Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

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tralkommission und brachte der Gründung unserer 
Gesellschaft das lebhafteste Wohlwollen entgegen. 
Infolgedessen fand auch die Angelegenheit mit den 
Grabdenkmälern einen Abschluß durch den der 
Hauptzweck, die Erhaltung derselben erreicht werden 
kann 
Daß trotz des Ausbleibens der hiedurch nötigen 
kostspieligen Arbeiten an der Kirche die !. k. Zentral 
kommission eine Beitragsleistung für den Trans 
port der in der Stadtgemeinde zerstreut liegenden 
Grabsteine bewilligte, ist in erster Linie eine 
freundliche Anerkennung für die Bestrebungen 
unserer Gesellschaft, die wir auch Herrn Hofrat 
Riegl mit zu danken haben 
Bei dem erwähnten Besuch stellte Hofrat 
Riegl auch fest, daß die Außenmaner unserer 
Stadtpfarrkirche bemalt war, und zwar mit figu- 
ralen Darstellungen aus dem 16 Jahrhundert, 
wie unmittelbar neben der Sakristeitür Jeder 
mann sehen kann. Unsere Stadt hat in seinem 
Gesamtbilde den besten Eindruck gemacht und 
noch bei der Abreise gab derselbe dem Wunsche 
Ausdruck, es möge dieses alte Stadtbild durch 
keinen gröblichen modernen Eingriff um seinen 
Reiz und seinen Wert gebracht werden. 
Wer dachte damals daran, daß dieser für 
Schärding warmfühlende Mann zum ersten und 
letzten Male sich in unsern Mauern befinden 
könnte? Jene, die Gelegenheit hatten, mit 
Hofrat Riegl zu verkehren, rechneten umsomehr 
mit einem bald sich wiederholenden Besuch, nach 
dem dessen Frau Gemahlin als die Tochter des 
hochgeschätzten Advokaten Dr. Johann Huber, der 
langjähriger Gemeindevertreter und Sparkasse 
direktor in Schärding war, ihre Kinderjahre hier 
verbrachte und freundliche Erinnerungen bewahrte. 
Hofrat Riegl wäre auch fürder unserem 
Unternehmen mit Rat und Tat an die Hand ge 
gangen, davon sind wir überzeugt, und darum so 
wohl, als auch wegen seiner bereits betätigten wohl 
wollenden Gesinnung wird demselben unsere Gesell 
schaft ein freundliches dankbares Andenken bewahren. 
Zuschritt der K. k. Zetitralkommi$$ioii 
in Älen. 
Nachdem über Veranlassung der k. k Zen 
tralkommission das beschöfliche Ordinariat in Linz 
den Auftrag gegeben hat, daß die an der Kirchen 
mauer befindlichen Grabtafeln in die Kirche zu 
überstellen sind, entfiel für die Gesellschaft 
die Durchführung dieser Arbeit und somit die 
Kosten hiefür. Dessenungeachtet hat dieselbe aber 
dennoch mit bedeutenden Ausgaben zu rechnen, 
weitn die noch zerstreut umherliegenden Steine in 
der Stadt gesammelt und aufgestellt werden 
sollen. 
Um die erwähnte Absicht durchführen zu 
können, hat sich das Arbeitskomite mit einer bitt- 
lichen Eingabe um Beitragsleistung an die k. k. 
Zentralkommission in Wien gewandt, seitens 
welcher das nachfolgenden Schreiben einlangte: 
Z 879 ex 1905. Wien am 22. Juni 1905. 
Mit Bezug auf die geschätzten Zuschriften 
vom 4. Mai und 3. Juni l. I begrüßt die Zen 
tralkommission die in Aussicht genommenen 
Aktionen, der Wiedergewinnung der in Schärding 
befindlichen nunmehr als Pflastersteine und der 
gleichen verwendeten Epitaphien und beehrt sich zur 
Förderung dieser Aktion eine Subvention von 
Fünfzig (50) Kronen im Wege der Postsparkasse 
wohl selten freigiebiger umgesprungen worden. Die Landeskommission, die selbst eintreten hätte 
sollen, kann nur ein bestimmtes Quantum Holz anweisen, das auch erst gefällt werden muß, — sie 
legt die Pläne ad acta und im klebrigen soll sich die Vogtey, wenn auch ihr Kasteit leer ist, an jene 
Individuen wenden, welche noch ein Geld haben könnten, und fromm genug wären, sich zur 
Herausgabe bestimmen zu lassen, nachdem ein Jahr früher von den Franzosen mit Gewalt alles 
geraubt und geplündert wurde. 
Die provisorische Landesregierung hatte jedoch kein langes Leben. An ihre Stelle trat das 
königlich bayerische Generalkreiskommisfariat des unteren Donaukreises, dem die Stadt Schärding zu 
geteilt wurde, nachdem dieser Landesteil sowie auch Salzburg und Berchtesgaden am 29. Sep 
tember 1810 in feierlichem Akte zu Ried an Max Josef den Ersten, König von Bayern übergeben 
wurde. 
Bon diesem Geschehnis gibt uns auch eine' Zuschrift des nunmehr wieder königlich bayerischen 
Stadtmagistrates Schärding vom 19. März 1811 an das königliche Generalkommissariat Kunde, in 
dem dargetan ist, daß infolge des Auftrages der bestandenen provisorisch französischen Landes 
kommission alle Kräfte aufgeboten werden müßten, um die Stadtpfarrkirche unter Dach zu 
bringen. 
Der unterzeichneten Kirchenverwalter (ber Bürgermeister) - heißt es wörtlich — tat das 
Aeußerste und hat teils durch aufgenommene Kapitalien, teils durch mildtätige Beiträge eine Summe 
von beinahe 3000 fl zusammengebracht. 
Da aber die Ausgaben um die Hälfte mehr betrugen, was der hier beigegebene Ausweis zu 
ersehen gibt, so konnten manchen Kontisten gar nicht befriedigt werden, die nun sowie die Gläubiger, 
welche die Kapitalien bisher unverzinslich dargeliehen haben, umso mehr berücksichtigt werden müssen,
	        
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