Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

wendet worden sind, werde ich erheben und nach 
meiner Rückkehr nach Wien berichten. Sollte dies 
der Fall sein, so würde die Entscheidung über das 
Alter des in seinen Grundformen solange fest 
gehaltenen Gegenstände ohne Kenntnis der Fnnd- 
verhältnisse vielleicht unmöglich sein. 
Lamprechts Karte rum politischen Bezirk 
Schärding 
Dieses wertvolle Vermächtnis unseres Stadt- 
chrvnisten führt den Titel: 
Special-Karte der Bezirkshauplmannschaft 
Schärding oder Colegialgerichtsbezirkes „Schärding". 
Nach Bezirksgerichten, Ortsgemeinden, Cata 
stralgemeinden und Pfarreien eingeteilt. Nach den 
zuverlässigsten Quellen bearbeitet und gezeichnet 
von Johann Evangelist Lamprecht, Weltpriester 
anno domini 1851. 
Maßstab 46.800fache Verjüngung. Format 
80 : 100. 
Dieses Meisterstück kartographischer Zeichen 
und Kolorierkunst ist auch reich an Bildern, die in 
breitem Rahmen die Karte einsäumen. Außerdem 
sind statistische Uebersichten in reicherFülle beigegeben. 
Oben in der Mitte der Randverzierungen 
erscheint das Schärdinger Stadtwappen, darüber 
der österreichische Doppeladler. Das Wappen 
hängt an einem Blumengewinde, das zwei Engel 
halten. In Braundruck nach einer Lamprech- 
lischen Zeichnung. 
Unmittelbar rechts und links schließen sich gothische 
Arabesken und Rosetten in lebhaften Farben an. 
In der linken Ecke ist das Längsbild in 
feiner Federzeichnung und in Douchemalerei eine Stadt 
ansicht von Schärding aus der Zeit, in der die 
Stadt entstanden ist. „Schärding von West". — 
In der gegenüberliegenden Ecke Markt „Raab" 
von Südost. Ebenfalls Federzeichnung von der 
Hand Lamprechts. 
In gleicher Darstellung erscheint unter dem 
Bilde Schärdings Maria Brunnental und unten 
Raab, Maria Brünl, wo Lamprecht gestorben ist. 
Nach abwärts schließen sich wieder bunte, 
gothische Arabesken an, dann folgen links 4 kleine 
Federzeichnungen: Suden, Zell an der Pram, An 
dorf und Otterbach. Rechts erscheint Schloß Er 
lach bei Raab, Schloß Krempvlstein an der Donau, 
dann nach unten am Fuße der Karte die Schlosser 
Vichteustein und Engelszell. Sämtliche Feder 
zeichnungen. Zwei Holzschnittbilder von Peuer- 
dach und Engelhartszell schließen den Rahmen, 
der in der Mitte unten in kaligrapisch schöner 
Schrift die Bezeichnung der Karte wiedergibt. 
- Im oberen Teile finden wir die Zeichen- 
und Schrifterklärung, sodann reiht sich die 
statistische Uebersicht daran. Bezirks- Orts- Kata- 
stralgemeinden-Einteilung. 
Die Seeienzahl," Häuserzahl, Ausmaße in 
Jochen und Klaftern, Ackerland, Wiesen, Gärten, 
Hutweiden, Waldungen, unproduktiver Boden, 
Bauareal und vorgeschriebene Steuern. Diese 
Tabellen finden am unteren Teile der Karte ihre 
Fortsetzungen. Die Karte selbst trägt alle mög 
lichen Vermerke und Einzeichnungen. — Da finden 
wir Stadt, Markt, Psarrdorf, Dorf mit einer 
Filialkirche, Konskriptionsortschaflen, Weiler und 
Einöden, Mayerhöfe, Bauernhöfe und Sölden, so 
genannte Leerhäuser, Mahl- und Sägemühlen, 
Eisenhammer, Hammerschmieden, Papiermühlen, 
Baumwollfabrik, Oelstampf, Gasthöfe und Schank 
häuser, Ruinen, Badeanstalten, Ueberfuhren, Strom, 
Flüßchen, größere mühlentreibende Bäche, kleiner 
Bach, Teiche, Lachen, Moor- und Sumpfboden, 
Erhöhungen und Berge. Trigonometrische Punkte, 
Höhenangaben über dem Meere, Hoch- und Nieder 
wald, Chausseen, Kommerzialstraßen, Feld- und 
Gemeindewege, Dampfschiffahrtsstationen, Ziegel 
ofen, Briessammlung Pfarrschule, Filial- und 
Mittelschule, Friedhöfe. 
Der Maßstab erscheint in der rechten 
unteren Ecke der Karte. Es sind deren drei ver 
zeichnet. Eine deutsche oder geographische 
Meile = 15 auf einen Grad des Aequators zu 
3904% Wiener Klafter. Eine österreichische Post 
meile 1467 auf einen Grad des Aequators jede zu 
4000 Wiener Klafter. Zwei oberösterreichische 
Reisestunden, 20 auf einen Grad des Aequators, 
jede zu 2828% Wiener Klafter. Im Norden 
weist die Karte bis Kellberg bei Passau, im 
Süden bis Steegen, Bezirk Peuerbach, im Osten 
bis zum Aschachflusse und im Westen bis Weih- 
mörting in Bayern. Die Karte ist das Produkt 
außerordentlichen Fleißes und großer Begabung 
und zugleich ein kaligraphisches Kunststück. 
Selbst mit derLupe kann man es nicht unterschei 
den, ob die Ortsnamen gedruckt oder gezeichnet sind. 
Die ursprünglich aufgestellte Behauptung, 
daß die Karte ein lithographischer Abzug ist, in 
dem die Namen und Strafierungen vorgedruckt 
und die übrigen Bezeichnungen und Vermerke von 
Lamprecht eingemalt sind — ist nicht richtig. 
Erstens ist diese Karte nie im Drucke 
erschienen und dann können die Buchstaben, 
die wie Druck aussehen, mit Wasser ausge 
waschen werden, was ja sonst ausgeschlossen wäre. 
Auch die gelbeStrafierung kann weggewaschen werden. 
Es ist demnach diese Bezirkskarte vom ersten 
bis zum letzten Striche eine Arbeit Lamprechts 
mit Feder und Pinsel, als welche sie auch von 
dem Generalkonservator der k. k. Zentralkommissivn 
vom Herrn Professor und Regierungsrat W. Ku- 
bitschek in Wien bezeichnet wurde, der diese Karte 
am 2. Juli 1905 sah. 
Herr Regierungsrat W. Kubitschek, der 
selbst Kartograph ist, bezeichnete dieses Werk 
Lamprechts n cht nur als interessant, sondern her 
vorragend und anstaunenswert. Um diese Reliquie 
Lamprecht'scher Schaffenskunst allgemein ersichtlich 
zu machen, wird dieselbe unter Glas und Rahmen 
gegeben, da aber die Farben bekanntlich unter 
Einfluß des Lichtes sehr leicht verblassen, so wird 
es sich empfehlen, das Bild verhängt zu lassen und den 
Vorhang nur während der Besichtigung wegzugeben. 
Herausgeber: D e Museal-Gesellschaft Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: J o h. Vees, Schärding, 
Druck I. VeeS, Schärding.
	        
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