Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 24 (Nr. 24 / 2015)

Das Bild Oberösterreichs im frühneuzeitlichen Nachrichtenwesen 7 Rückgang der allgemeinen Bildung verschwanden solche Briefe, tauchen aber im Spätmittelalter wieder auf. Ihre Autoren sind hauptsächlich Gesand- te, Diplomaten und Heerführer. In solchen Nachrichtenbriefen (Brief- Zeitungen) informierten sie ihren Herrn über den Fortschritt ihrer Mission oder ihres Kriegszugs.9 Obwohl diese Schreiben die Briefform mit Anrede, Abschlussgrüßen und Gesundheitswünschen wahrten, bestand ihre Haupt- aufgabe in der Übermittlung von Neuigkeiten. Sie unterschieden sich von reiner Privatkorrespondenz auch dadurch, dass sie oft abgeschrieben und an weitere Personen verschickt wurden. Die Adressaten ließen die Brief- Zeitungen wiederum kopieren, um über die Neuigkeiten mit Verwandten, Freunden oder Beratern zu diskutieren. Aber auch die Autoren selbst stellten Abschriften ihrer Nachrichtenbriefe her, als sie entdeckten, dass sich für ihre Erzählung nicht nur der Adressat und Auftraggeber interessierte, sondern viele weitere Personen. So konnten sie für ihre Nachrichten sogar interessan- te Belohnungen in Form von Bargeld oder Sachgütern sowie eine wichtige Förderung der eigenen Karriere erhalten.10 In der Mitte des 15. Jahrhunderts entschlossen sich dann die ersten Personen dazu, ihren Lebensunterhalt als Berichterstatter zu verdienen Sie knüpften Kontakte zu verschiedenen Agenten und begannen, aus den gesammelten Informationen die ersten Zeitungen zusammenzustellen. So entstanden die ersten handgeschriebenen Zeitungen.11 Sie wurden auf einem einmal gefalte- ten Halbbogen Papier geschrieben, wobei die Nachrichten zwei bis drei Sei- ten füllten. Die Informationen waren ziemlich knapp formuliert, jeder Nach- richt wurde meist nur ein Abschnitt gewidmet.12 Der Autor verzichtete in der Regel auf persönliche Kommentare und unterschrieb sein Produkt auch nicht.13 Es gab aber auch Ausnahmen: monothematische handgeschriebene Zeitungen, in denen eine Geschichte ausführlich beschrieben und auch von Kommentaren und Prognosen künftiger Entwicklungen begleitet wurde. Diese handgeschriebenen Zeitungen entstanden in Handels- und Machtzen- tren wie Rom, Antwerpen, Wien, Paris, Nürnberg, Köln, Prag oder Bres- 9 Einen speziellen Typ stellen auch kaufmännische Nachrichtenbriefe mit Informationen über Wege, Mautgebühren, Preise usw. dar. Lindemann, Margot: Nachrichtenübermittlung durch Kaufmannsbriefe. Brief-„Zeitungen“ in der Korrespondenz Hildebrand Veckinchusens (1398-1428) (München/New York 1978) und Werner, Theodor Gustav: Das kaufmännische Nachrichtenwesen im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit und sein Einfluß auf die Entstehung der handschriftlichen Zeitung. In: Scripta Mercaturae 2 (1975) 3-51 10 Šimeèek: Poèátky (2011) 128-153 und Pražáková, Kateøina: Obraz Polsko-litevského státu a Ruska ve zpravodajství èeské šlechty (1450-1618) [Das Bild des Polnisch-litauischen Staates und Russlands in der Berichterstattung des böhmischen Adels (1450-1618)] (Èeské Budìjovice 2015) 47 11 Šimeèek: Poèátky (2011) 18-52 12 Schröder, Thomas: Die ersten Zeitungen. Textgestaltung und Nachrichtenauswahl (Tü- bingen 1995) 13 Pražáková: Obraz 49 und Šimeèek, Zdenìk: Poèátky novinového zpravodajství v èeských zemích [Anfänge des Zeitungswesens in den böhmischen Ländern]. In: Sborník historický 18 (1971) 5-38, hier: 10-11
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