8 Roger M. Allmansberger
Überzeugung geteilt haben. Es verwundert daher eine Passage aus einem
Brief an Franz Haller aus Meran von 1979, in welchem er sich als Monar-
chist „outet“: „Deine Ansichten über das alte Österreich teile ich hundert-
prozentig. Das tun aber auch alle Einsichtigen in den Nachfolgestaaten, wie
ich von meinen Kollegen in den div. Oststaaten weiß. Noch im Jahre 1918
wäre die Sache zu retten gewesen, wenn Kaiser Karl (und seine uneinsichti-
ge Umgebung) den Anboten von Dr. Renner, dem nachmaligen Staatspräsi-
denten, gefolgt wäre. Wir wollen hoffen, daß der junge Otto v. Habsburg
einsichtiger geworden ist und aus den Fehlern seines Vaters gelernt hat.“13
Unter der Ägide von Dr. Anton Ritter von Avanzini absolvierte er am
23. Juni 1925 die Reifeprüfung am Bundesgymnasium Ried im Innkreis.
Thema seiner dafür notwendigen Hausarbeit war „Dr. Faust auf meinem
Handpuppentheater“.14 Im Herbst 1925 begann er sein Studium an der Uni-
versität Wien.
Schon sein Abschlusszeugnis wies den Weg zur Wahl der Studienfächer.
Während er in Mathematik, Altgriechisch und Philosophie mit einem „Ge-
nügend“ knapp das Maturaniveau erreichte, glänzte er in den Fächern Ge-
schichte, Geografie, Musik und Volkswirtschaft mit einem „Sehr Gut“.15 An
der Universität wählte Burgstaller ein Fächerbündel, welches der „Viel-
schichtigkeit seiner Interessensgebiete“ entsprach:16 Germanistik, (Kunst)ge-
schichte, Vorgeschichte, Volkskunde, Völkerkunde (heute Ethnologie), Geo-
grafie und Museumswissenschaften. Zu seinen Lehrenden an der Universität
Wien zählten die Historiker Wilhelm Bauer, Alphons Dopsch und Heinrich
Ritter von Srbik sowie der Dialektforscher Anton Pfalz, der Altgermanist
Rudolf Much, der Prähistoriker Oswald Menghin und der Volkskundler Ar-
thur Haberlandt.17 Des Weiteren belegte er Kurse bei Castle, Kluckhohn,
Kralik, Redlich, Brückner, Koppers und Schlosser.18 Auf einige dieser „geis-
tigen Väter“ wird weiter unten noch näher eingegangen. Nach fünf Studien-
jahren promovierte Ernst Burgstaller 1930 zum Doktor der Philosophie. Sei-
ne Dissertation verfasste er zum Thema „Richard Billingers expressionisti-
Zeit. Der Wandervogel in der deutschen Jugendbewegung. Hg. v. Ulrich Hermann (München
2006)
13 OÖLA, Nachlass Burgstaller, Sch. 88: Brief Burgstaller an Haller (31.7.1979)
14 Amt der oö. Landesregierung, Personalakt Dr. Ernst Burgstaller (23.6.1925), Abschluss-
und Reifezeugnis
15 Amt der oö. Landesregierung, Personalakt Dr. Ernst Burgstaller (23.6.1925), Abschluss-
und Reifezeugnis
16 Aldemar Schiffkorn – Dietmar Assmann, Hofrat Hochschulprofessor Dr. Ernst Burgstal-
ler, 65 Jahre. In: Oberösterreichische Heimatblätter 26 (1972) H. 1/2, 60
17 Kurt Holter – Siegfried Lehmann, Univ.-Prof. Ernst Burgstaller 70 Jahre. In: Jahrbuch des
Oberösterreichischen Musealvereins 121 (1976) 25
18 Vgl. In memoriam Ernst Burgstaller. Bio- und Bibliographie. Als Festgabe zu seinem
90. Geburtstag zusammengestellt von ehemaligen Hörerinnen und Hörern redigiert von
Dr. Josefa Burgstaller. Hg. v. Hermann Eiselen (Linz 2001) 4