Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

30 Roger M. Allmansberger der volkskundliche(n) und soziologische(n) Verhältnisse der bäuerlichen Jungmännerbünde behandelnden Habilitationsschrift zu nehmen“.134 Burgstaller bezeichnete seinen „sehr verehrten Lehrer“135 Eugen Fehrle in einem Brief an diesen als „Hesiod (…) der neuen Germania“.136 Bis über dessen Tod hinaus hielt er Kontakt mit dessen Tochter Gretel Voll-Fehrle. Adalbert Depiny, geboren am 30. August 1883 in Budapest, war ein ös- terreichischer Heimatforscher und Volkstumspfleger sowie Land- tagsabgeordneter. Er entstammte einer Familie von Donauschiffern. Nach- dem er in Linz das Staatsgymnasium absolviert hatte, begann er in Wien Germanistik, Geschichte, Geografie und Klassische Philologie zu studieren. Er promovierte 1907 zum Doktor der Philosophie, worauf er seine Lehr- amtsprüfung ablegte und unterrichtete. Gerne bezeichnet man Depiny als „Gründer der wissenschaftlichen oberösterreichischen Volkskunde“, weil er nach dem Ersten Weltkrieg die Zeitschrift „Heimatgaue“ herausgab. Obwohl die Volkskunde in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Welt- kriegs immer stärker ideologisch besetzt wurde, hielt sich Depiny aus sol- chen Auseinandersetzungen heraus. Als Kulturreferent der Vaterländischen Front war er von 1934 bis 1938 Landtagsabgeordneter für den Bereich „Kul- turelle Gemeinschaften“. Das von ihm aufgebaute Volksbildungs-Referat löste man am 14. März 1938 auf und vernichtete einen großen Teil des For- schungsmaterials. Depiny plante eine umfassende Volkskunde Oberöster- reichs, konnte dies aber nicht mehr in Angriff nehmen, weil er am 19. De- zember 1941 im Alter von 58 Jahren einem Herzinfarkt erlag. Depiny war es, der Ernst Burgstaller 1936 als Sekretär der „Landesstelle Oberösterreich des Atlas der deutschen Volkskunde“ vorschlug. Laut eigenen Angaben machte er Burgstaller mit der volkskundlichen Kartografie vertraut, damit er seine „ersten Karten zur Verbreitung verschiedener Speisen und Gebäcke zeichnen konnte“. Diese bildeten „die kartographische Grundlage“ für sein erstes Buch über die oberösterreichischen Raunachtsmasken, welches al- lerdings „in seiner gesamten Auflage mit Manuskript und Illustrationen den Kriegseinwirkungen zum Opfer fiel“.137 Durch Hans Commenda lernte Ernst Burgstaller „die damals auf dem Land lebenden Lokalforscher in ihrer wichtigen Arbeit kennen und schätzen. Die Einsicht in das profunde Wissen mancher dieser einfachen Leute war bestens geeignet, nachdrücklich vor eventueller akademischer Überheblich- 134 Ernst Burgstaller, Dankansprache zur Feier zu seinem 70. Geburtstag. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 121 (1976) 26 135 OÖLA, Nachlass Burgstaller, Sch. 84: Brief Burgstaller an Hässler (27.9.1957) 136 Ebd.: Brief Burgstaller an Fehrle (17.7.1956) 137 Ernst Burgstaller, Dankansprache zur Feier zu seinem 70. Geburtstag. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 121 (1976) 26
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.