Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

Ernst Burgstaller – Pionier und Workaholic 27 seine Entlassung zur Folge. Als „Minderbelasteter“ wurde er 1949 pensio- niert. Er verstarb am 11. November 1958 in Zipf in Oberösterreich.122 Rudolf Much wurde am 7. Oktober 1862 in Wien geboren. Er gilt bis heu- te als einer der bedeutendsten Vertreter der so genannten Germanischen Altertumskunde und Sprachwissenschaft. Er promovierte 1887 bei Richard Heinzel an der Universität Wien mit einer Arbeit „Zur Vorgeschichte Deutschlands“. Much entstammte einer national-konservativen Familie und zeigte großes Interesse an den großdeutschen Bestrebungen Georg von Schönerers. 1919 wurde er Mitglied im Geheimbund „Deutsche Gemein- schaft“, dem ebenfalls Arthur Seyss-Inquart angehörte. Trotz seiner groß- deutschen Einstellung stand er allerdings dem NS-Staat kritisch gegenüber, vor allem was dessen Bestrebungen anging, die Wissenschaft politisch zu instrumentalisieren. Aus diesem Grund schrieb er manch vernichtende Re- zension über unwissenschaftliche und ideologisch geprägte Veröffentlichun- gen zur germanischen Kultur, Religion und Mythologie. Much starb am 8. März 1936, also noch zwei Jahre vor dem „Anschluss“.123 Laut Ernst Burgstaller wies Rudolf Much in seinen Vorlesungen immer wieder „auf die skandinavischen Felsbilder als kulturhistorische Quelle“ hin,124 was ihm später für seine eigenen Forschungen zu den Felsbildern und -zeichnungen nützlich war. Oswald Menghin kam am 19. April 1888 in Meran zur Welt. Nach Ab- schluss des Gymnasiums 1906 ebendort studierte er Prähistorische Archäo- logie an der Universität Wien und besuchte das Institut für Österreichische Geschichtsforschung, wo er 1911 mit der Arbeit „Beiträge zur ältesten Sie- delungs- und Agrargeschichte Deutschtirols“ abschloss. 1913 habilitierte er sich zur Urgeschichte des Menschen. 1914 gründete er die Wiener prähisto- rische Gesellschaft und begründete die Wiener prähistorische Zeitschrift, die er bis 1946 selbst redigierte. Von 1919 bis 1926 war er Mitglied der „Deut- sche(n) Gemeinschaft“, wo er Arthur Seyss-Inquart kennenlernte. Er war also Mitglied desselben Geheimbunds wie Rudolf Much. Im Gegensatz zu diesem stand er dem NS-Regime allerdings positiv gegenüber, weswegen er sich am „Bekenntnisbuch österreichischer Dichter“ beteiligte, worin der Anschluss begeistert begrüßt wurde. Am 11. März 1938 wurde Menghin Unterrichtsminister im so genannten „Anschlusskabinett“ von Seyß-Inquart. In seine Amtszeit fielen das Anschlussgesetz und die „Säuberung“ der Uni- 122 Eberhard Kranzmayer, Anton Pfalz. Nachruf. In: Almanach der Österreichischen Akade- mie der Wissenschaften 108 (1958) 383-391 123 Hermann Reichert, Art. Rudolf Much. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 20 (o. J.) 273-279; Rudolf Simek, Art. Rudolf Much. In: Neue Deutsche Biographie 18 (1997) 250-251 124 Ernst Burgstaller, Dankansprache zur Feier zu seinem 70. Geburtstag. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 121 (1976) 25
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