Volltext: Der Sammler 2. Jahrg 1906 (1906)

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Burghüter seinen Sitz, dem in der Zeit von 1819 
bis 1848 der f. k. Kästner folgte. 
Bis zum Jahre 1863 war es k. k. kameral- 
ärarisch. Um letztere Zeit wurden die Kasten 
gebäude veräußert. Die Stadtgemeinde erstand 
dabei das Schloßtorgebäude um den Betrag von 
1600 Gulden. Der Turm ward längst abge 
tragen. 
So erzählen uns die altersgrauen Mauern, 
wenn wir das Tor durchschreiten und die zahl 
reichen Nischen und Winkel wissen auch davon zu 
reden, wie es im Innern des herzoglichen Turm 
gebäudes vor mehr als dreihundert Jahren aus 
gesehen hat. Es wird ihnen kein Abbruch ge 
schehen : Sie können weiter erzählen und dürfen 
sich vielleicht mancher Ergänzung ihrer Geschichte 
erfreuen, die ihnen nunmehr ins Haus gebracht 
wird. 
Es wird bereits rüstig an der Verwirklichung 
dieser Absicht gearbeitet und wenn auch zur Bewach 
ung des herzoglichen Schlosses ein Burghüter nicht 
mehr von Nöten ist, so wird doch des Burghüters 
einstige Behausung neuerlich zur Geltung kommen, 
als ein schützendes Obdach für Erinnerungen, die 
der flüchtigen Zeit abgerungen wurden. 
Sigmund Angermayer, über dessen Konflikt mit 
dem Stadtrichter Wolf von Maxlrein respektive 
mit dem Stadtmagistrate, reichliche Akten im Archiv 
erliegen. -— Später wurde es Eigentum der 
Brauersfamilien Schmalzgruber, Peyerer 1753, 
Peham 1838. Lamprechts Häuserverzeichnis 1865. 
Im Jahre 1769 gehörte es der ehrwürdigen 
Kreuzer-Versammlung, einer Vereinigung, welche 
zahlreichen Priestern den Lebensunterhalt ver 
besserte. Zur genannten Zeit waren 9 Priester 
in diesem Hause einlogiert. Nach Auflösung der 
Bereinigung kam das Haus 1792 wieder an die 
Familie Peyerer durch Kauf zurück. Das Gebäude 
ist dreimal abgebrannt 1703, 1724 und 1809. 
Die Fassade des Hauses ist reich und gut 
erhalten. Ein schöner Erker ziert dasselbe. Auf 
demselben ist das Bild der hlg. Dreieinigkeit an 
gebracht, nebst einer längeren Widmungsschrift. 
Der neue Besitzer wird an der Fassade und 
am Erker Nichts ändern und gestattet die kunst 
gerechte Renovierung des Bildes mit der Inschrift, 
wofür demselben gewiß von allen Freunden Alt- 
Schärdings Dank gebührt. 
vas stau; der Kreuzer-Uersammlungs* 
Priester. 
Eines der interessantesten Häuser der Stadt 
hat infolge Kaufes eineu neuen Besitzer erhalten. 
Das Haus Nr. 129 am unteren Stadtplatz hat 
Herr Leopold Seitz, Uhrmacher, angekauft. Das 
Hans hat eine interessante Geschichte. 1600 war 
es Eigentum des chursürstlichen Gerichtsschreibers 
Neubeitritt. 
Neubeigetreten ist der Gesellschaft Herr Alois 
Hofmann, Hotelbesitzer und Gemeinderai in Am 
stetten, geboren zu Schärding, mit einem Jahres 
beitrag von 5 Kronen. 
Lamprecbts Biographie. 
Die Anregung, die Sr. Hochwürden Herr 
Professor Dr. Franz Berger in Linz gegeben 
steileres aus alter Zeit. 
Gin Kiebesvrief ans dem vergangene« 
Jahrhundert. 
Das vorliegende Papier macht keinen An 
spruch auf Bedeutung. Es erzählt uns weder von 
geschichtlichen Ereignissen, noch von beachtenswerten 
Begebenheiten, es ist nicht geschrieben zum Lob 
und Preis eines verdienten Mannes, es ist nicht 
einmal schön und sinnig geschrieben und doch ist 
es originell. 
Ein Liebesbrief in einer ganz eigenen Form. 
Auf der ersten Seite stehen der sehnsüchtig harrende 
Anbeter und sein Schatz mit übers Kreuz ver 
schlungenen Annen. 
Ein vollständiges Trachtenbild, das uns die 
Zeit erkennen läßt. 
Der Schreiber im langen bis zu den 
Knöcheln reichenden Rocke, mit schwarzen Stulp 
stiefeln und kurzer Hose, grünem Latz und Weste 
und einem hohen, gestellten Hut mit breitem 
Bande. Der Rock ist violett im Tuche und mit 
2 Reihen Silberknöpfen besetzt. 
Die Auserwählte trägt einen langen Falten- 
rpck, ausgeschnittene Schuhe, ein schwarzes Leibchen, 
mit rotem Tuche umhüllt, und ebenfalls einen 
schwarzen Hut, der hochgestellt ist. 
Die Malerei ist gut erhalten und nimmt das 
Bild die ganze Blattseite ein. Umgeben ist das 
selbe von einem Kranze kleiner roter Blumen, die 
etwas mehr zeichnerisches Können verraten als die 
Figuren. Der äußere Rand der ersten Seite ist 
mit blauen seidenen Bändern durchzogen, eine 
Huldigung für die Landesfarbe (blau weiß), baye 
risch. Die zweite Seite ist von einem roten 
Seidenbande eingesäumt, das ist der Tribut an 
die Farbe des Herzens. 
Unter dem Bilde auf der ersten Seite steht 
groß: „Katharina Waldnerin", darunter: Eins 
wie das Andere gegen einander thun, dreu Lieben 
und nicht verlaßen. Der nun folgende Text ist in 
roten und schwarzen Buchstaben geschrieben und 
zahlreichen Bildern, besonders „Herzen" bedacht. 
Es heißt unter Anderem: 
„Dieser Brief kommt einstens in das Haus, 
Wo nähmlich mein Schatz geht ein und aus, 
Meinen Namen thu ich nicht nennen,
	        
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