Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 24 (Nr. 24 / 2015)

Hermann (Graf) Attems 291 kriegszeit wurde er Großoffizier und Komtur I. Klasse des Österreichischen Verdienstordens und erhielt mehrere Auszeichnungen des Roten Kreuzes.18 Im Jahr 1907 versuchten Teile des oberösterreichischen konservativen Adels Bezirkshauptmann Attems im Rahmen einer „organisierten Aktion“19 bei der ersten Reichsratswahl nach Einführung des allgemeinen und gleichen Wahl- rechts gegen die Kandidaten der Katholischen Volkspartei aufzustellen. At- tems sollte als „unabhängiger“ Kandidat im oberösterreichischen Wahlbezirk Urfahr-Leonfelden-Ottensheim antreten.20 Die Katholische Volkspartei no- minierte nach der Abschaffung der Wählerklassen (Kurien) bei den Reichs- ratswahlen keine adeligen Kandidaten mehr, was zu Verstimmungen und Spannungen bei Teilen des Adels führte.21 Die Kandidatur von Attems im Mühlkreis konnte von der Katholischen Volkspartei jedoch im letzten Mo- ment und mit Mühe verhindert werden22 – dies möglicherweise nur durch Pressepolemiken23. Attems erklärte, dass er auf die „von vielen Seiten“ und wiederholt ausgesprochene Einladung zur Kandidatur als Reichsratsabge- ordneter nicht eingehe, weil „die Frage der Kandidatur tiefgehende Spaltun- gen in der Bevölkerung des Bezirkes hervorzurufen“ drohe.24 Im April 1908 erhielt er den „Titel und Charakter eines Statthaltereirates“ verliehen, im August 1911 erfolgte schließlich seine Ernennung zum Statthaltereirat.25 Im Jänner 1909 wurde Attems vom Ministerium des Inneren mit der Leitung der Bezirkshauptmannschaft Linz(-Land)26 beauftragt.27 Die Amtsübernah- me verzögerte sich von 17. Februar bis 27. November 1909. Den bereits in den Ruhestand versetzten Statthaltereirat Gustav Graf Schmiedegg vertrat als „interimistischer Leiter“ Bezirksoberkommissär Anton Geberth. Attems hatte das Amt des Bezirkshauptmannes von Linz schließlich ein Jahrzehnt inne.28 Auch bei den letzten Landtagswahlen der Monarchie im Jahr 1909 trat Attems (für das mittlere Mühlviertel) als „unabhängiger“, konservativer 18 Sperl: Urfahr-Umgebung o. S. 19 Slapnicka, Harry: Oberösterreich unter Kaiser Franz Joseph (1861 bis 1918) (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 8, Linz 1982) 248 20 Ebd. 247-248; Slapnicka, Harry: Christlichsoziale in Oberösterreich. Vom Katholikenver- ein 1848 bis zum Ende der Christlichsozialen 1934 (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberöster- reichs 10, Linz 1984) 165-166, 391 21 Slapnicka: Franz Joseph 247 22 Slapnicka: Christlichsoziale 173; Slapnicka: Franz Joseph 108 23 Slapnicka: Franz Joseph 247 24 Zitiert nach: ebd. 248 25 OÖLA, Landesregierung – Personalakten, Sch. 7: Personalakt Nr. 109 (Hermann Attems), Standesausweis von Hermann Attems 26 Diese wurde auch als Bezirkshauptmannschaft Linz-Umgebung bezeichnet. Vgl. Sperl: Urfahr-Umgebung 31 27 OÖLA, Landesregierung – Personalakten, Sch. 7: Personalakt Nr. 109 (Hermann Attems), Standesausweis von Hermann Attems; vgl. ebd., Schreiben des k.k. Statthalters in Oberöster- reich an Attems vom 27. 1. 1909 28 Ebd.; Sperl: Urfahr-Umgebung o. S.
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