Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

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Zuschrift 
drs Prästdiums dev k. k. Zrntval-Kam- 
mifsto« fiiv Kunst und historische Denk 
mäler i« Wien. 
Z. 510 ex 1905. 
„Mit besonderer Befriedigung hat die 
Zentralkommission einem Schreiben an den Gene 
ralkonservator Universitätsprofessor Dr. Riegl ent 
nommen, daß sich in Schärding eine Gesellschaft 
konstituiert hat, die es sich zur Aufgabe macht, 
eine städtische Sammlung zu gründen und die 
Denkmäler der Stadt zu konservieren und ersucht 
Euer Hochwohlgeboren, der Gesellschaft zu ihrer 
Konstituierung die Glückwünsche der Zentralkom 
mission zu übermitteln. 
Die Zentralkommission ist natürlich gerne 
bereit, die Bestrebungen der Gesellschaft nach 
Möglichkeit wärmstens zu fördern. Indem sie 
unter Einem beim Sradtpfarrer von Schärding 
wegen Ueberlassung der Epitaphien an der Um- 
sriedungsmauer der Pfarrkirche daselbst an das 
neubegründete Museum einschreitet, beehrt sie sich 
hinsichtlich der eventuellen Konservierung und 
Uebertragung der Epitaphien folgendes zu empfeh 
len. Die Uebertragung der Epitaphien ist durch 
einen erfahrenen Steinmetz durchzuführen. Das 
Absplittern der Schieferplatte ist solange sie den 
Unbilden des Wetters und Temperaturwechsel im 
Freien ausgesetzt sein wird, kaum hintanzuhalten. 
Das sicherste Schutzmittel ist die Transferierung 
in das Museum, bei welcher Gelegenheit die 
offenen Fugen und Risse mit Wasserglas einge 
lassen werden können. Die abgefallenen Splitter 
oder größeren Teile sind am besten nur mit Mi- 
neral-Steinkitt von Purkholzers Nachfolger Johann 
Schmidt, 4. Bezirk, Hofmühlgasse 17, Wien, zu 
beziehen. 
Der Präsident: Helfert. 
* * 
* 
Infolge dieser Zuschrift wurde seitens der 
Gesellschaft das nachstehende Ersuchschreiben an die 
Stadtgemeindevorstehung gerichtet: 
blaßgelb und ausgedorrt aus. Sogar dem 
säugenden Kinde wurde die Nahrung entzogen, 
welche die sorgfältige Natur in den Busen der 
Mutter verborgen hat und die diese Unmenschen 
ohne Eckel saugten. Auf der Schmidsölden in der 
Ortschaft Ernhäusl, das Weib lebt noch und heißt 
Anna Schusterbauer. 
Solange das Lager bei Scheerding und die 
große Armee im Nachzuge war dauerten die 
Plünderungen sowohl in der noch rauchenden 
Stadt als auf dem Lande fort, und es war kein 
Haus so entlegen, dessen Bewohner nicht hätten 
fliehen müssen. 
Ende. 
Die gefertigte Gesellschaft erlaubt sich in der 
Anlage die Zuschrift des Präsidiums der k. k. 
Zentralkommission für Kunst und historische 
Denkmäler zur Kenntnis zu bringen. 
Aus dieser Zuschrift geht hervor, daß seitens 
der k. k. Zentralkommission beim hiesigen Stadt- 
pfarramte wegen Ueberlassung der im Kirchhofe 
befindlichen Grabdenkmäler bereits interveniert 
wurde. 
Die. Gefertigte ersucht nun höflichst, daß 
seitens der Stadlgemeinde dieses Beginnen nach 
haltige Unterstützung finden möge. 
Es kommen aber hiebei nicht nur die an der 
Mauer befestigten Grabtafeln in Betracht, sondern 
auch die großen, breiten in der Erde liegenden 
Antrittssteine vor dem rückwärtigen Kirchen 
eingange und vor dem Turme. 
Des weiteren erlaubt sich die Gefertigte 
mitzuteilen, daß in der letzten Sitzung der 
k. k. Zentralkommission der Gedanke, die zu 
sichernden Grabdenkmäler im Torbogen des Mu 
sealgebäudes aufzustellen, gutgeheißen wurde. 
Demnach wäre es sehr zweckmäßig, wenn die ge 
ehrte Stadtgemeinde sich auch dieser Meinung 
anschließen könnte, da dies der einzig mögliche 
Weg ist, der sich zur Erhaltung der erwähnten 
Erinnerungen aus alter Zeit darstellt. 
Die gefertigte Gesellschaft möchte sich schließ 
lich erlauben, darauf hinzuweisen, daß es empfeh 
lenswert sein dürfte, die Grabdenkmäler in zwei 
Gruppen zu teilen; nämlich in die eine Gruppe, 
die Steine mit Schrift und Wappen enthält, 
und in eine zweite Gruppe, die jene in sich 
schließt, welche überdies noch einen siguralen 
Schmuck aufweisen. Die erstere Gruppe könnte 
ohne Gefahr an der Wand angebracht werden, 
während die zweite Gruppe in dem ebenerdigen 
Lokale rechts auf das Beste untergebracht werden 
könnte. 
Die k. k. Zentralkommission vertritt bezüglich 
der Konservierung den Standpunkt, letztere mir 
möglichster Raschheit durchzuführen, daher nach 
erfolgter Zustimmung seitens der Stadtgemeinde 
die Gesellschaft das Notwendige sogleich veranlassen 
würde 
Schärding, am 4. Mai 1905. 
Drr Ohma«« der Gesellschaft. 
Ueber diese Eingabe wurde in der Sitzung 
der Stadtgemeinde-Vertretung am 5. Mai ver 
handelt und die Zustimmung im gedachten Sinne 
einstimmig erteilt. 
Gleichzeitig ist die Stadtgemeinde mit dem 
Stadtpfarramte wegen Ueberlassung der Grab 
denkmäler in Verhandlung getreten.
	        
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