— 42
originell zu sein, erst machen müßte, wenn er
nicht schon vorhanden wäre. So beiläufig
steht das Gebäude aus, das nunmehr der städti
schen Sammlung dienen soll.
Passenderes und seltsameres hätte die
Stadt Schärding nicht mehr aufzufinden vermocht,
wird jeder Bescher sagen, der sich einen Blick für
vergangene Jahrhunderte bewahrt hat. Nicht zu
groß und nicht zu klein, letzteres insbesondere dann
nicht, wenn die ebenerdigen Gewölbe frei werden.
So wird das seit 1580 in seiner jetzigen Gestalt
bestehende Gebäude selbst zu einem mehr beach
teten Schaustück, auf welches es jederzeit Anspruch
erheben konnte, war es doch noch Zeuge der
Hofhaltungen der bayerischen Kurfürsten, die der
Stadt Glanz und Ansehen verliehen.
Auch äußerlich ist das Haus nunmehr dahin
gekennzeichnet, zu welchem neuen Zwecke es nun
mehr gewidmet bleiben soll.
Die der Gesellschaft bis jetzt zur Verfügung
gestellten Grabdenkmale haben in der Tordurch-
durchfahrt bereits ihre Plätze erhalten. Es sind
deren fünf:
1. Eine weiße Marmortafel mit sehr schöner
und guterhaltener Schrift, die uns folgendes
besagt:
Allda ruhet in Christa die wohledlgeborne
und tugendliche Frau Maria Euphrosina Prie-
lerin geweste Bürgermasterin allhier, so nach einer
langwierigen, mit größter Gedult übertragenen
Krankheit in Gott Seelig verschieden am 15 Juli
anno 1746. Welcher der allgütige Gott mit allen
christgläubigen Seelen eine fröhliche Auferstehung
verleihen wolle.
Hiezu wäre zu bemerken, daß der Mann
der Verstorbenen, Walfgang Prieler, kurbayerischer
Aufschlagsvisierer und Einnehmers zu Schärding
von 1734 bis 1769, also 35 Jahre, Stadt
bürgermeister war. Nachkommen aus der
Prielerschen Verwandtschaft sind heute noch
bekannt und ebenso bekannt ist, daß dieselben zwei
ausgezeichnete Oelporträts des genannten Bürger
meisters und seiner Frau, der Verstorbenen Maria
Euphrosina Prielerin im Besitze haben. Ja es ist
nicht einmal ganz ausgeschlossen, daß diese für
die Stadtgeschichte wertvollen Bilder seinerzeit in
die städtische Sammlung übergehen werden. —
Wenn dies wirklich zuträfe, so gewänne die
Schenkung des oben beschriebenen Grabsteines, der
auch ein ausgezeichnet erhaltenes Familienwappen
trägt, erhöhten Wert.
Wohlwollende Gesinnung einerseits und
glückliche Umstände und Zufälle anderseits sind und
bleiben auch für unsere Bestrebungen die maß
gebendsten Bundesgenossen, das besagt die bis jetzt
gemachte Erfahrung. Der Grabstein der Frau
Euphrosina Prieler ist ein Geschenk des Herrn
Glas, Fischer auf der Pram.
2. Die zweite weiße Marmortafel ist ein
Geschenk des Herrn Kunstmühlen- und Realitäten
besitzers Gustav Hast in Pfarrkirchen, eines ge
borenen Schärdingers. Diese Grabschrift be
sagt uns:
Allhier ruhet der wohledle und wohlweise
Herr Franz Schärtl, gewester, freyresignierter
Rathessreund und bürgerlicher Bierbrauer allhier
so in Gott seelig entschlafen den 24. April 1742
seines Alters im 62 Jahr.
Deme ist vorausgegangen seine erste Ehe
frau Maria Viktoria gebvrne Pruckbergerin den
28. Jully 1726 alt 32 Jahr und nachgefolgt seine
zweite Ehefrau Maria Helena geborne Greß-
näher haben, als in ihre eigenen Pfarrkirchen
Das Gelänte muß aber dem Baue und der
Größe der Kirche angemeßen seyn. Aus allen
diesen Gründen stellt sich die beantragte An
schaffung von Glocken im Gewichte von 77V 2
Zenter als hinlänglich gerechtfertiget dar, um so
mehr, als die nächsten Dorfkirchen zu Florian
und Suden ein eben so bedeutendes, teils sogar
ein größeres Geläute haben.
2.) Was die erwähnte Verwendung der
gesprungenen Glocke Nr 10 zu Suben betrifft,
so konnte das gehorsamst gefertigte lf. Pfleg
gericht ungeachtes alles Nachsuchend hierrorts
kein Aktenstück auffinden, welches eine Wür
digung dieses Antrages enthielte. Wohl aber
fand das Pfleggericht die Aeußerung der Pfarr-
gemeinde, worin diese sich entschieden weigert,
der hiesigen Pfarrkirche ihre Orgel oder eine
Glocke zu überlassen. Die Ersparung durch
Einschmelzung dieser nur 5 Zenter schweren
Glocke ist überdieß so unbedeutend, daß der
dießfällige Entfall am Preise keine besondere
Berücksichtigung verdient, und die Gefahren
nicht aufwiegt, welche durch die Aufregung
einer ganzen Pfarrgemeinde zu befürchten stehen.
3. ) Um zu erfahren, um welchen Preis
das Geläute zu stehen kämme, wenn hiezu das
Bruchmetall aus der k. k. Kanonengüßerey in
Wien abgegeben würde, ließ das k. k. Pfleg
gericht den Glvckengüßer Oberascher in Salzburg
vernehmen, der seinen dießfälligen Antrag dahin
abgab, daß er, wenn ihm feines sallein
brauchbares) Kanonenmetall in seine Werkstätte
nach Salzburg gestellt wird, er für die Arbeit
sowohl als den nothwendigen Zusatz von 11
Pfund reinen Bergzinn pr Zentner von 17 fl.
C. M. W. W. fordere, wobey aber zu berück
sichtigen wäre, daß von diesem Bruchmetalle
circa um 10 Zentner mehr abgeliefert werden
müßte, als das beantragte Geläute am Gewichte
haben soll, weil beym Umschmelzen beyläufig
10 Pfund per Zentner verloren gehen.
4. ) Daß der Glockenstuhl des neu her
gestellten Kirchthurms das beanträgte Geläute
sicher trägt, weiset schon das rückfolgende tech
nische Thurmbau-Elaborat nach; es wird sich
aber dießfalls insbesondere noch auf die allen
falls abzuverlangende Aeußerung des k. k. Herrn