Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

284 Florian Schwanninger worden waren.413 Im Bezirk Braunau führte eine eintägige Busfahrt mit dem Titel „Verfolgung & Widerstand im Bezirk Braunau 1938 – 1945. Eine Er- fahrung mit Zeitgeschichte“ an verschiedene Orte, die in Verbindung mit Widerstand und Verfolgung während der Jahre 1938 bis 1945 stehen. Jede der sieben Stationen im Bezirk, an denen ReferentInnen sprachen, widmete sich einem speziellen Thema bzw. Bereich von Widerstand und Verfolgung. Die „Arisierungen“, die Militärjustiz am Beispiel Franz Jägerstätters, die so genannten „Asozialen“ und „Zigeuner“, die Verfolgung von Katholiken, der Widerstand der Arbeiterbewegung, die Opfer der NS-Euthanasie und die Zeugen Jehovas wurden in Beiträgen behandelt. Dieses Gedenkprojekt steht für die in den 2000er Jahren gewonnene Breite des Zugangs zum Thema Nationalsozialismus bzw. zu dessen Opfergruppen. Ein Projekt, das zeigt, dass Erinnerungsarbeit unter Einbeziehung und Mitwirkung breiter Kreise der Bevölkerung möglich ist, waren die Auffüh- rungen des Theaters Hausruck ab dem Jahr 2005. Das Stück „Hunt oder der totale Februar“ des Autors Franzobel widmete sich den Ereignissen während der Februarkämpfe 1934 im Hausruckviertel. Dieses zwischen den politi- schen Lagern in Österreich lange Zeit höchst kontrovers diskutierte Thema sorgte im Vorfeld für Misstrauen.414 Befürchtungen, das Theaterprojekt könnte „alte Gräben“ auf diesem zweigeteilten Feld der Erinnerung aufrei- ßen, bestätigten sich jedoch nicht. 2007 behandelte das Stück „Zipf oder die dunkle Seite des Mondes“ desselben Autors das KZ Redl-Zipf, in dem Rake- tenversuche vorgenommen wurden. Lange Zeit war dieses Außenlager kein Thema in der Region, und die Erinnerung wurde nur durch ausländische Häftlingsverbände aufrechterhalten.415 Die (Erinnerungs)Arbeit des Theaters erlangte schließlich auch im Ausland Anerkennung – nicht zuletzt durch ehemalige Häftlinge des KZ Redl-Zipf.416 Seit einigen Jahren nimmt sich auch eine lokale Initiative der Erinnerung an das Außenlager in Redl-Zipf an. Die Ziele der ARGE Schlier sind die Erhaltung der Baulichkeiten auf dem Gelände der Brauerei Zipf, die „Zusammenführung bzw. Dokumentati- on aller Informationen zu diesem Abschnitt unserer Vergangenheit“ und 413 Mitteilung von Fritz Fellner an den Verf., 19.9.2011. Ich danke Herrn Fellner für die Übersendung von Materialien zu dieser Gedenkstätte. 414 Vgl. Chris Müller, Von den Schmauchspuren des Bürgerkriegs zum Theaternebel. In: http://www. theaterhausruck.at/html/?p=486 (aufgerufen am 9.7.2012) 415 In einem Interview erwähnt der Autor, dass er erst im Zuge der Recherchen für das Stück „Hunt“ vom Außenlager Redl-Zipf erfahren habe, obwohl er aus der Region stamme. Vgl. Franzobel, So rasch wird man zum Monster. In: Die Presse 18.7.2007. Die erste Publikation zum Außenlager Redl-Zipf erschien in Frankreich, woher viele Häftlinge des Lagers stamm- ten: Paul Le Caer, Schlier. Hg. v. Amicale de Mauthausen (Paris 1984) 43-45 416 Vgl. http://oe1.orf.at/artikel/212766 (aufgerufen am 9.7.2012)
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