Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

Kindererziehung und Jugendkultur 1940 – 1960 51 tigungsloser, sehr oft straffällig gewordener Oberösterreicher, der sich nun der Zahlung der Alimente entzog, indem er seine Arbeitsplätze und Wohnor- te rasch wechselte. Im Jänner 1940 drohte ihm der Fürsorgebeamte, er würde „die Einweisung in eine Arbeitsanstalt durchführen“, falls er „sich einer solchen Zwangseintreibung [der Alimente] durch Verlassen des Arbeitsplat- zes“ weiterhin entzöge.6 Ob das Verfahren, das drei Monate später in Linz lief und in dem es um die Verhängung einer „vorbeugenden polizeilichen Maßnahme“ ging, mit dieser Androhung des Fürsorgebeamten zusammen- hing oder mit der Zahl und Regelmäßigkeit seiner Straftaten, ist aus den Akten nicht eindeutig zu klären. Im April war noch von der „Vorbeugehaft“ Abstand genommen worden,7 im August wurde sie jedoch verhängt.8 Im Verwarnungstext, den der wegen 26 kleinerer Delikte Vorbestrafte im April unterschreiben musste, heißt es: „Es ist mir eröffnet worden, dass ich auf Grund meiner Vorstrafen – meines asozialen Verhaltens – als Berufsverbre- cher – als asoziales Element – anzusprechen bin“, und „dass zunächst von einer vorbeugenden Maßnahme […] Abstand genommen worden ist, um mir die Rückkehr in die Volksgemeinschaft zu erleichtern.“ Ende 1940 verliert sich seine Spur. Der Akt zu seiner Person, den die Linzer Kriminalpolizei anlegte, enthält als letztes Stück ein Schreiben des Gendarmeriepostens Naarn / Kreis Perg vom 16. März 1942: Auf die Anfrage der Linzer Kri- minalpolizei wurde von der Aussage der Mutter des Gesuchten berichtet, dass er im Jänner 1942 einmal bei ihr übernachtet und erzählt habe, „dass er in Russland bei der Organisation Todt9 sei. Er trug auch eine Uniform und [es] stand auf einer Armbinde geschrieben ‚Truppenführer der Organisation Todt’“; er habe kein Reiseziel angegeben und sie habe auch seither nichts von ihm gehört.10 In den Berliner Akten zu seiner Wehrmachtsdienstzeit gibt es keinen Hinweis auf die Organisation Todt, wohl aber finden sich Trup- penmeldungen über seine Teilnahme an verschiedenen „Unterführer“- 6 Archiv der Stadt Linz, Fürsorgeakten zu Othmar und Helga im Fürsorgeakt für alle 5 Kin- der, Nr. 422-5 Zecher 1938-1941 (enthält aber auch Akten davor und danach) [im folgenden: AStL, Fürsorgeakt Zecher], Jugendamt der Stadt Linz an den Vater von Othmar Zecher (Briefkonzept vom 13.1.1940, hinaus gegeben am 2.2.1940) 7 OÖLA, Sicherheitsdirektion Linz, Kriminalpolizei, Sch. 3, Zl. 316 [im folgenden: OÖLA, Sicherheitsdirektion], Verwarnung eines Berufsverbrechers, Staatliche Kriminalpolizei Linz, 15.4.1940, sowie „Verhandlung“ mit Verwarnungstext und Unterschrift des Verwarnten vom selben Datum 8 OÖLA, Sicherheitsdirektion, Staatliche Kriminalpolizei Linz an Landesgericht Linz (Briefkonzept vom 6.8.1940), sowie Einlieferungsanzeige des Polizeigefängnisses Linz (Or. vom 2.10.1940) 9 „Die Organisation Todt war eine nach militärischem Vorbild organisierte Bautruppe“, die 1938 gegründet und in den Kriegsjahren zunehmend mit Zwangsarbeiterrekrutierung ausge- baut wurde. Der Nachfolger des Begründers der Organisation Fritz Todt (1891-1942) als „Führer“ der OT und als Minister „für Bewaffnung und Munition“ war Albert Speer. (http:// de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Todt, 4.1.2012) 10 OÖLA, Sicherheitsdirektion, Gendarmerieposten Naarn, Kreis Perg, an die Staatliche Kri- minalpolizei Linz (Bericht vom 16.3.1942)
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