnissen seiner 
Gemeinde sehr vertraut ist. Wir denken auch 
gar nicht daran, daß dies alles schon in der nächsten 
Zeit verwirklicht werde. Wir hoffen aber, daß die 
Bewegung immer weitere Kreise ergreifen und auf 
Jahrzehnte hinaus wirken werde. Und dann 
werden solche Arbeiten die selbstverständliche 
Frucht der Vertrautheit mit der Heimatkunde sein. 
UI. 
Die Förderung heimatkundlicher Bestreb 
ungen haben sich im Lause der letzten Jahre 
verschiedene Kreise des Jnnviertels als Ziel ge 
setzt. Als erste und damit auch ausschlaggebende 
Tat ist die Gründung des M u s e a l Ver 
eines Schärding anzuführen, der Dank 
der nimmer ermüdenden Tätigkeit seines Ob- 
mannes, Herrn Apothekers Kyrie, so große Er 
folge aufzuweisen hat. Diesem Unternehmen 
folgten der Musealverein Alt-Braunau 
sowie die Gesellschaften zur Pflege der Brauri 
ll u e r und Rieder Heimatkunde. 
Alle diese Vereinigungen erstreben zwei Ziele, 
die innerlich verwandt sind, nämlich einerseits 
die Erhaltung, anderseits die Erforschung der 
heimatlichen Ueberlieferungen, in welcher Form 
immer wir sie antreffen. Diese gleichgerichteten 
Ziele haben nun die Veranlassung geboten, daß 
sich sämtliche Vereine im Verlaufe dieses Jahres 
zur „Innviertler Heimatkunde" 
zusammenschlossen. 
Die bisherigen Arbeiten dieser Vereinig 
ungen konnten, wie es sich im Anfange von selbst 
versteht, nur darauf hinzielen, das I n t er 
es s e in weiteren Kreisen des Jnnviertels zu 
wecken. Dazu dienten 
1) Die Veröffentlichungen kurzer Aus 
sätze, die entweder wie in Schärding als eigeneBei- 
lage („Der Sammler", 5 Jahrgänge) oder wie in 
Ried und Braunau in Feuilletonsorm in den dortigen 
Lokalblättern erscheinen („Rieder Heimatkunde" 
I.Heft, 96 Seiten und „Braunauer Heimatkunde")?) 
Die geehrte Lehrerschaft wird ersucht, diese Veröf 
fentlichungen nicht nur zu beachten, sondern selbst 
daran gütigst mitarbeiten zu wollen. 
2. Ferner versuchten wir durch Heraus 
gabe eines „Heimatkalenders" auch in 
solche Kreise zu dringen, die nur selten eine Zei 
tung zur Hand nehmen. Einen Kalender benützt 
das Volk das ganze Jahr hindurch und gar 
Letztere sind in Sonderabzügen (geheftet) zum 
Selbstkostenpreise von den betreffenden Gesellschaften in 
Ried und Mattighofen zu beziehen. 
nicht so selten greifen die Leute darnach, um 
nicht etwa bloß das Kalendarium zu besehen, 
sondern auch den textlichen Teil zu mustern. Der 
Kalender eignet sich infolge seines Inhaltes als 
Lektüre für Schüler höherer Klassen und da 
mit zur Anschaffung für Schülerbibliotheken. 
Und mit Freude war aus dem gediegenen 
Vortrage des Herrn Schulleiters Berger- 
K i m p l i n g zu entnehmen, daß ihm der 
Kalender geeigneten Lesestoff für die landwirt 
schaftlichen Fortbildungskurse geboten habe. Der 
Heimatkalender aus das Jahr 1910 war nur 
ein erster Versuch und es dürfte aller Voraus 
sicht nach gelingen, ihn nächstes Jahr bei gleich 
niederem Preise von 40 Hellern noch umfang 
reicher und bildlich schöner auszugestalten?) 
Dann waren wir noch auf einem 3) Ge 
biete tätig und zwar durch Herausgabe älte 
rer Ansichten aus dem Jnnviertel (iu 
Form von Ansichtskarten). Mit zwei Ausnah- 
men sind bis jetzt nur Ansichten aus dem Jahre 
1850 ausgegeben worden und zwar nach Litho 
graphien des Salzburgers W e i n m a n n. ■ 
Sie sind nach dem geschmackvoll illustrier 
ten Exemplar des Linzer Diözesan-Archives her 
gestellt und haben bezüglich ihrer Ausführung 
von fachmännischer lseite nur Lob geerntet. 
Mit der Herausgabe dieser Karten glaubten wir 
auch Zwecken der Schule zu dienen. Die An 
sichtskarte, auf Karton aufgeklebt, kann als ein 
nicht zu unterschätzender Lehrbehelf angesehen wer 
den. Ich verweise in dieser Hinsicht auf die Anreg 
ung des Herrn Oberlehrers S ch a m b e r g e r - Lohns 
burg in der Zeitschrift für Schulgeographie?) 
Die Tätigkeit der Gesellschaft zur Pflege 
der Heimatkunde soll noch viel weiter ausge 
dehnt werden, als es bisher möglich war, sie soll 
sich auf jeden Ort erstrecken. Hiebei mitzuarbeiten 
ist vor allem auch Sache der Lehrerschaft. Es ist, 
! wie ich glaube, am vorteilhaftesten, wenn die ge 
ehrte Lehrerschaft des Bezirkes sich selbständig 
organisiert, einen Obmann wählt, dem in jedem 
Gerichtsbezirke je ein Vertrauensmann zur Seite 
steht. Durch den Obmann und die Vertrauens 
männer sind Sie stets in engster Fühlung mit 
der Leitung der „Innviertler Heimatkunde". 
Zur Arbeit soll man von Zeit zu Zeit die 
fachmännische Anregung und Anleitung erhalten. 
Diese können Sie sich am unmittelbarsten durch die 
Lektüre der ausgezeichnet geleiteten und billigen 
Zeitschrift „Deutsche Gaue" verschaffen (Zeit 
schrift für Heimatforschung auf bayerischem Ge 
biete.)^) Die kurzen, inhaltsreichen und packend 
H Der Heimatkalender ist zu beziehen von Hans Mitter 
mann inRied u.jbei allen Kalenderverschleißern des Jnnviertels. 
2) Aus dem Schärdinger Bezirk erschienen folgende 
Ansichten: Schärding, Biechtenstein, Süden, Wernstein und 
Krempelstein. 
2) Zu beziehen von Frank in Kaufbeuren 
(Südbayern), jährlich 20 Hefte zu 2-40 Mark. Bis jetzt 
1 sind 10 Jahrgänge erschienen.
	        
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