Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

282 Florian Schwanninger mal für elf ermordete Mollner BürgerInnen sowie zwei ermordete polnische Zwangsarbeiter zu errichten. Unter den elf Opfern befanden sich sowohl Zeugen Jehovas als auch Opfer der NS-Euthanasie und politisch Verfolgte. Eine Integration der Namen in das Kriegerdenkmal wurde, da es sich nicht um Kriegsopfer handelte, erst gar nicht in Erwägung gezogen, sondern es sollte ein eigenes Mahnmal an diese Menschen erinnern. Die Enthüllung des Mahnmals, gegen das sich kaum Widerstand geregt hatte, erfolgte im Jahr 2003. Nicht zuletzt stieß das Mahnmal auf Seiten der Verwandten der NS- Opfer auf positive Resonanz.404 Weitere Beispiele sind die Gemeinden Garsten und Bachmanning. Zu Garsten erschien im Jahr 2006 eine umfassende Darstellung der NS-Zeit und ihrer Opfer.405 Im Jahr 2007 wurde über Beschluss des Pfarrgemeinderates am Friedhof ein Mahnmal zur Erinnerung an die zehn GemeindebürgerInnen errichtet, die der NS-Euthanasie zum Opfer gefallen waren. Die Initiative war dabei vom Mauthausen Komitee Steyr ausgegangen.406 Im Juni 2011 wurde unter Anwesenheit des Bezirkshauptmannes und des Bürgermeisters in der Gemeinde Bachmanning im Bezirk Wels Land eine von einer lokalen Initiative initiierte Gedenktafel am Gemeindeamt angebracht. Sie erinnert an NS-Opfer mit verschiedenstem Hintergrund: an spanische und polnische Häftlinge des KZ-Nebenlagers Bachmanning, an die in Bachmanning – zu- mindest für einen Teil des Jahres – ansässige Sinti-Großfamilie Rosenfels- Jungwirth, an den im KZ Mauthausen ermordeten kommunistischen Wider- standskämpfer Alois Steiner sowie an Paul und Wladimir, zwei Kinder ost- europäischer Zwangsarbeiterinnen, die im „Fremdvölkischen Kinderheim“ in Schloss Etzelsdorf zu Tode kamen.407 Wie langwierig und konfliktreich sich ein derartiger Prozess auf lokaler Ebene gestalten kann, zeigt ein Beispiel aus der Gemeinde Zell am Petten- first. Der dort ansässige Kommunist und Regimegegner Richard Groher wurde 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ und „Feindbegünstigung“ hinge- richtet. Sein Name fand in den 1950er Jahren keinen Platz auf dem örtlichen Kriegerdenkmal, über sein Schicksal wurde kaum gesprochen. Grohers Wit- we lehnte es auch ab, dass der Name ihres Gatten auf ein Denkmal in Wien kommen sollte, da sie Angst vor zukünftigen Repressionen hatte. Verschie- dene Initiativen, Groher in das Gedenken zu inkludieren, waren ab den 404 Vgl. Gärtner, Erinnern 177-183 405 Karl Ramsmaier – Waltraud Neuhauser, Schwere Tage, dunkle Zeiten. Die NS-Zeit in Garsten 1938-1945 (Linz 2006) 406 Vgl. http://www.kirchenzeitung.at/index.php?id=28&tx ttnews[tt_news]=61160&cHash= 266ba78e2513ed203e603f29b42c7d6b (aufgerufen am 4.11.2012) 407 Vgl. http://www.antifa.co.at/berichte/bericht.html; http://www.kzverband-ooe.at/index. php/veranstaltung-mainmenu-39/87-gedenktafel-enthuellung-in-bachmanning-wels-land (aufgerufen am 26.7.2012)
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