Volltext: Der Sammler 2. Jahrg 1906 (1906)

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Die älteste Cchrauik der Stadt 
Kchardiug I- E. Lamprecht bezieht sich in 
seiner Geschichte von Schärding wiederholt auf eine 
geschriebene Chronik, die in der kgl. bayr. Hof- 
und Staatsbibliothek in München aufbewahrt war. 
Seitens der Musealgesellschaft wurde hier 
über an zuständiger Stelle angefragt, und freund 
lichst wurde umgehend die nachfolgende Antwort 
erteilt : 
„Unsere Bibliothek besitzt allerdings eine 
handschriftliche Chronik der Stadt Schärding bis 
zum Jahre 1770 (Bibliothekssignatur Cod. germ. 
4387). Gegen eine Abschriftnahme haben wir 
nichts einzuwenden. Unser Bibliotheks-Praktikant 
Dr. H. wäre bereit, eine Abschrift anzufertigen, 
und mögen Sie sich deshalb mit ihm direkt ins 
Benehmen setzen. Außerdem würden wir auch die 
Handschrift leihweise dorthin senden, falls der dor 
tige Magistrat darum ersuchen und sich verpflich 
ten würde, sie feuersicher zu verwahren und in 
seinen Amtsräumen abschreiben zu lasten. 
München am 12. Sept. 1906. 
Der Leiter: Dr. v. Laubmann 
kgl. Geheimer Rat. 
Seitens des Bürgermeisters Karl Altmann 
wurde in bereitwilligster Weise das Nötige veran 
laßt, um die städtische Sammlung bald in den 
Besitz der für die Stadt gewiß interessanten Ab 
schrift gelangen zu lassen. 
Ergänzung der geurerbegefchichtlichen 
Sammlung. Nach und nach erweitert sich diese 
wenig prunkhafte aber für die Stadtgeschichte um 
so interessantere Sammlung in erfreulicher Weise. 
Es ist in diesen Blättern schon wiederholt hervor 
gehoben worden, welche Gewerbe bereits vertreten 
find. Es empfiehlt sich nun einmal von jenen 
Gewerben zu sprechen, welche bisher noch nicht ver 
treten sind. Die Schuhmacher und das Handels 
gewerbe fehlen ganz. Von den Lederern und 
Weißgärbern, die jedenfalls eine. Organisation 
hatten, die über den ganzen Landesgerichtssprengel 
reichte, wie jene der Schwarzfärber, ist nur der 
Jnnungssiegel im Besitze der Sammlung. Von 
den Wachziehern und Lebzeltern kein Stück. Auch 
fehlen die Jnnungsschriften der Fleischhauer und 
Müller, welch letztere eine eigene Zunft bildeten. 
Die Protokollbücher derselben sollen noch vorhan 
den sein. Da der angestrebte Zweck dahin geht, 
womöglich von dem ganzen Gewerbsleben der 
Stadt ein Bild zu gewinnen, so ist es wohl ver 
ständlich, daß auf jegliches Vorkommen dieser Art 
die größte Aufmerksamkeit verwendet werden muß. 
I» einzelnen Fällen wird es gelingen, den langen 
Zeitraum von der Erfließung der herzoglich baye 
rischen Gewerbeordnung des 17. Jahrhunderts bis 
zur Aufhebung des Zunftswesens in den fünfziger 
Jahren des vergangenen Jahrhunderts zur Dar 
stellung zu bringen, wie dies beim Färbergewerbe 
bereits durchgeführt wird. Ohne Zweifel kann die 
städtische Sammlung bei einiger Bedachtnahme 
noch manche erfreuliche Vermehrung und Er 
gänzung erfahren. 
Um ein Beispiel hiefür anzuführen, sei 
erwähnt, daß die aus der Zimmermannszunft 
übrig gebliebenen Schriften, Protokolle und Zeich 
nungen rc. von außerordentlicher Reichhaltigkeit 
und daher von besonderem Interesse sind. Nur 
ging leider bis jetzt die Lade ab, die all den auf 
gehobenen Schriften und Bücheln erst den richtigen 
Hintergrund verleiht. Nun ist auch diese an das 
Museum überkommen. Zimmermeister Herr I. 
Schinagl hat über Ersuchen des Bürger 
meisters die Zunfttruhe des Zimmergewerbes dem 
städtischen Museum überstellt und hat sich ersterer 
hiefür gewiß den wohlverdientesten Dank erworben. 
Eine sehr schöne Truhe aus hartem Holze, die auf 
vier zierlich geschnitzten Füßen steht. Ein drei 
faches Schloßwerk versperrt den Deckel, der sich in 
Bändern aus der Rokokozeit bewegt. Die Truhe 
selbst ist stilgerecht ausgeführt und gehört der 
Kaiserzeit (1810) an. Die Sammlung gewinnt 
durch diese Widmung ein ganz besonders schönes 
und wertvolles Stück. 
Gleich erfreulich ist die Erwerbung der 
Bruderlade der Müller, was durch das Entgegen 
kommen des Tischlermeisters Herrn Alois Fischer 
möglich wurde. Dieselbe hat die Form eines 
Flügelkastens trägt zwei sehr schön gemalte 
Heiligenfiguren, die Patrone. Die einzelnen Laden 
zeigen reiche Verzierung. Am Fuße der Mittelnische, 
die einen figuralen Heiland trägt, steht die Jah 
reszahl 1641. 
Bisnun zählt die Sammlung die folgenden 
Zunfttruhen oder Bruderladen: Färber, Schneider, 
Schneidergehilsen, Brauer, Zimmermannshandwerk 
und Müller. Von sämtlichen, bis aus die Müller, 
sind auch die Jnnungsschriften und Handwerks 
ordnungen vorhanden. Ferner erliegen die Hand 
werksordnungen der Schreiner, Schmiede und 
Wagner, sowie der Klein-Hämmerer. Es ist dem 
nach die Aussicht auf endliche Zusammenfassung 
aller Gewerbe in nicht allzu große Ferne gerückt, 
und wenn dies gelingt, dann ist in sachlicher Be 
ziehung durch die Errichtung des städtischen 
Museums schon ein erfolgreicher Schritt zu ver 
zeichnen. 
Luwenstungen. 
(Fortsetzung.) 
105. Uotizeu zur §an- und Kunst 
geschichte Salzburgs von Friedrich Pirk- 
mayer, k. k. Archivdirektor des Ruhestandes, 
k. k. Regierungsrat rc. Mit der Widmung: Der 
geehrten Gesellschaft zur Begründung und Erhalt 
ung einer städtischen Sammlung bezw. zur Erhalt 
ung des baulichen Charakters der Stadt, zuge 
eignet von dem Verfasser. Salzburg 1903.
	        
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